Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
Mein Körpe r entspannt e sich . »Set z dich , set z dich« , sagt e si e in einschmeichelnde m Ton . Si e wie s mi r eine n Platz , blie b abe r selbs t stehen.
Jetz t lächelt e si e zu m erstenmal , un d ihr e Auge n glänzte n sanft . Si e war nich t s o hübsc h wi e Josefina , un d doc h wa r si e di e Schönst e vo n allen.
Wi r schwiege n ein e Weile . Dan n erklärt e si e mir , da ß si e all e i n den Jahren , sei t de r Nagua l for t war , ih r Beste s geta n hätte n un d da ß si e sich hingebungsvol l de r Aufgab e gewidme t hätten , di e de r Nagua l ihnen aufgetrage n hatte.
Ic h verstan d nich t recht , wovo n si e sprach , abe r währen d si e sprach, spürt e ic h Do n Juan s Gegenwar t stärke r den n je . Nich t da ß si e sein Verhalte n ode r seine n To n fal l imitier t hätte : si e verfügt e übe r ein e innere Beherrschung , di e si e gan z wi e Do n Jua n handel n ließ . Ihr e Ähnlichkeit mi t ih m ka m vo n innen . Ic h sagt e ihr , ic h se i gekommen , wei l ic h Pablitos un d Nestor s Hilf e brauchte . Ic h sagte , obwoh l ic h etwa s lang sam , vielleicht soga r z u dum m se i de n We g de r Zaubere r z u verstehen , woll e ic h mich aufrichti g bemühen . Trotzde m seie n si e all e mi r mi t Boshei t un d Tücke begegnet.
Si e wollt e etwa s zu r Entschuldigun g sagen , abe r ic h lie ß si e nicht ausreden . Ic h nah m mein e Sache n un d gin g durc h di e Vordertü r hinaus . Sie lie f mi r nach . Si e versucht e mic h nich t z u halten , vielmeh r redet e si e sehr schnell , al s müss e si e sovie l wi e möglic h sagen , bevo r ic h meine n Wagen erreichte . Si e sagte , ic h müss e si e unbeding t anhören . Si e s e i soga r bereit, mi t mi r z u fahren , bi s si e mi r alle s gesag t hätte , wa s de r Nagua l ihr aufgetrage n hatte , mi r z u sagen . »Ic h fahr e nac h Mexic o City« , sagt e ich.
»Wen n e s nöti g ist , fahr e ic h mi t di r bi s nac h Lo s Angeles« , sagt e sie. Ic h wußte , da ß si e e s e rns t meinte.
»Meinetwegen« , sagt e ich , nu r u m si e au f di e Prob e z u stellen . »Steig ein.«
Si e zögert e eine n Moment , dan n stan d si e schweigen d d a un d blickt e zu ihre m Hau s hinauf . Si e hiel t ihr e gefaltete n Händ e knap p unte r der Nabelgegend . Si e dreht e sic h u m un d betrachtet e da s Tal , wobe i si e mit de n Hände n di e gleich e Bewegun g ausführte.
Ic h wußte , wa s si e tat . Si e sagt e ihre m Hau s un d de n düstere n Hügeln de r Umgebun g Lebewohl.
Do n Jua n hatt e mic h vo r Jahre n dies e Abschiedsgest e gelehrt . E r hatte betont , e s se i ein e ungemei n stark e Geste , un d ei n Kriege r müss e sie sparsa m einsetzen . Ic h hatt e nu r ei n paarma l Gelegenhei t gehabt , si e selbst auszuführen.
Di e Abschiedsgeste , di e l a Gord a jetz t ausführte , wic h etwa s vo n jener ab , di e Do n Jua n mic h gelehr t hatte . E r sagte , di e Händ e müßte n wi e zum Gebe t gefalte t werden , entwede r sacht e ode r seh r schnel l un d fest , sogar mi t eine m leichte n Händeklatschen . Da s Händefalten , wi e immer ausgeführt , dien t de m Zweck , da s Gefüh l einzusperren , da s de r Krieger nich t zurücklass e n will . Sobal d di e Händ e da s Gefüh l ergreife n und festhalten , werde n si e kraftvol l vo r di e Brust , i n Höh e de s Herzens gehoben . Dor t verwandel t da s Gefüh l sic h i n eine n Dolch , un d de r Krieger stich t sic h de n Dolc h i n di e Brust , wobe i e r ih n gleichsa m mi t b eiden Hände n hält.
Do n Jua n hatt e mi r gesagt , da ß ei n Kriege r nu r dan n au f dies e Weise Lebewoh l sagt , wen n e r Grun d ha t anzunehmen , da ß e r vielleich t nicht wiederkehre n wird . L a Gorda s Lebewoh l schlu g mic h i n seine n Bann.
»Sags t d u Lebewohl? « fragt e ic h n e ugierig . »Ja« , sagt e si e trocken.
»Führs t d u di e Händ e den n nich t vo r di e Brust? « fragt e ich . »Da s tu n nur Männer . Di e Fraue n habe n eine n Uterus . Dor t speicher n si e ihr e Gefühle.«
»Sol l ma n den n nich t nu r dan n au f dies e Weis e Lebewoh l sagen , wenn ma n glau b t , da ß ma n nich t zurückkehre n wird? « fragt e ich . »Gu t möglich, da ß ic h nich t zurückkehre« , antwortet e sie . »Ic h fahr e mi t dir.«
Mic h befie l ein e unbegründet e Traurigkei t - unbegründe t insofern , als ic h dies e Fra u j a ga r nich t kannte . Ic h hegt e nu r Zweife l un d Mißtrauen gege n sie . Abe r al s ic h i n ihr e klare n Auge n Nickte ,
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