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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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der jenige, der in Zeit eines Jahres keine Waffen nehmen darf? Was verspreche ich denn also? Wessen unterfange ich mich, da es mir eher zukommt, eine Spindel als ein Schwert zu ergreifen?«
    »So hört doch auf, gnädiger Herr«, sagte Sancho; »die Henne mag leben, hat sie auch den Pips, denn heute mir und morgen dir, und bei solchen Dingen, wo Treffen und Prügeleien sind, kann man es nicht so genau abmessen, denn der, der heute fällt, kann morgen wieder aufstehen, wenn er nicht im Bette liegenbleibt: ich meine, daß er vorsätzlich in seiner Ohnmacht beharrt, ohne neue Kräfte für neuen Streit zu sammeln. Und jetzt steht auf, um den Don Gregorio zu empfangen, denn die Leute machen unten schon Lärm, ich glaube, daß er schon im Hause sein muß.«
    Und so war es auch wirklich, denn da Don Gregorio und der Renegat von ihrer Reise und Zurückkunft dem Vizekönige schon Nachricht gegeben hatten, so kam Don Gregorio, der begierig war, Anna Felix zu sehen, mit dem Renegaten in das Haus des Don Antonio, und obgleich Don Gregorio, als sie ihn von Algier abholten, in Weiberkleidern gewesen war, so hatte er sie doch in der Barke mit denen eines Sklaven vertauscht, welche er bei sich hatte; in welcher Tracht er aber auch sein mochte, so sah man, daß er reizend, edel und vornehm war, denn er war von außerordentlicher Schönheit und sein Alter betrug siebzehn oder achtzehn Jahre. Ricote und seine Tochter gingen ihm entgegen, der Vater mit Tränen und die Tochter mit Sittsamkeit. Sie umarmten sich nicht, denn wo große Liebe ist, pflegt man nicht große Kühnheit zu finden. Die vereinigte Schönheit des Don Gregorio und der Anna Felix erregte die allgemeine Bewunderung aller, welche sich zugegen befanden. Das Schweigen war hier die Sprache der beiden Liebenden, und die Augen waren ihre Zungen, womit sie ihre fröhlichen und keuschen Empfindungen entdeckten. Der Renegat erzählte die Art und Weise, wie er den Don Gregorio befreit habe. Don Gregorio erzählte die Gefahren und die Besorgnisse, in denen er sich unter den Weibern befunden, bei welchen er zurückgeblieben war, nicht mit weitläufigen Reden, sondern in so kurzen Worten, daß man sah, sein Verstand sei seinen Jahren vorausgeeilt. Endlich bezahlte Ricote auch alle mit großer Freigebigkeit, sowohl den Renegaten wie die übrigen, die die Ruder geführt hatten. Der Renegat vereinigte und versöhnte sich wieder mit der Kirche und wurde wieder aus einem faulenden Gliede ein reines und gesundes, durch Buße und Reue.
    Nach zwei Tagen sprach der Vizekönig mit Don Antonio über die Art und Weise, wie man es einrichten könne, daß Anna Felix und ihr Vater in Spanien blieben, da es ihnen nichts Unerlaubtes schien, daß eine so christliche Tochter und ein dem Anscheine nach so gutdenkender Vater hier wohnten. Don Antonio erbot sich, am Hofe deswegen zu unterhandeln, an den er doch wegen anderer Geschäfte notwendig gehen mußte, wobei er zu verstehen gab, daß sich dort durch Freundschaft und Geschenke die schwierigsten Dinge möglich machen ließen.
    »Nein«, sagte Ricote (der bei diesem Gespräch zugegen war), »hierbei darf man sich weder auf Freundschaft noch auf Geschenke verlassen, denn bei dem großen Bernardino de Velasco, Grafen von Salazar, welchem Seine Majestät den Auftrag unserer Vertreibung gegeben hat, gelten weder Bitten noch Versprechungen, noch Geschenke, noch Klagen. Denn so wahr es auch ist, daß er die Barmherzigkeit mit der Gerechtigkeit verbindet, da er sieht, daß der ganze Körper unserer Nation angesteckt und verderbt ist, so will er sich doch lieber des glühenden Eisens als der erweichenden Salben bedienen, und so hat er durch Scharfsinn und Eifer, und durch Furcht, welche er erregt, auf seine starken Schultern zur rücksichtslosen Ausführung die Last dieses großen Amtes übernommen, ohne daß unsere Pläne, Listen, Bewerbungen und Betrügereien seine stets wachen Argusaugen haben einschläfern können, damit keiner von den Unsrigen bleibe und sich verborgen halte, der als eine verborgene Wurzel mit der Zeit neue Schößlinge treibe und giftige Früchte in Spanien verbreite, das jetzt gereinigt und von aller Furcht befreit ist, in der unsere große Menge es versetzen mußte. Ein heroischer Entschluß des großen Dritten Philipps und eine beispielslose Weisheit, ihn von diesem Don Bernardino de Velasco ausführen zu lassen.«
    »Ich will auf alle Fälle, wenn ich dort bin, allen möglichen Fleiß anwenden, und der Himmel mag dann tun, was ihm

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