Die Saga vom Dunkelelf 2 - Im Reich der Spinne
Auf der dunklen Seite
»Ich bin Drizzt...«
»Ich weiß, wer Ihr seid«, antwortete der Gelehrte, der Drizzt zugewiesene Tutor in Sorcere. »Euer Ruf eilt Euch voraus. Die meisten in der gesamten Akademie haben von Euch und Eurem Können mit den Waffen gehört.«
Drizzt verbeugte sich tief. Er war ein bißchen verlegen. »Dieses Können wird Euch hier wenig nützen«, fuhr der Gelehrte fort. »Ich soll Euch in den magischen Künsten unterrichten, die dunkle Seite der Magie, wie wir sie nennen. Dies ist als Test für Euer Bewußtsein und Euer Herz gedacht. Armselige Metallwaffen werden keine Rolle spielen. Magie ist die wahre Macht unseres Volkes!«
Drizzt nahm die Schelte ohne Erwiderung an. Er wußte, daß die Eigenschaften, deren sich dieser junge Magier brüstete, auch die wichtigsten Eigenschaften eines wahren Kämpfers waren. Physische Attribute spielten nur eine untergeordnete Rolle bei Drizzts Kampfstil. Ein starker Wille und wohlüberlegte Manöver, alles, wovon der Magier offensichtlich glaubte, nur Zauberer könnten damit umgehen, waren die Gründe für Drizzts Siege bei den Duellen.
»Ich werde Euch in den nächsten Monaten viele Wunder zeigen«, fuhr der Magier fort, »Artefakte, die jenseits Eurer Vorstellungskraft liegen, und Zauber von einer Macht, wie Ihr sie noch nie erfahren habt!«
»Darf ich Euren Namen wissen?« fragte Drizzt und war bemüht, wegen des unaufhörlichen Stroms der Selbstverherrlichung beeindruckt zu scheinen. Drizzt hatte von Zaknafein bereits eine Menge über die Magie gelernt, vor allem aber über die dieser Klasse innewohnenden Schwächen.
Aufgrund der Nützlichkeit der Magie in Situationen, die nichts mit Kampf zu tun hatten, wurde den Drowzauberern eine hohe Position in der Gesellschaft zugestanden, an zweiter Stelle hinter den Priesterinnen der Lloth. Es war auch ein Zauberer, der die Glut im Narbondel, dem Zeitmesser der Stadt entfachte, und es waren die Zauberer, die die Feenfeuer auf den Skulpturen ausgezeichneter Häuser entzündeten. Zaknafein hatte wenig Respekt vor Zauberern. Er hatte Drizzt davor gewarnt, daß sie schnell und aus großer Entfernung töten konnten, aber wenn man nahe an sie herankommen konnte, waren sie kaum in der Lage, sich eines Schwertes zu erwehren.
»Masoj«, antwortete der Magier. »Masoj Hun'ett vom Hause Hun'ett, am Beginn meines dreißigsten und letzten Jahres des Studiums. Ich werde bald als vollwertiger Zauberer Menzoberranzans anerkannt werden, mit allen Privilegien, die mir dann zustehen.«
»Also grüße ich Euch, Masoj Hun'ett«, erwiderte Drizzt. »Auch mir bleibt nur noch ein Jahr der Ausbildung an der Akademie, denn ein Kämpfer verbringt hier nur zehn Jahre.«
»Ihr habt wenig Talent«, bemerkte Masoj schnell. »Zauberer studieren dreißig Jahre, bevor man sie auch nur für erfahren genug hält, hinauszugehen und ihre Macht auszuüben.«
Wieder nahm Drizzt die Beleidigung gnädig hin. Er wollte diese Phase seiner Ausbildung hinter sich bringen, dann das Jahr beenden und von der Akademie befreit sein.
Tatsächlich empfand Drizzt die sechs Monate unter Masojs Obhut als die besten während seines Aufenthalts an der Akademie. Es war nicht so, daß er gelernt hätte, Masoj zu mögen. Der angehende Zauberer fand immer Wege, Drizzt die Minderwertigkeit eines Kämpfers vor Augen zu halten. Drizzt fühlte Rivalität zwischen sich und Masoj, so als wollte der Magier ihn auf einen zukünftigen Konflikt vorbereiten. Der junge Kämpfer überstand dies mit Gelassenheit, wie er es immer getan hatte, und versuchte, den Stunden so viel zu entnehmen, wie er konnte.
Drizzt stellte fest, daß er in den Methoden der Magie ziemlich fortgeschritten war. Jeder Drow, auch die Kämpfer, besaß einen gewissen Grad magischen Talents und bestimmte angeborene Fähigkeiten. Selbst Drowkinder konnten schon eine Kugel der Dunkelheit heraufbeschwören oder ihre Gegner in die glühenden Umrisse ungefährlich gefärbter Flammen einschließen. Drizzt handhabte diese Fähigkeiten mit Leichtigkeit, und innerhalb weniger Wochen konnte er mehrere Zaubersprüche und ein paar geringere Zauber bewerkstelligen.
Durch die angeborenen magischen Talente der Drowelfen bestand auch Widerstand gegen magische Angriffe, und darin hatte Zaknafein die größte Schwäche der Zauberer erkannt. Ein Zauberer konnte seinen mächtigsten Zauber perfekt ausführen, aber wenn sein anvisiertes Opfer ein Drowelf war, konnte es geschehen, daß seine Anstrengungen keine Ergebnisse
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