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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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allgemeinen Bewunderung sehen, wie fest die Freundschaft dieser beiden friedliebenden Tiere sein mußte, welche den Menschen zur Beschämung dient, die es so wenig verstehen, einer mit dem anderen Freundschaft zu halten. Deshalb heißt es: Freunde gelten nicht den Freunden: Aus den Stäben werden Lanzen; und dergleichen mehr. Es darf auch niemand der Meinung sein, daß der Autor sich hierin vom rechten Wege entfernt habe, indem er die Freundschaft dieser beiden Tiere mit der der Menschen vergleicht; denn von den Tieren haben die Menschen viele Dinge von Wichtigkeit angenommen und gelernt, wie das Klistieren von den Störchen, von den Hunden das Vomieren und die Dankbarkeit, von den Kranichen die Wachsamkeit, von den Ameisen die Vorsicht, von den Elefanten die Ehrbarkeit und die Treue vom Pferde.
    Endlich schlief Sancho ein am Fuße eines Korkbaumes, und Don Quixote schlummerte unter einer starken Eiche.
    Aber es war nur eine kurze Zeit verflossen, als er von einem Geräusch geweckt wurde, welches er hinter sich vernahm. Er stand erschreckt auf, um zu hören und zu sehen, woher dieses Geräusch komme; worauf er gewahr ward, daß es zwei Männer zu Pferde waren, wovon der eine sich aus dem Sattel hob und zu dem anderem sagte:
    »Steige ab, mein Freund, und nimm den Pferden die Zügel ab; denn wie es scheint, ist an diesem Orte Gras für sie im Überflusse, wie für mich Einsamkeit und Stille, welche meine verliebten Gedanken bedürfen.« Dies sagen und sich auf die Erde werfen, geschah in einem Augenblick, und indem er sich niederwarf, rasselten seine Waffen, woraus Don Quixote den sicheren Schluß zog, daß dieses ein irrender Ritter sein müsse. Er ging zu Sancho, welcher schlief, zog ihn beim Arm und brachte ihn nicht ohne viele Mühe zur Besinnung; dann sagte er zu ihm mit leiser Stimme: »Freund Sancho, wir haben ein Abenteuer.«
    »Gott gebe, daß es gut sei!« antwortete Sancho; »aber wo, gnädiger Herr, steckt denn Ihro Wohlgeboren der Herr Abenteuer?«
    »Wo, Sancho?« versetzte Don Quixote, »wende nur die Augen herum und sieh, so wirst du dort einen irrenden Ritter liegen sehen, der, wie es mir einleuchten will, nicht über die Maßen fröhlich ist; denn ich sah ihn vom Pferde steigen und sich mit Zeichen der Betrübnis auf den Boden werfen, und beim Niederfallen klirrten seine Waffen.«
    »Wovon wißt Ihr nun aber«, fragte Sancho, »daß dies ein Gaben teuer ist?«
    »Ich will nicht behaupten«, antwortete Don Quixote, »daß es bereits ein ausgemachtes Abenteuer sei, sondern nur der Anfang von einem; denn auf diese Weise fangen alle Abenteuer an. Aber horch, wie es mir scheint, stimmt er jetzt eine Laute oder Zither, und nach seinem Räuspern zu schließen, hat er wohl die Absicht, etwas zu singen.«
    »Das ist wahrhaftig so«, antwortete Sancho, »der Ritter muß also wohl verliebt sein.«
    »Es gibt keinen irrenden, welcher es nicht sei«, sprach Don Quixote; »laß uns aber zuhören, denn wir erraten vielleicht aus seinem Gesange den Inhalt seiner Gedanken. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.«
    Sancho wollte seinem Herrn noch etwas erwidern, aber die Stimme des Ritters vom Walde, die nicht sonderlich schlecht wie nicht sonderlich gut war, verhinderte ihn daran. Sie hörten beide zu und vernahmen folgendes:
Sonett
Wollt, Dame, mich doch nur mit einem Zeichen
Gemäß der harten Sprödigkeit begaben,
Das Allerschlimmste soll mich so erlaben,
Daß ich davon nicht händebreit will weichen.
Beliebt’s Euch, daß ich schweigend soll erbleichen,
So haltet mich für tot und für begraben;
Wollt Ihr ein seltnes Lied von Leiden haben,
Soll mein Gesang dem Amor selber gleichen.
Geschaffen bin ich aus den Gegenteilen,
Aus weichem Wachs und hartem Demantsteine,
Sich Amors Satzung meiner Seel’ ergiebet.
Hier ist die Brust, ob weich? ob hart? ohn’ Weilen
Drückt Ihr und schneidet ein, was Euch beliebet,
Und ich bewahr’ es ewig als das meine.
    Mit einem Ach! das aus der Tiefe des Herzens hervorzubrechen schien, endigte der Ritter vom Walde seinen Gesang, und bald darauf sagte er mit klagender und matter Stimme: »O du schönstes und undankbarstes Weib auf dem Kreise der Erden! Wie ist es denn nur immer möglich, durchlauchtigste Casildea von Vandalia, daß du es zugeben kannst, daß dieser dein gefangener Ritter sich in ewigen Wanderungen und in diesen schweren und harten Drangsalen verzehre und vernichte? Ist denn das nicht genug, was ich vollbracht habe, daß dich für die Schönste der Welt

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