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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Spitzbuben und keine Häscher! Ihr Straßenräuber unter Erlaubnis der heiligen Brüderschaft! Wer war denn der Narr, der diesen Verhaftsbefehl gegen einen solchen Ritter ausfertigte, wie ich bin? Wer war so töricht, nicht zu wissen, daß die irrenden Ritter von jedem Gerichte ausgenommen sind, daß ihr Schwert ihr Gesetz, Ihre Stärke ihr Gericht, ihr Wille ihre Vorschrift ist? Wer war jener Lumpenkerl, frage ich noch einmal, der es nicht wußte, daß kein anderer Mensch so außerordentliche Vorzüge und Freiheiten hat, als sie der irrende Ritter an dem Tage erhält, wenn er zum Ritter geschlagen wird und sich dem schweren Handwerke der Ritterschaft unterzieht? Welcher irrende Ritter zahlt Tribut, Zoll, Akzise, Fuhren, Fährgeld? Welcher Schneider legt ihm über seine Kleidung eine Rechnung vor? Welcher Kastellan nimmt ihn wohl in sein Kastell auf und läßt sich die Zehrung bezahlen? Welcher König zieht ihn nicht zur Tafel? Welche Jungfrau vertraut ihm nicht und übergibt sich gänzlich seiner Willkür? Und endlich, welcher irrende Ritter war, ist und wird wohl in der Welt sein, der nicht die Gewalt hätte, für sich ganz allein vierhundert Häschern Prügel zu geben, wenn sie ihm in den Weg treten?«

46. Kapitel

    Merkwürdiges Abenteuer mit den Häschern und furchtbare Wut unseres edlen Ritters Don Quixote.
    Indem Don Quixote dieses sprach, suchte der Pfarrer den Häschern deutlich zu machen, daß es Don Quixote am Verstande fehle, wie sie aus seinen Taten und Worten hinlänglich abnehmen könnten, darum, wenn sie ihn auch gefangen fortführten, so würden sie ihn doch sogleich als einen Unsinnigen wieder loslassen müssen. Worauf der mit dem Verhaftsbefehle antwortete, daß es nicht sein Amt sei, über Don Quixotes Unvernunft zu urteilen, sondern das auszurichten, was ihm von seinen Oberen anbefohlen sei, und daß, wenn er einmal gefangen, man ihn nachher dreihundertmal loslassen könne.
    »Dennoch«, sagte der Pfarrer, »werdet Ihr ihn diesmal nicht fortführen, auch wird er sich nicht fortführen lassen, soviel ich davon begreife.«
    Kurz, der Pfarrer wußte so viel Gründe vorzubringen und Don Quixote wußte so viel Narrheiten anzustellen, daß die Häscher noch närrischer als er selber gewesen wären, wenn sie nicht seinen Unverstand eingesehen hätten, sie fanden also für gut, sich zufrieden zu geben, ja obendrein den Frieden zwischen dem Barbier und Sancho Pansa zu vermitteln, die noch immer mit großem Eifer in ihren Zwist verwickelt waren. Doch brachten sie endlich als Mitglieder der Gerechtigkeit alles ins gleiche und zeigten sich als Schiedsrichter, so daß beide Parteien, wenn auch nicht zufrieden, doch so ziemlich beruhigt wurden, denn sie tauschten zwar die Kissen, aber nicht Gurt und Halfter um; und was den Helm Mambrins betraf, so bezahlte der Pfarrer heimlich und ohne daß es Don Quixote merkte, für das Bartbecken acht Realen, worüber ihm der Barbier eine Quittung ausstellte, daß er sich aller Rechte darauf für jetzt bis auf alle künftigen Zeiten entäußere.
    Da diese beiden Händel, als die vorzüglichsten und wichtigsten, geschlichtet waren, blieb nur noch das übrig, daß sich die drei Diener des Don Luis dareinfanden, zurückzugehen, und daß der eine blieb, Don Fernando auf seiner Reise zu begleiten. Da aber ein günstiges Schicksal und glückliches Verhängnis schon angefangen hatten, die Stangen zu zerbrechen und alle Schwierigkeiten zugunsten der Liebhaber und der braven Leute in der Schenke zu erleichtern, so sollte es auch zu Ende geführt und allem ein glücklicher Ausgang gegeben werden, so daß die Diener des Don Luis mit seinem Entschluß zufrieden waren, worüber Doña Klara so vergnügt wurde, daß jeder, der ihr Angesicht betrachtete, die Freude ihrer Seele darauf lesen konnte. Zorayda, ob sie gleich wenig von dem begriff, was sich zugetragen hatte, wurde immer traurig oder freute sich im allgemeinen, je nachdem sie diese Empfindung auf den übrigen Gesichtern wahrnahm, vorzüglich auf dem ihres Spaniers, von dem sie die Augen nicht verwandte und auf welchen sie ihre ganze Seele heftete. Der Wirt, der in der Meinung stand, der Barbier habe vom Pfarrer eine übermäßig große Abfindung erhalten, verlangte die Zehrung des Don Quixote nebst seinem Schaden wegen der Schläuche und des verschütteten Weines, wobei er schwur, daß weder Rosinante noch Sanchos Esel aus der Schenke kommen sollten, wenn ihm nicht alles bis auf den letzten Heller bezahlt wäre. Der Pfarrer

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