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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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mich nur ein Faden von Seiden,
Gefällt dir’s, da drinnen zu wallen,
So folg’ ich mit zehntausend Freuden.
Tust du’s nicht, so schwört es dir heilig
Dein treuster und herzlichster Diener,
Aus den Bergen entflieh’ ich hier eilig,
Werd’ aus Bosheit gar Kapuziner!
    Hiermit endigte der Hirt seinen Gesang, und Don Quixote bat ihn, noch mehr zu singen, aber Sancho Pansa war nicht der Meinung, denn ihm lag mehr daran, zu schlafen, als Gesänge zu hören. Er sagte also zu seinem Herrn: »Euer Gnaden könnten sich nun auch wohl umsehen, wo Ihr die Nacht zubringen wolltet, da auch die Arbeit, die diese guten Leute des Tages haben, ihnen nicht erlaubt, die Nacht mit Singen hinzubringen.«
    »Ich verstehe dich, Sancho«, antwortete Don Quixote, »es leuchtet mir ein, daß deine Besuche beim Schlauch mehr eine Erquickung durch Schlaf als durch Musik verlangen.«
    »Es hat uns, Gott sei gedankt, allen gut geschmeckt«, antwortete Sancho.
    »Ich leugne es nicht«, erwiderte Don Quixote; »suche du dir nur eine Schlafstelle, doch Leuten von meinem Stande geziemt das Wachen besser. Bei alledem, Sancho, wäre es aber wirklich gut, wenn du mir das Ohr verbinden wolltest, denn es schmerzt mich mehr als billig.«
    Sancho tat, was er befahl; da aber einer von den Ziegenhirten die Wunde sah, behauptete er, es habe damit keine Not, er wolle sie bald heilen. Er nahm sogleich einige Blätter von Rosmarin, der dortherum wuchs, kaute sie, vermischte sie mit etwas Salz und legte sie auf das Ohr, indem er versicherte, daß es nun keiner anderen Medizin brauche, wie es sich auch befand.

12. Kapitel

    Was ein Ziegenhirt Don Quixotes Gesellschaft erzählte.
    Indem kam ein anderer Bursche, einer von denen, die aus dem Dorfe die Nahrungsmittel holten, hinzu und sagte: »Wißt ihr nicht, Kameraden, was im Dorfe los ist?« – »Wie sollen wir es wissen?« sagte einer von den anderen. – »Nun, so will ich euch sagen«, fuhr der junge Hirt fort, »daß heute früh der berühmte studierte Schäfer Chrysostomus gestorben ist, und wie man sich erzählt, ist er aus Liebe zu dem Teufelsmädchen Marcella gestorben, der Tochter des reichen Wilhelm, die auch in Schäferkleidern hier durch die Wildnisse zieht.«
    »Für die Marcella!« rief der eine aus.
    »Wie ich euch sage«, antwortete der Ziegenhirt, »und das Lustige bei der Sache ist, daß er in seinem Testament befohlen hat, daß man ihn auf freiem Felde wie einen Mohren begraben soll, und zwar am Fuße des Felsens, wo die Quelle zwischen den Korkbäumen entspringt, weil er sie an dieser Stelle zum erstenmal gesehen hat. Er hat noch mehr dergleichen befohlen, aber die Gemeindevorsteher sagen, sie gäben es nicht zu und dürften es nicht zugeben, denn es sei heidnisch. Darauf hat sein guter Freund, Ambrosius der Student, gesagt, der sich auch mit ihm zum Schäfer gemacht hat, sie müßten alles zugeben, wie es Chrysostomus befohlen habe, und nichts dürfe fehlen; und darüber ist nun das ganze Dorf in Alarm. Wie man aber sagt, so wird das doch am Ende geschehen müssen, was Ambrosius und die übrigen Schäfer, seine Freunde, wollen, und morgen, wie gesagt, soll er nun mit großer Pracht beerdigt werden. Und ich glaube, daß es da viel zu sehen geben wird, ich wenigstens gehe gewiß hin, um alles zu sehen, wenn ich nicht früh wieder ins Dorf muß.«
    »Das wollen wir alle tun,« sagten die Ziegenhirten, »und drum wollen wir losen, wer zurückbleiben und alle Ziegen hüten soll.«
    »Recht, Pedro«, sagte ein anderer, »aber ihr braucht nicht so viele Umstände zu machen, denn ich will für euch alle hierbleiben; und das ist keine Tugend von mir oder daß ich nicht neugierig wäre, sondern es geschieht wegen des Splitters, den ich mir letzt in den Fuß getreten habe, womit ich nicht laufen kann.«
    »Wir danken dir darum doch sehr«, antwortete Pedro. Diesen Pedro fragte Don Quixote, wer der Tote und wer die Schäferin sei, worauf Pedro erwiderte: »Soviel ich weiß, war der Gestorbene eines reichen Mannes Kind in der Nachbarschaft von unserem Dorfe hier in den Bergen; er hat viele Jahre in Salamanka studiert, und dann kam er in sein Dorf zurück, worauf ihn die Leute für übermäßig gelehrt hielten. Besonders, sagten sie, habe er die Wissenschaft von den Sternen inne und was dort am Himmel Sonne und Mond machten, und buchstäblich sagte er uns auch jeden Knips von Sonne und Mond vorher.«
    »Es heißt Eklipsis, mein Freund, und nicht Knips, wenn diese beiden größeren Gestirne

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