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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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sich mit dem Cid Rai Diaz zutrug, als er den Stuhl eines königlichen Gesandten in Gegenwart des Heiligen Vaters, des Papstes, zertrümmerte, worauf ihn dieser exkommunizierte, der wackere Rodrigo de Vivar aber darum immer ein geehrter und tapferer Ritter blieb.«
    Der Bakkalaureus hörte dieses mit an und zog hierauf, wie schon gesagt, fort, ohne irgend etwas zu antworten. Don Quixote wollte nun nachsehen, ob der Leichnam auf der Bahre nur aus Gebeinen bestände oder nicht, aber Sancho gab es nicht zu, sondern sagte: »Gnädiger Herr, Ihr habt dieses gefährliche Abenteuer von allen, die ich mit angesehen habe, am allerschönsten beendigt. Diese Leute, wenn sie auch jetzt überwunden und geschlagen sind, könnten darauf kommen, daß sie doch nur von einem einzigen Manne überwunden wären, deshalb aufgebracht und beschämt möchten sie umkehren und uns suchen, um uns das Nötige beizubringen. Der Esel ist, wie er nur sein muß, das Gebirge nahe, der Hunger groß; das beste wäre also, wir zögen uns nun ganz sanft und leutselig zurück, und so gehe denn, wie man sagt, der Tote nach dem Grabmale, der Lebendige nach dem Brotschranke.« Mit diesen Worten trieb er seinen Esel voran und bat seinen Herrn, ihm zu folgen, dem es auch schien, daß Sancho nicht unrecht habe und ihm also ohne Widerspruch nachritt. Sie waren noch nicht lange zwischen zwei Bergen fortgezogen, als sie sich in einem geräumigen und abgelegenen Tale befanden, wo sie stille hielten und Sancho seinen Esel ablud. Auf dem grünen Boden gelagert, vollbrachten sie nun mit der Würze des Hungers zugleich ihr Frühstück, Mittagsmahl, Vesperbrot und Abendessen, indem sie ihren Magen mit den mancherlei Gerichten sättigten, die die Herren Geistlichen des Verstorbenen (die selten ohne Versorgung sind), auf ihrem Küchenesel bei sich gehabt hatten.
    Es erfolgte aber eine neue Widerwärtigkeit, die Sancho für die schlimmste von allen hielt, daß sie nämlich keinen Wein zu trinken hatten, ja nicht einmal Wasser, um den Mundnaß zu machen; so vom Durst gepeinigt sagte Sancho, da er die Wiese, auf welcher sie waren, mit kurzem frischem Grase bedeckt sah, was man im folgenden Kapitel erfahren wird.

20. Kapitel

    Von dem unerhörten und nie gesehenen Abenteuer, welches kein weltberühmter Ritter mit weniger Gefahr vollbracht, als es vom tapferen Don Quixote von la Mancha vollbracht wurde.
    »Es ist nicht anders möglich, gnädiger Herr, denn diese Kräuter geben ein aufrichtiges Zeugnis davon, als daß hier herum eine Quelle oder ein Strom sich befinden muß, der diese Kräuter naß macht, drum wäre es wohl dienlich, wenn wir etwas weiter gingen, damit wir irgendwas antreffen, womit wir diesen schrecklichen Durst löschen könnten, der uns quält und der wahrhaftig noch mehr als der Hunger peinigt.«
    Dieser Rat schien dem Don Quixote gut, er nahm also den Rosinante beim Zügel, Sancho nahm seinen Esel beim Stricke, auf welchen die Überbleibsel ihres Nachtessens geladen wurden, und so zogen sie tappend über die Wiese, denn die Finsternis der Nacht war so groß, daß sie nicht vor sich sehen konnten. Sie hatten noch keine zweihundert Schritte gemacht, als sie das gewaltige Rauschen eines Wassers hörten, wie wenn es sich von hohen und steilen Felsen herunterstürzte. Dieses Brausen war ihnen sehr erfreulich, und sie hielten still, um zu unterscheiden, von welcher Seite das Geräusch komme; indem aber hörten sie ein anderes Rauschen, das ihnen die Freude über das Wasser verwässerte, dem Sancho besonders, der von Natur furchtsam und kleinmütig war; sie hörten nämlich, wie taktmäßig gewisse Schläge ertönten zugleich mit einem Gerassel von Eisen und Ketten, dies, mit dem fürchterlichen Rauschen des Wassers verbunden, hätte jedes andere Gemüt als das des Don Quixote mit Furcht erfüllt. Die Nacht war, wie gesagt, dunkel, und sie standen jetzt unter einigen hohen Bäumen, deren Blätter, vom sanften Winde erregt, still und schauerlich rauschten, so daß die Einsamkeit, der Ort, die Dunkelheit, das Geräusch des Wassers und das Flüstern der Blätter Furcht und Grausen erwecken durften, da sie überdies sahen, wie die Schläge nicht aufhörten, der Wind nicht ruhig wurde, noch der Morgen anbrach, wobei ihnen noch die Gegend völlig unbekannt war, in der sie sich befanden; doch Don Quixote, angefrischt von seinem furchtlosen Herzen, bestieg den Rosinante, nahm den Schild, faßte die Lanze und sprach: »Freund Sancho, wissen mußt du, daß ich geboren

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