Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Ritterschaft gerät.«
    »O, mein Herr!« sagte Don Antonio, »Gott vergebe Euch das Unrecht, welches Ihr der ganzen Welt dadurch tut, daß Ihr ihren erheiterndsten Narren wieder gescheit machen wollt. Seht Ihr denn nicht, Señor, daß der Nutzen, welcher aus der Klugheit des Don Quixote entspringt, bei weitem nicht so groß sein kann als das Vergnügen, welches seine Unsinnigkeiten hervorbringen? Ich denke aber, daß alle Anstrengung des Herrn Bakkalaureus nicht hinreichend sein wird, einen Mann wieder vernünftig zu machen, der so durch und durch ein Narr ist, und wenn es nicht gegen die christliche Liebe wäre, so möchte ich sagen, möchte Don Quixote doch nie geheilt werden, denn mit seiner Heilung verlieren wir nicht nur seine Possen, sondern auch die des Sancho Pansa, seines Stallmeisters, wovon eine jede die Melancholie selbst lustig machen könnte. Aber dennoch will ich schweigen und ihm nichts sagen, um zu sehen, ob meine Vermutung nicht eintrifft, daß die Mühe, die sich der Herr Carrasco gegeben hat, keinen Erfolg haben wird.«
    Dieser antwortete, daß das Geschäft nun wenigstens im besten Gange sei, und daß er auf einen glücklichen Erfolg hoffe, und nach dem Don Antonio noch einmal versprochen, das zu tun, was ihm am liebsten wäre, nahm jener Abschied von ihm und ließ seine Rüstung auf einem Maultiere festbinden; er selbst aber bestieg das nämliche Pferd, auf welchem er den Zweikampf bestanden hatte, verließ noch an demselbigen Tage die Stadt und kehrte in seine Heimat zurück, ohne daß ihm etwas begegnete, welches verdiente, in dieser wahrhaftigen Geschichte aufgezeichnet zu werden.
    Don Antonio erzählte dem Vizekönige alles wieder, was ihm Carrasco erzählt hatte, worüber der Vizekönig keine große Freude hatte, weil mit dem Zurückziehen des Don Quixote die Lust verlorenging, welche alle diejenigen haben konnten, die von seinen Torheiten etwas erfuhren.
    Sechs Tage brachte Don Quixote in seinem Bette zu, höchst verdrießlich, traurig, nachsinnend und übel zugerichtet, indem er die unglückliche Begebenheit seiner Besiegung in seinen Gedanken hin und her wälzte.
    Sancho tröstete ihn unaufhörlich und sagte zu ihm unter anderen Reden:
    »Gnädiger Herr, hebt doch nur den Kopf in die Höhe, seid munter, wenn Ihr könnt, und dankt dem Himmel, daß, ob Ihr schon zur Erde gestürzt seid, Ihr doch keine Rippe gebrochen habt. Und da Ihr wißt, daß, wo man gibt, man auch kriegt, und daß man da nicht immer Speck findet, wo man eine Schwarte sieht, so schert Euch den Henker um den Doktor, denn Ihr habt in dieser Krankheit keinen nötig, der Euch kurieren müßte. Wir wollen nach Hause zurückgehen und es lassen, nach Abenteuern in Ländern und an Orten zu suchen, die wir nicht kennen, und wenn wir es recht betrachten, so bin ich am meisten dabei zu Schaden gekommen, wenn Ihr auch am schlimmsten dabei zugerichtet seid. Ich habe wohl mit der Statthalterschaft die Lust verloren, wieder Statt halte zu sein, aber deswegen habe ich noch immer Lust zum Grafen, was ich niemals werden kann, wenn Ihr nicht mehr König werdet, da Ihr von der Ausübung der Ritterschaft ablaßt, und so werden alle meine Hoffnungen in Rauch verwandelt.«
    »Schweige, Sancho, denn du weißt, daß meine Einsamkeit und Ruhe sich nur auf den Zeitpunkt eines Jahres erstreckt, dann werde ich sogleich zu meinen ehrenvollen Übungen zurückkehren, und es wird mir nicht an einem Königreiche fehlen, das ich gewinnen, und an einer Grafschaft, die ich dir schenken kann.«
    »Das höre Gott«, sagte Sancho, »und der Teufel sei taub, denn ich habe immer sagen hören, daß eine gute Hoffnung besser sei als ein schlechter Besitz.«
    Indem sie so sprachen, kam Don Antonio herein und sagte mit der Miene der größten Zufriedenheit:
    »Gute Zeitung, Herr Don Quixote, denn Don Gregorio und der Renegat, der nach ihm aus war, sind auf der Reede, was sage ich, auf der Reede? Sie sind schon im Palast des Vizekönigs und werden augenblicklich hier sein.«
    Don Quixote wurde ein wenig munter und sagte: »In Wahrheit, ich muß gestehen, daß ich mich freuen würde, wenn das Gegenteil erfolgt wäre, dann wäre ich verpflichtet gewesen, nach der Berberei überzugehen, wo ich mit der Gewalt meines Armes nicht nur dem von Gregorio, sondern zugleich allen christlichen Sklaven in der ganzen Berberei die Freiheit gegeben hätte. Aber was spreche ich doch, ich Elender? Bin ich nicht der Überwundene? Bin ich nicht der zu Boden Gestürzte? Bin ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher