Don Quixote
reden, Hundsfötterei! Die Königin Madasima war eine hocherhabene Dame, und es läßt sich unmöglich glauben, daß eine so glorreiche Prinzessin bei derlei Bruchschneider geschlafen habe, und wer das Gegenteil meint, lügt es wie ein Hundsfott; und dieses will ich ihm zu Fuß oder zu Pferde, bewaffnet oder unbewaffnet, bei Tage oder in der Nacht, oder wie es ihm gut dünkt, beweisen.«
Cardenio schaute ihm sehr ernsthaft ins Gesicht, er hatte schon seinen Anfall von Wahnsinn und war wenig aufgelegt, seine Geschichte fortzusetzen. Don Quixote war aber ebensowenig zum Hören aufgelegt, so sehr war er durch das erbittert, was er von der Madasima hatte hören müssen. Wie sonderbar! daß er sich so für sie verwandte, als wäre sie seine eigene und wahrhaftige Dame: so sehr hielten ihn seine sündhaften Bücher in Stricken! Wie sich aber Cardenio, der schon verrückt war, für einen Lügner und Hundsfott schelten hörte, nebst andern ähnlichen Benennungen, so empfand er den Spaß übel, ergriff einen Kieselstein und warf ihn mit solcher Gewalt dem Don Quixote auf die Brust, daß dieser rücklings überstürzte. Als Sancho Pansa seinen Gebieter in solcher Art behandelt sah, machte er sich mit geballter Faust über den Verrückten, der Zerlumpte aber empfing ihn so, daß er ihn mit einem Faustschlage zu seinen Füßen niederstreckte, worauf er sich auf ihn begab und ihm nach Herzenslust die Ribben einstampfte. Der Ziegenhirt, der jenem beistehen wollte, zog sich das nämliche Leiden zu, und nachdem er sie alle besiegt und zerprügelt hatte, stand er ab und entfernte sich mit edler Ruhe, um sich in den Bergen zu verlieren. Sancho richtete sich auf, und wütend, sich so ohne Verschulden zerklopft zu sehen, fiel er darauf, am Ziegenhirten seine Rache zu nehmen, weil er ihm die ganze Schuld zuschrieb, daß er sie nicht gewarnt hätte, wie jenen Menschen zu Zeiten eine Tollheit befiele, damit sie sich nach dieser gegebenen Warnung vor ihm hätten hüten können. Der Ziegenhirt antwortete, daß er es wohl gesagt habe, wenn er es aber nicht gehört habe, so sei das nicht seine Schuld. Sancho Pansa erwiderte, und ebenfalls erwiderte der Ziegenhirt, und aus allen diesen Erwiderungen ergab sich's, daß sie sich in die Haare gerieten und solche Faustschläge zuteilten, daß, hätte Don Quixote nicht Frieden gestiftet, sie sich in Stücke zerrissen hätten. Sancho rief, mit dem Ziegenhirten verwickelt: »Laßt mich nur, gnädiger Herr Ritter von der traurigen Gestalt, denn dieser da ist ein Bauer wie ich und kein geschlagener Ritter, ich kann also selbst für die verübte Beschwer Genugtuung nehmen und mich Faust gegen Faust wie ein ehrlicher Kerl prügeln.«
»So ist es«, sagte Don Quixote, »aber ich sehe ein, daß er an dem, was uns zustieß, unschuldig ist.« Er machte sie also friedsam, und Don Quixote fragte den Ziegenhirten von neuem, ob es nicht möglich sein sollte, den Cardenio aufzufinden, denn er hege den herzlichsten Wunsch, den Beschluß seiner Historie zu erfahren. Der Ziegenhirt wiederholte, was er schon einmal gesagt hatte, daß man seinen Aufenthalt nicht mit Gewißheit angeben könne, wolle er aber fleißig in diesen Gegenden herumwandern, so würde er ihn gewiß, gescheit oder verrückt, antreffen.
11. [25.] KAPITEL
Handelt von den wunderbaren Dingen, die dem tapfern
Ritter von la Mancha im Schwarzen Gebirge begegneten,
und wie er die Buße des Dunkelschön nachahmte
Der Ziegenhirt trennte sich von Don Quixote, und dieser bestieg wiederum den Rozinante und befahl dem Sancho, ihm zu folgen, der es auf seinem Tiere mit ziemlichem Verdrusse tat. Sie reisten langsam weiter und gelangten in die rauhesten Gegenden des Gebirges; Sancho starb beinahe vor Lust, mit seinem Herrn zu sprechen, und wünschte nur, daß jener das Gespräch anfangen möchte, damit er nicht dem gegebenen Befehle zuwiderhandelte; da er aber das lange Stillschweigen nicht aushalten konnte, sagte er endlich: »Herr Don Quixote, gebt mir Euren Segen und die Erlaubnis, nach meinem Hause zurückzukehren, daß ich meine Frau und Kinder wiedersehe, denn mit ihnen kann ich doch alles sprechen und schwatzen, was ich Lust habe, aber daß Ihr verlangt, ich soll mit Euch Tag und Nacht durch diese Wüsteneien ziehen, ohne zu reden, was mir in den Mund kömmt, heißt mich bei lebendigem Leibe begraben. Ja, wäre es noch der Fall, daß die Tiere sprechen könnten, wie es zu den Zeiten des Ölsop gewesen ist, so könnte ich doch mit meinem Esel alles
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