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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Worte mir nur keine Furcht erregen sollen, denn wenn du dich fürchtest, so handelst du, wie es dir zukommt, und wenn ich mich nicht fürchte, so handle ich, wie es mir geziemt.«
    »Das ist es gar nicht, so wahr mir Gott helfen soll«, antwortete Sancho Pansa, »sondern daß ich gewiß weiß, ja es selber gesehen habe, daß nämlich diese Dame, die sich für die Königin des großen mikomikonischen Königreiches ausgibt, das so wenig ist, wie meine Mutter; denn wenn sie das wäre, würde sie nicht immer mit dem da sich lecken, sowie man nur den Kopf dreht und den Rücken wendet.«
    Bei diesen Worten des Sancho überzog eine hohe Röte Dorotheas Gesicht, denn ihr Gemahl Don Fernando hatte wirklich einigemal heimlich seine Lippen einen Teil der Belohnung nehmen lassen, die seine Liebe verdiente, dies hatte Sancho gesehen, und er glaubte daher, daß dies mehr einer Buhlerin, als der Königin eines großen Reiches zukomme. Sie aber konnte und wollte Sancho nichts antworten, sondern ließ ihn fortsprechen, und er sagte weiter: »Dies sage ich nur, mein Herr, daß, wenn wir nun alle Wege und Stege durchlaufen haben, schlimme Nächte und noch schlimmere Tage überstanden, endlich einer die Früchte unserer Arbeit einsammelt, der hier in der Schenke sitzt. Darum hat es gar nicht so große Eile, den Rosinante zu satteln und den Esel und den Zelter zu rüsten, denn es ist besser, wir bleiben ruhig hier und essen unser Brot in Frieden und lassen den Teufel die Huren holen.«
    O hilf Himmel, wie erschrecklich war nicht die Wut, die sich des Don Quixote bemeisterte, als er diese unziemlichen Reden seines Stallmeisters vernahm! Sie war so furchtbar, daß er mit gebrochener und stammelnder Zunge, Feuerflammen aus den Augen schießend, ausrief: »O du nichtswürdiger Schurke, du schlechtdenkender, ungezogener, verräterischer, unwissender, dummer, verleumderischer, tollkühner Schwätzer und Lügner! Solche Reden wagst du in meiner und dieser durchlauchtigen Damen Gegenwart zu führen? Dergleichen Schändlichkeiten bist du rasend genug, nur in deine verrückten Gedanken aufzunehmen? Aus meinen Augen, du Mißgeburt von Abscheulichkeit, du Magazin von Lügen, Niederlage von Verleumdungen, Sammelplatz aller Niederträchtigkeit, Erfinder der Bosheit, Schwätzer der Tollheiten, du Feind alles Anstandes, den man königlichen Häuptern schuldig ist! Aus meinen Augen, und laß dich nicht ferner schauen, wenn du nicht meines Zornes gewärtig sein willst!« Dies sprach er, indem er die Augenbrauen zusammenzog, die Backen aufblies, nach allen Seiten umschaute und mit dem rechten Fuße heftig auf die Erde stampfte, alles Zeichen des Grimmes, der in seinen Eingeweiden wütete. Bei diesen Worten und rasenden Gebärden wurde Sancho auch so furchtsam und mutlos, daß er wünschte, die Erde möchte sich unter seinen Füßen auftun und ihn verschlingen; er wußte keinen anderen Rat, als daß er sich plötzlich umwandte und sich aus der Nähe seines erbosten Gebieters entfernte.
    Die verständige Dorothea aber, die schon hinlänglich mit der Weise Don Quixotes bekannt war, sagte, um seinen Zorn zu mildern: »Erzürnt Euch nicht, Herr Ritter von der traurigen Gestalt, daß Euer Stallmeister solche Torheiten vorgebracht, denn vielleicht hat er es nicht ohne Ursache getan, auch läßt sich nicht von seiner Redlichkeit oder christlichem Gewissen argwöhnen, daß er ein falsches Zeugnis ablege. Man muß daher glauben, ohne in ihn ein Mißtrauen zu setzen, daß, so wie nach Eurer Meinung, Herr Ritter, alle Dinge in diesem Kastell verzaubert sind, es auch wohl sein kann, daß Sancho durch diese teuflische Vermittlung das wirklich gesehen hat, was er jetzt zum Nachteil meiner Ehre gesehen zu haben behauptet.«
    »Beim höchsten allmächtigen Gott«, rief Don Quixote aus, »Eure Hoheit hat den rechten Fleck getroffen, irgendeine böse Erscheinung muß dem armen Sünder Sancho vor die Augen getreten sein, die ihm das gezeigt hat, was er ohne Bezauberung unmöglich sehen konnte, denn ich kenne die Redlichkeit und Unschuld des armen Pinsels zu gut, als daß er gegen irgend jemand ein falsches Zeugnis ablegen könnte.«
    »So ist es«, sagte Don Fernando, »deshalb müßt Ihr ihm auch, gnädiger Herr Don Quixote, vergeben und ihn in den Schoß Eurer Liebe zurückführen, sicut erat in principio, ehe dergleichen Erscheinungen sein Gehirn eingenommen haben.«
    Don Quixote antwortete, daß er ihm verzeihe, und der Pfarrer ging fort, um Sancho zu suchen, der demütig

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