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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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mache n un d si e würde tatsächlic h di e Klini k verlassen , w o si e au f de n To d lag . Ic h hatt e sogar Do n Jua n deshal b befragt.
    »Sicher , d u kanns t si e gesun d mache n un d si e daz u bringen , sic h aus diese r Todesfall e z u befreien« , sagt e er . »Wie? « fragt e ic h ihn.
    »E s is t gan z einfach« , sagt e er . »D u brauchs t si e nu r dara n z u erinnern, da ß si e ein e unheilbar e Krankhei t hat . D a si e ein e Todeskandidati n ist , hat si e Kraft . Si e ha t nicht s meh r z u verlieren . Si e ha t bereit s alle s verloren. Wen n ma n nicht s z u verliere n hat , wir d ma n mutig . Schwac h sin d wi r nur, solang e wi r un s noc h a n etwa s klammer n können. «
    »Abe r genüg t es , sie einfac h dara n z u erinnern? «
    »Nein , abe r da s wir d ih r de n Schwun g gebe n , de n si e braucht . Dan n mu ß si e di e Krankhei t mi t de r linke n Hand wegschieben . Si e mu ß de n Ar m nac h vor n schiebe n un d dabe i di e Hand krümmen , al s packt e si e eine n Türknauf . Si e mu ß schiebe n un d schieben un d dabe i sagen : raus , raus , raus ! Sa g ihr , si e soll , d a si e j a sons t nicht s zu tu n hat , jed e Sekund e de s ih r bleibende n Leben s nutzen , u m diese Bewegun g auszuführen . Ic h versicher e dir , si e wir d aufstehe n und fortgehen , wen n si e e s will. «

»Da s kling t s o einfach« , sagt e ich . Do n Juan lacht e vo r sic h hin.
    »E s erschein t einfach« , sagt e er , »abe r da s is t e s nicht . U m da s z u tun, brauch t dein e Freundi n eine n makellose n Geist.«
    E r blickt e mic h lang e an . E r schie n da s Ma ß meine r Sorg e un d Trauer u m mein e Freundi n abzuschätzen . »Natürlich« , fügt e e r hinzu , »wenn de i n e Freundi n eine n makellose n Geis t hätte , wär e si e ers t ga r nich t da hineingeraten. « Ic h erzählt e meine r Freundin , wa s Do n Jua n mi r gesagt hatte . Abe r si e wa r scho n z u schwach , u m dies e Armbewegun g auc h nu r zu versuchen.
    I n Josefina s Fal l beruht e mein e he i mlich e Zuversich t au f de r Tatsache, da ß si e ein e Kriegeri n mi t makellose m Geis t war . Wär e e s den n nicht möglich , s o fragt e ic h mic h insgeheim , di e gleich e Handbewegun g be i ihr anzuwenden?
    Ic h erzählt e Josefina , ihr e Unfähigkei t z u spreche n se i durc h irgen d eine Hemmun g bedingt.
    »Jaja , e s is t ein e Hemmung« , wiederholte n Ros a un d Lidia . Dann erklärt e ic h Jose f in a di e Armbewegun g un d sagt e ihr , si e soll e diese Hemmun g fortschieben , inde m si e de n Ar m au f dies e Weis e bewegte.
    Josefina s Auge n blickte n star r gerad eaus . Si e schie n i n Tranc e z u sein. Si e bewegt e de n Mun d un d stie ß kau m vernehmbar e Laut e aus . Sie versucht e de n Ar m z u bewegen , abe r ihr e Erregun g wa r s o stark , da ß sie nu r unkoordinier t herumfuchtel n konnte . Ic h versucht e ihr e Bewegungen z u führen , abe r si e schie n s o vo n Sinnen , da ß si e nich t einma l hörte , was ic h sagte . Ihr e Auge n glitte n au s de r Parallaxe , un d ic h wußte , gleich würd e si e i n Ohnmach t fallen . Auc h Ros a hatt e offenba r erkannt , wa s los war . Si e spran g auf , grif f nac h eine m Beche r Wasse r un d schüttet e e s Josefina in s Gesicht . Josefina s Auge n verdrehte n sich , bi s nu r noc h da s Weiße sichtba r war . Si e blinzelt e ein e Weile , bi s si e wiede r ihr e Auge n ausrichten konnte . Si e bewegt e de n Mund , bracht e abe r keine n To n hervor . »Berühre ihr e Kehle! « s chri e Ros a mic h an . »Nein , nein! « schri e Lidi a dazwischen.
    »Berühr e ihre n Kopf ! E s sitz t doc h i m Kopf , d u Dumme!«
    Si e packt e mein e Han d un d ic h lie ß widerstreben d zu , da ß si e si e auf Josefina s Kop f legte.
    Josefin a zittert e un d lie ß ein e Reih e schwache r La u t e hören . Irgendwie schiene n si e mi r melodische r al s di e unmenschliche n Schrei e vo n vorhin. Auc h Ros a mußt e de n Unterschie d bemerk t haben.
    »Has t d u da s gehört ? Has t d u da s gehört? « fragt e si e mic h flüsternd.
    Ma g sein , da ß ei n Unterschie d dagewese n war ; abe r jetz t stie ß Josefina ein e Folg e vo n Schreie n aus , di e noc h grauenhafte r un d groteske r waren al s zuvor . Nachde m si e sic h beruhig t hatte , schluchzt e si e noc h ein e Weile, un d dan n gerie t si e i n eine n euphorische n Zustand . Lidi a un d Ros e gelang e s schließli c h , si e z u beruhigen . Sichtlic h erschöpf t lie ß si e sic h au f die

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