Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
zurückkommen oder ob uns unsere Geschäfte Gelegenheit und Muße vergönnen werden; ich wünschte also, daß du dich auf dein Zimmer zurückzögest, als wenn du etwas Nötiges zur Reise suchen wolltest, und dir dort eiligerweise auf Abschlag der dreitausendunddreihundert Hiebe, die du dir geben mußt, ungefähr fünfhundert zuteiltest, was dir gut bekommen würde, denn wenn man eine Sache nur anfängt, so ist sie schon halb vollendet.«
»Bei Gott«, sagte Sancho, »Euer Gnaden muß wohl ganz unklug sein; das ist, wie man sagt, du siehst meine Schwangerschaft und verlangst eine Jungferschaft von mir. Jetzt, da ich auf nichts als einem Brette sitzen soll, verlangt Ihr, daß ich mir den Hintern entzweischlage? Wahrhaftig, wahrhaftig, Euer Gnaden hat keine Vernunft; gehn wir jetzt, um diese Dueñas, zu scheren, wenn wir wiederkommen, verspreche ich Euch, so gewiß ich ein ehrlicher Mann bin, eilige Anstalt zu machen, mich aus meiner Schuld zu wickeln, daß Ihr befriedigt werdet, und damit gut.«
Und Don Quixote antwortete: »Mit diesem Versprechen, mein lieber Sancho, bin ich getröstet, ich glaube, daß du es erfüllen wirst, denn so dumm du auch bist, so bist du doch wahrhaft und lauter.«
»Ich kann nicht lauter sprechen, als ich jetzt rede«, sagte Sancho, »aber wenn ich auch gar keine Zunge hätte, so wollte ich mein Wort doch halten.«
Hierauf gingen sie zurück, um den Zapfenhölzern zu besteigen, und im Hinaufsteigen sagte Don Quixote: »Verhülle dich, Sancho, und steige hinauf, Sancho, denn wer aus so weit entlegenen Ländern nach uns sendet, wird es nicht tun, um uns zu hintergehen, damit er die kleine Ehre davontrage, die ihm zufließen möchte, einen zu täuschen, der ihm vertraute; und wenn auch alles anders ausfiele, als ich es mir vorstelle, so wird doch keine Bosheit den Ruhm, diese Tat unternommen zu haben, verdunkeln können.«
»Auf, gnädiger Herr«, sagte Sancho; »denn die Bärte und Tränen liegen mir schwer auf der Seele, und ich werde keinen Bissen essen können, der mir gut schmeckte, bis ich sie in ihrer gehörigen Glätte wiedersehe. Steigt auf, gnädiger Herr, und verbindet Euch zuerst, denn wenn ich hinter Euch aufsitzen soll, versteht sich’s, daß der erst aufsteigen muß, der den Sattel einnimmt.«
»Dieses ist die Wahrheit«, versetzte Don Quixote, nahm aus seiner Tasche ein Tuch und bat die Schmerzenreich, es ihm gut über die Augen zu binden, und sowie es zugebunden war, band er es wieder los und sagte: »Wenn ich mich recht erinnere, so habe ich im Virgilius vom trojanischen Palladium gelesen, jenem hölzernen Pferde, welches die Griechen der Göttin Pallas gewidmet hatten, daß es mit bewaffneten Rittern angefüllt war, woraus nachher der gänzliche Untergang Trojas erfolgte; deshalb wird es gut getan sein, erst zu sehn, was der Zapfenhölzern in seinem Magen hat.«
»Es ist nicht nötig«, sagte die Schmerzenreich, »denn ich weiß, daß Malambruno weder boshaft noch verräterisch ist, steigt nur ohne alle Furcht auf, mein gnädiger Herr Don Quixote, alles Unglück, wenn eins erfolgen sollte, will ich verantworten.«
Don Quixote meinte, daß alles, was er noch zum Besten seiner Sicherheit erwidern könne, seinen Mut in ein nachteiliges Licht stellen würde, und deshalb bestieg er den Zapfenhölzern, ohne weiter zu streiten, und versuchte den Zapfen, der sich sehr leicht drehte; da er keine Steigbügel hatte und ihm die Beine herunterhingen, sah er nicht anders aus, wie eine Figur auf einer flamändischen Tapete, welche eine Gestalt aus einem römischen Triumphe vorstellte. Unwillig und mit aller Langsamkeit stieg Sancho hinauf und setzte sich hinten zurecht, so gut er nur konnte, er fand aber den Sitz ziemlich hart und durchaus nicht weich, deswegen bat er den Herzog, wenn es möglich wäre, ihm ein Kissen oder ein Pfühl zu geben, wenn es auch von der Fußbank der gnädigen Herzogin oder aus dem Bette eines Pagen wäre, denn die Hüften des Pferdes schienen mehr von Marmor als von Holz. Hierauf sagte die Dreischleppina, daß Zapfenhölzern durchaus keine Art von Decke oder Schmuck auf sich leide, was er tun könne, sei, sich nach Frauenart aufzusetzen, wodurch er die Härte weniger empfinden würde.
Sancho tat es und nahm Abschied, worauf er sich die Augen verbinden ließ, und als das Tuch zugebunden war, nahm er es wieder ab, schaute alle im Garten zärtlich und mit Tränen an und sagte, daß sie ihm bei dieser Unternehmung mit einigen Paternosters und Ave Marias
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