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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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    »Ei n klebrige s Etwas , ein e zähe Kraft , di e un s Mensche n z u de m macht , wa s wi r sind . De r Nagua l sagte, da ß di e menschlich e For m formlo s ist . Ähnlic h wi e di e Verbündeten , di e er i n seine r Kalebass e trug , is t si e alle s mögliche , a be r obwoh l si e formlo s ist, häl t si e un s unse r Lebe n lan g gefange n un d verläß t un s nicht , bi s wir sterben . Ic h hab e di e menschlich e For m ni e gesehen , abe r ic h hab e si e in meine m Körpe r gespürt.«
    Dan n schildert e si e mi r ein e Reih e höchs t komplexe r Empfindun gen , die si e i m Lau f de r Jahr e gehab t hatt e un d di e i n eine r schwere n Krankheit gipfelten ; de r tiefst e Punk t diese r Krankhei t wa r ei n körperliche r Zustand, de r mic h a n Schilderunge n eine r schwere n Herzattack e erinnerte , di e ich gelese n hatte . Si e sagte , da ß di e menschlich e For m - dies e Kraf t - ihren Körpe r nac h schwere m innere n Kamp f verlasse n habe ; un d diese r Kampf äußert e sic h al s Krankheit.
    »E s hör t sic h s o an , al s o b d u eine n Herzanfal l hattest« , sagt e ich.
    »Vielleich t wa r e s das« , sagt e sie , »abe r ein s wei ß ic h gewiß : A n de m Tag, al s ic h diese n Anfal l hatte , verlo r ic h mein e menschlich e Form . Ic h wurde s o schwach , da ß ic h tagelan g i m Bet t bleibe n mußte . Sei t diese m Ta g hatte ic h nich t meh r di e Energie , mei n alte s Selbs t z u sein . Vo n Zei t z u Zei t habe i c h' s wiede r versucht , mein e alte n Gewohnheite n anzunehmen , abe r ich hatt e nich t di e Kraft , si e wi e eins t z u genießen . Schließlic h verzichtet e ich auc h darauf , e s z u versuchen.«
    »Waru m is t e s s o wichtig , da ß ma n sein e For m verliert? «
    »Ei n Krieger mu ß sein e m enschlich e For m loslassen , u m sic h z u verändern , u m sich wirklic h z u verändern . Sons t is t e s nu r ei n leere s Gered e vo n Veränderung - wi e i n deine m Fall . De r Nagua l sagte , e s se i nutzlo s z u glaube n ode r zu hoffen , ma n könn e sein e alte n Gewohnheite n ändern . Ma n kan n kei n Jota dara n ändern , solang e ma n a n seine r menschliche n For m festhält . Ein Kriege r weiß , da ß e r sic h nich t änder n kann , un d doch , s o sagt e der Nagual , mach t e r e s sic h zu r Aufgabe , dies e Änderun g z u versuchen , auch wen n e r weiß , da ß si e ih m ni c h t gelinge n wird . Die s is t da s einzige , was ei n Kriege r de n gewöhnliche n Mensche n vorau s hat . Ei n Kriege r ist niemal s enttäuscht , wen n e s ih m nich t gelingt , sic h z u ändern.«
    »Abe r d u bis t doc h noc h imme r d u selbst , Gorda , nich t wahr? «
    »Nein, nich t mehr . Da s einzige , wa s dic h glaube n läßt , d u seis t noc h d u selbst , ist di e menschlich e Form . Sobal d si e dic h verläßt , bis t d u nichts.«
      »Abe r d u sprichs t un d denks t un d fühls t doc h noc h genaus o wi e früher, ode r nicht? «
    »Keineswegs . Ic h bi n neu.«
    Si e lacht e un d drü c kt e mic h a n sich , al s o b si e ei n Kin d tröste n wollte.
    »Nu r Eligi o un d ic h habe n unser e For m verloren« , fuh r si e fort . »Wir hatte n da s groß e Glück , si e z u verlieren , währen d de r Nagua l noc h unter un s war . Ih r andere n werde t e s furchtba r schwe r haben . Da s i s t unser Schicksal . Derjenige , de r si e al s nächste r verliert , wir d nu r mic h als Begleite r haben . We r e s auc h sei n ma g - e r tu t mi r jetz t scho n leid.«
    »Wa s spürtes t d u noch , Gorda , al s d u dein e For m verlors t - auße r da ß du nich t meh r genu g Energi e hattest? «
    »De r Nagua l sagt e mir , da ß ein Krieger , wen n e r sein e For m verlore n hat , anfängt , ei n Aug e z u sehen. Imme r wen n ic h di e Auge n schloß , sa h ic h ei n Aug e vo r mir . E s wurd e so schlimm , da ß ic h e s nich t meh r aushalle n konnte ; da s Aug e folgt e mir, wohi n ic h auc h ging . Ic h wurd e beina h verrückt . Schließlic h gewöhnt e ich mic h daran . Jetz t bemerk e ich' s nich t einma l mehr , wei l e s ei n Tei l vo n mir geworde n ist.
    De r formlos e Kriege r benutz t diese s Auge , u m da s Träume n einzuleiten.
    Wen n d u kein e For m meh r hast , brauch s t d u nich t ers t einzuschlafen , um z u träumen . Da s Aug e vo r di r zieh t dic h a n sich , s o of t d u willst. «
    »Wo gena u is t diese s Auge , Gorda?«
    Si e schlo ß di e Auge n un d bewegt e di e Han d vo r ihre m Gesich t hi n und her.
    »Manchma l is t da s Aug

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