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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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1 . Böses Erwachen

    Julie öffnete die Augen.
    Die grauen Steine der Wand in ihrer Kammer sahen aus wie immer, aber sie, Julie, war nicht mehr dieselbe. Ein leises Glucksen stieg in ihr auf, brachte sie beinahe zum Kichern. Die Bettdecke war halb zu Boden gerutscht, doch das war ihr gleichgültig, es wa r warm genug im Raum.
    Mathys lag noch immer neben ihr, mit seltsam jungem Gesicht, die Augen geschlossen; seine haarlose Brust hob und senkte sich friedlich. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zog Julie das Kissen aus dem Spalt zwischen Kopfende und Wand , knüllte es zusammen und schob es sich unter den Kopf.
    Die Vögel zwitscherten, ein Sonnenstrahl tastete sich durch die Maueröffnung und glitt an ihrer Türschwelle entlang. Es ging ihr so gut wie schon lange nicht mehr. Wie hatte sie sich nur so vor diese r Nacht fürchten können? Sie rekelte sich.
    Mathy s dehnte sich ebenfalls, schlug die Augen halb auf und lächelte sie an.
    „Guten Morgen, Sonnenschein.“
    Blau, wie früher.
    Völlig unerwartet überkam Julie eine Welle von Übel keit. Mit der Erinnerung an gestern holte die Angst sie wieder ein.
    Sie hatte den Südstein verloren, erst gestern, und Mathys wusste nichts von ihrer Schuld.
    Er hatte ihr vertraut, und sie hatte ihn betrogen.
    Julies Haut brannte vor Scham, sie schlug die Augen nieder.

    „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte Mathys.
    „Ja, ja, es geht mir gut.“ Sie schaffte es nicht, ihn anzusehen.
    „Wenn es dir leid tut wegen heute Nacht...“
    „Nein, nein, das i st es nicht, es war wunderschön“, sagte sie.
    Noch immer oh ne Mathys anzusehen schmiegte Julie sich an seine Brust, umschlang ihn fest. Sie musste es ihm sagen. Aber wann? Jetzt?
    Mathys legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie sogar noch dichter zu sich heran. Das trieb Julie beinah die Tränen in die Augen. Wie würde Mathys darauf reagieren wenn er erfu hr, dass sie das Artefakt verloren hatte, für das er sein Leben geopfert hatte? Für das er die letzten dreizehn Jahre bei seinen furchtbaren Zieheltern verbracht hatte? Sein Gedächtnis war ja nicht gelöscht, das wusste Julie. Jede Erinnerung aus beiden Leben, weil er sie erkannt hatte, so hatte es der Merlin gesagt.
    Die Schmetterlinge, die sie beim Aufwachen noch in ihrem Bauch gehabt hatte, schienen sich in Piranhas zu verwandeln.
    Er würde sie hassen. Verachten. Und nicht mehr zu sich heranziehen, sondern sie von sich wegstoßen. Julie konnte es ihm nicht sagen. Nicht in diesem Augenblick, nicht nach dieser Nacht.
    „Ist es, weil ich so jung aussehe ? Ich werde die nächsten Mittsommernächte alle draußen verbringen, du wirst sehen, ich bin ganz schnell wieder der Alte.“
    Julie presste sich noch einmal ganz fest an ihn . Sie würde es ihm morgen sagen. Aber jetzt musste sie erst einmal alleine sein.
    „Das ist es auch nich t“, sagte sie, „ich - ich brauche einfach ein bisschen frische Luft. Wir sehen uns beim Frühstück, ja?“
    Sie schloss die Augen, hob das Kinn, suchte seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf. Dann schwang Julie die Beine aus dem Bett, schlüpfte in Wäsche, Hemd und Hose.
    „Wo willst du denn hin, komm wieder ins Bett!“ Mathys klopfte auf das Laken neben sich.
    „Ich...“
    Ein Hämmern an der Tür unterbrach sie. Mathys zuckte zusammen, suchte seine Unterhose und streifte sie über. Dann angelte er nach seinem Hemd, drehte es richtig herum und zerrte es über den wirren Haarschopf.
    „Aufmachen, sofort!“ schallte es durch die Tür.
    Anouk. Was machte die so früh am Morgen hier? Hatte sie das Fehlen des Steines schon bemerkt? Wusste die alte Hüterin, was geschehen war? Verdammt.
    Mathys zog seinen Gürtel fest und nickte.
    „Mathys, ich muss dir...“ fing Julie an.
    „Du kannst aufmachen. Nein warte, ich mach auf. Sie wird mich ohnehin sehen.“
    Bevor Julie noch einen Ton herausbringen konnte, stand Mathys schon in der offenen Tür und Anouk rauschte an ihm vorbei ins Zimmer, gefolgt von Chris und dem Merlin.
    Sie sagte nur einen einzigen Satz: „Der Südstein ist verschwunden.“

    Der Weg in die Bibliothek kam Julie vor wie der Gang zum Schafott. Übelkeit und der Drang wegzulaufen kämpften gegen die irrwitzige Hoffnung, doch noch irgendwie davonzukommen. Vielleicht wachte sie gleich auf und es stellte sich heraus, dass alles nur ein böser Traum gewesen war?
    Mathys hielt ihre Hand, wenigstens das.
    In der Bibliothek war es kühl . Kein Wunder, sie ging nach Westen.
    Sie standen noch nicht ganz, als

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