Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
der Himmel nicht, daß ich irgend jemand hintergehe, sei es auch nur um ein Haar seines Hauptes.«
    »Nun, in Gottes Namen denn«, sagte Sancho; »ich willige in mein Unglück, ich nehme, sage ich, die Buße auf mich, unter den festgesetzten Bedingungen.«
    Kaum hatte Sancho diese letzten Worte gesprochen, als sich die Musik der Flöten von neuem hören ließ, zugleich wurden auch von neuem unzählige Musketen losgefeuert, und Don Quixote fiel dem Sancho um den Hals und gab ihm tausend Küsse auf Stirn und Wangen. Die Herzogin, der Herzog und alle Gegenwärtigen gaben Zeichen der größten Zufriedenheit, der Wagen fing wieder an, sich zu bewegen, und im Vorbeifahren neigte die schöne Dulcinea das Haupt vor dem Herzogspaar und machte dem Sancho eine tiefe Verbeugung. Indem brach auch schon die fröhliche und lachende Morgenröte an: die Blümlein des Gefildes taten sich auf und entfalteten sich, und die flüssigen Kristalle der Bächlein, über weiße und graue Kiesel murmelnd, gingen fort, den Strömen ihren Tribut zu zahlen, die auf sie warteten; die Erde fröhlich, der Himmel heiter, die Luft rein, das Licht hell, jedes für sich und alles zusammen gab die deutlichsten Zeichen, daß der Tag, der auf die Schleppe der Aurora trat, hell und heiter sein würde. Das Herzogspaar war sowohl über die Jagd vergnügt als auch, daß sein Vorhaben so geschickt und glücklich ausgeführt war, und kehrte zu seinem Schlosse mit dem Vorsatze zurück, in seinen Täuschungen fortzufahren, denn es gab für dasselbe keine Wirklichkeit, die es so hätte vergnügen können.

36. Kapitel

    In welchem das seltsame und fast unglaubliche Abenteuer der Dueña Schmerzenreich alias der Gräfin Dreischleppina erzählt wird, nebst einem Briefe, welchen Sancho Pansa seiner Frau Therese Pansa schrieb.
    Der Herzog hatte einen Haushofmeister von sehr lustiger und aufgeweckter Gemütsart, der den Merlin dargestellt, alles zum vorhergehenden Abenteuer eingerichtet, die Verse ersonnen und einen Pagen abgerichtet hatte, die Dulcinea vorzustellen. Dieser erfand mit Beihilfe seiner Herrschaft ein anderes Abenteuer, so lustig und geschickt, als man es sich nur vorstellen kann.
    Die Herzogin fragte den Sancho am folgenden Tage, ob er schon sein Pensum von Buße angefangen habe, um die Dulcinea zu entzaubern. Er bejahte es, und daß er sich in derselben Nacht fünf Streiche gegeben habe. Die Herzogin fragte, womit er sie sich gegeben habe. Er antwortete: »Mit der Hand.« »Dies«, versetzte die Herzogin, »ist mehr ein Streicheln als ein Geißeln; ich halte dafür, daß sich der weise Merlin mit dergleichen Liebkosung nicht zufriedenstellen wird; es wird nötig tun, daß sich der gute Sancho eine Geißel aus Draht flechte oder mit Knötchen, die sich fühlen lassen, denn ohne Blut läßt sich das Vaterland nicht erretten, die Freiheit einer so großen Dame, wie es Dulcinea ist, kann nicht auf so leichte und wohlfeile Art gewonnen werden.«
    Worauf Sancho antwortete: »Gebe mir Eure Hoheit eine Geißel oder einen passenden Strick, so will ich mich damit schlagen, doch muß es nicht zu übermäßig schmerzen, denn Euer Gnaden muß wissen, daß, ob ich gleich nur ein Bauer bin, meine Haut doch mehr von der Seide als vom Holze an sich hat, und daß es unverständig wäre, mich zum Besten eines anderen zu martern.«
    »So sei es«, antwortete die Herzogin, »ich will Euch morgen eine Geißel geben, die gerade für Euch passen wird und sich so für Eure zarte Haut schicken soll, als wenn beide leibliche Geschwister wären.«
    Worauf Sancho sagte: »Wisse Eure Hoheit, meine allerliebste gnädige Frau, daß ich einen Brief an meine Frau Therese Pansa geschrieben habe, worin ich ihr alles erzähle, was sich mit mir zugetragen hat, seit ich von ihr bin; ich habe ihn hier im Busen, es fehlt nichts weiter daran, als die Aufschrift: ich wünschte, daß Eure Verständigkeit ihn lese, denn ich glaube, daß er ganz statthalterisch klingt, ich meine, wie ihn die Statthalter schreiben müssen.«
    »Und wer hat ihn unterzeichnet?« fragte die Herzogin.
    »Wer soll ihn unterzeichnet haben als ich armer Sünder?« antwortete Sancho.
    »Und habt Ihr ihn geschrieben?« fragte die Herzogin.
    »Nicht daran zu denken«, antwortete Sancho, »denn ich kann weder lesen noch schreiben, aber wohl unterzeichnen.«
    »Laßt ihn sehen«, sagte die Herzogin, »denn ich bin versichert, daß Ihr darin die Eigentümlichkeit und Größe Eures Genies offenbaren werdet.«
    Sancho holte einen

Weitere Kostenlose Bücher