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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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bin, um vom Himmel herab in dieser unserer ehernen Zeit das Alter zu rufen, welches man nur das von Gold oder das goldene zu nennen pflegt. Ich bin es, dem Gefahren, große Tathandlungen, mächtiges Unterfangen aufbewahrt sind. Ich bin, sage ich noch einmal, derjenige, der die Tafelrunde, die zwölf französischen Pairs, die neun Helden erwecken muß, ja ich muß die Platirs, die Tablantes, Olivantes und Tirantes, die des Phöbus und die Belianis in Vergessenheit bringen, samt der ganzen Schar berühmter irrender Ritter in vormaligen Jahrhunderten, indem ich in unserem gegenwärtigen Jahrhunderte dergleichen Großtaten ausüben werde, so wunderseltsame Waffenkämpfe, daß sie die glorreichsten verdunkeln müssen, die jene jemals vollbrachten. Du merkst, getreuer und redlicher Edelknabe, wohl die Finsternisse dieser Nacht, die wundersame Einsamkeit, dieses leise verwirrende Flispern der Bäume, das fürchterliche Rauschen jenes Wassers, welches wir aufsuchten, und das herniederzustürzen und zu brausen scheint von mondhohen steilen Gebirgen, samt dem unaufhörlichen Schlagen, das unsere Ohren trifft und sie verwundet, welche Dinge zusammen, ja jedes für sich hinreichen, Furcht, Schrecken und Grausen selbst der Brust des Mars einzuflößen, wieviel mehr dem Herzen desjenigen, der nicht gewohnt ist an dergleichen Begegnisse und Abenteuer. Alles aber, was ich dir geschildert, sind ebenso viele Erwecker und Entzünder meines Mutes, so daß mir das Herz im Busen vor Begierde springt, mich in dieses Abenteuer einzulassen, stelle es sich gleich mit den furchtbarsten Schwierigkeiten entgegen. Drum also ziehe dem Rosinante den Sattelgurt ein wenig zusammen und lebe wohl, erwarte mich hier drei Tage und nicht länger, wenn ich in so vieler Zeit nicht zurückkehre, magst du nach unserer Heimat zurückkehren, und von dort, um etwas Edles und Verdienstliches zu tun, dich nach Toboso wenden und der unvergleichlichen Herrin, meiner Dulcinea verkündigen, daß ihr gefangener Ritter umgekommen sei, indem er sich Taten unterfangen, die ihn würdig gemacht hätten, sich den Ihrigen zu nennen.«
    Als Sancho diese Reden seines Herrn hörte, fing er an, überaus kläglich zu weinen und sagte: »Gnädiger Herr, ich weiß gar nicht, warum Ihr Euch doch mit solchem gräßlichen Abenteuer einlassen wollt; es ist jetzt Nacht, kein Mensch sieht uns hier, wir können ja schnell umlenken und der Gefahr aus dem Wege gehen, wenn wir auch in drei Tagen nichts trinken sollten; da uns auch kein Mensch hier sieht, so kann uns ja auch keiner für feige Leute ausgeben; da ich noch überdies den Pfarrer in unserem Dorfe, den Ihr wohl auch kennen werdet, habe predigen hören, daß wer sich mutwillig in Gefahr begibt, darin umkomme; also ist es nicht gut, Gott so in Versuchung zu führen und so ein gräßliches Wesen anzugreifen, wo man nicht anders als durch ein Wunderwerk entrinnen kann; da der Himmel überdies so viel für Euch schon getan hat, indem er Euch von der Prelle lossprach, die mich betroffen, indem Ihr als Sieger gesund und frei aus dem Treffen mit der großen Schar kamt, die den Verstorbenen begleiteten; rührt und bewegt aber alles dieses noch nicht Euer hartes Herz, so glaubt nur zuverlässig und der Gedanke muß Euch bewegen, daß, sowie Ihr von mir geht, ich aus Furcht dem meine Seele gebe, der nur sie mitnehmen mag. Ich habe Vaterland, Weib und Kinder verlassen, um in Eure Dienste zu kommen, weil ich mich zu verbessern, aber nicht zu verschlimmern dachte; aber freilich, allzuviel zerreißt den Sack, und so sind auch meine Hoffnungen in die Brüche gefallen, denn anstatt daß ich nun die verfluchte Unglücksinsel bald bekommen sollte, die Ihr mir so oft versprochen habt, werde ich dafür lieber gar an einem wüsten Orte allein gelassen, den kein menschlicher Fuß betritt. Oh, um tausend Gottes willen, gnädiger Herr, fügt mir nicht ein so erschreckliches Unglück zu, oder wenn Ihr denn ja durchaus darauf bestehen wollt, Euch dieser Tat zu unterfangen, so wartet doch wenigstens bis zum Morgen, denn soviel ich mit meiner Kunst begreife, die ich als Schäfer gelernt habe, muß binnen drei Stunden Tagesanbruch sein, denn der Kopf des Kleinen Bären steht ganz gerade über uns, und Mitternacht ist, wenn er sich unter der Linie linker Hand befindet.«
    »Wie kannst du, Sancho«, antwortete Don Quixote, »diese Linie oder das Gesicht oder Kopf gewahr werden, wovon du sprichst, da die Nacht so finster ist, daß kein einziger Stern am Himmel

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