Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
war, und einer von ihnen deutete an, daß es ein diablero sein könnte. Ich beschloß, anhand einer Darstellung dieses Erlebnisses die Indianer dieses Gebiets über ihren Glauben an die Existenz von diableros zu befragen. Ich sprach mit vielen Leuten, erzählte ihnen die Geschichte und stellte ihnen Fragen. Die drei folgenden Gespräche deuten an, was sie dachten.
»Glaubst du, es war ein Coyote, Choy?« fragte ich einen jungen Mann, nachdem er die Geschichte gehört hatte. »Wer weiß? Kein Zweifel, ein Hund. Zu groß für einen Coyoten.«
»Glaubst du, es könnte ein diablero gewesen sein?«
» Das ist doch Blödsinn. Solche Sachen gibts nicht.«
»Warum sagst du das, Choy?«
»Die Leute bilden sich so etwas ein. Ich wette, du hättest; gesehen, daß es ein Hund war, wenn du das Tier gefangen hättest. Einmal hatte ich in einer anderen Stadt etwas zu tun, stand vor Sonnenaufgang auf und sattelte ein Pferd. Als ich losritt, stieß ich auf einen dunklen Schatten auf der Straße, der wie ein riesiges Tier aussah. Mein Pferd scheute und warf mich aus dem Sattel. Ich war auch ganz schön erschrocken, aber es stellte sich heraus, daß der Schatten eine Frau war, die in die Stadt ging.«
»Willst du damit sagen, Choy, daß du nicht an diableros glaubst?«
»Diableros! Was ist ein diablero? Sag mir, was ein diablero ist!«
»Ich weiß nicht, Choy. Manuel, der in jener Nacht mit mir fuhr, sagte, daß der Coyote ein diablero gewesen sein könnte. Vielleicht kannst du mir sagen, was ein diablero ist?«
»Ein diablero, sagen sie, ist ein brujo, der sich in jede Gestalt verwandelt, die er annehmen will. Aber jeder weiß, daß das reinster Blödsinn ist. Die alten Leute hier sind voller Geschichten über diableros. Unter uns Jüngeren gibt es das nicht.«
»Was glaubst du, war das für ein Tier, Dona Luz?« fragte ich eine Frau in mittleren Jahren.
»Nur Gott weiß das sicher, aber ich glaube nicht, daß es ein Coyote war. Es gibt Dinge, die Coyoten zu sein scheinen, es aber nicht sind. Rannte der Coyote oder fraß er?«
»Er stand die meiste Zeit still, aber als ich ihn zuerst sah, fraß er, glaube ich, etwas. «
»Bist du sicher, daß er nicht etwas in seinem Maul trug?«
»Vielleicht tat er's. Aber sag mir, würde das einen Unterschied machen?«
»Ja, das schon. Wenn er etwas im Maul trug, war er kein Coyote.«
»Was war es dann?«
»Es war ein Mann oder eine Frau.«'
»Wie nennst du solche Leute, Dona Luz?«
Sie antwortete nicht. Ich fragte sie noch eine Weile, aber ohne Erfolg Schließlich sagte sie, sie wüßte es nicht. Ich fragte sie, ob solche Leute diableros genannt würden, und sie antwortete, daß »diablero« einer der Namen sei, die man ihnen gäbe.
»Kennst du irgendwelche diableros?« fragte ich.
»Ich kannte eine Frau«, antwortete sie. »Sie wurde getötet Es passierte, als ich ein kleines Mädchen war. Die Frau, sagten sie, verwandelte sich gewohnlich in eine Hündin. Und eines Nachts ging ein Hund in das Haus eines weißen Mannes, um Käse zu stehlen. Der weiße Mann tötete den Hund mit einem Gewehr, und in dem Moment, als der Hund im Haus des weißen Mannes starb, starb die Frau in ihrer eigenen Hütte. Ihre Verwandten versammelten sich und gingen zu dem weißen Mann und verlangten Wiedergutmachung. Der weiße Mann zahlte gutes Geld dafür, daß er sie getötet hatte..«
»Wie konnten sie Wiedergutmachung verlangen, wenn es nur der Hund war, den er getötet hatte?«
»Sie sagten, daß der weiße Mann wußte, daß es kein Hund war, weil andere Leute dabei waren, und alle gesehen hatten, wie der Hund sich wie ein Mensch auf seinen Hinterbeinen aufrichtete und nach dem Käse langte, der auf einem unter dem Dach hängenden Brett lag. Die Leute hatten auf den Dieb gewartet, weil der Käse des weißen Mannes jede Nacht gestohlen worden war. Darum tötete der Mann den Dieb und wußte sehr gut, daß es kein Hund war.«
»Gibt es heute noch diableros, Dona Luz?«
»Solche Dinge sind sehr geheim. Sie sagen, daß es keine diableros mehr gibt, aber ich bezweifle es, weil ein Mitglied der Familie des diablero lernen muß, was der diablero weiß. Diableros haben ihre eigenen Gesetze, und eins davon ist, daß ein diablero seine Geheimnisse an einen aus seinem Stamm weitergeben muß.«
»Was glaubst du, war das Tier, Genaro?« fragte ich einen sehr alten Mann.
»Ein Hund von einer der Ranchos aus der Gegend. Was sonst?«
»Es könnte ein diablero gewesen sein!«
»Ein diablero? Du bist
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