Don Quixote
Euer Testament mit dem Kodizille macht, und zwar so, daß gegen diese keine Apfelnation aufkommen kann; und so wollen wir uns stracks auf den Weg machen, damit die Seele des Herrn Simson zur Ruhe komme, der gesagt hat, daß sein Gewissen es pusteliert, Euch zu bereden, zum dritten Male durch die Welt zu ziehen; und ich biete mich von neuem an, Euch treu und ehrlich zu dienen, so gut und noch besser, als es alle Stallmeister getan haben, die nur jemals in den vorigen und jetzigen Zeiten den irrenden Rittern gedient haben.«
Der Baccalaureus stand erstaunt, die Art und Weise zu hören, wie Sancho sprach. Er hatte zwar den ersten Teil von der Historie seines Herrn gelesen, er hatte aber niemals geglaubt, daß er so lustig sei, als er dort geschildert ist ; da er ihn aber jetzt von Testament und Kodizill reden hörte, gegen das keine Apfelnation aufkommen könne, statt eines Testaments und Kodizills, gegen welches keine Appellation aufkommen könne, so glaubte er alles, was er von ihm gelesen hatte, und überzeugte sich, daß er einer von den ehrwürdigsten Dummköpfen unseres Jahrhunderts sei; er sagte zu sich selbst, daß man zwei solcher Toren wie den Herrn und Diener noch niemals in der Welt gesehen habe. Kurz, Don Quixote und Sancho umarmten sich und blieben Freunde, und auf die Meinung und das Gutachten des großen Carrasco, der für jetzt sein Orakel war, wurde es so ausgemacht, daß er über drei Tagen seine Abreise bestimmte, in welcher Zeit er noch das Nötige zur Reise herbeischaffen und einen vollständigen Visierhelm aufsuchen könne, welchen Don Quixote, wie er behauptete, durchaus haben müsse.
Simson bot ihm einen an, weil er wisse, daß ihm diesen einer seiner Freunde nicht abschlagen würde, der ihn besitze, der aber von Staub und Rost mehr schwarz als von poliertem Stahle hell und blank erschiene. Die Flüche, welche die beiden, Nichte und Haushälterin, über den Baccalaureus aussprachen, lassen sich nicht zählen. Sie rissen sich die Haare aus, zerkratzten sich die Gesichter, und ganz nach der Weise der Klageweiber wein ten sie über seine Abreise so, als wenn es der Tod ihres Herrn gewesen wäre.
Die Absicht, die Simson darunter hatte, ihn zu einem neuen Auszuge zu bereden, bestand darin, das ins Werk zu richten, was die Historie weiter unten erzählt ; alles geschah mit Bewilligung des Pfarrers und Barbiers, mit denen er es vorher gemeinschaftlich überlegt hatte.
Kurz, in diesen dreien Tagen versahen sich Don Quixote und Sancho mit allem, was sie nötig zu haben glaubten; und nachdem Sancho seine Frau und Don Quixote seine Nichte und Haushälterin besänftigt hatte, machten sie sich am Abend, ohne daß einer sie sah, ausgenommen der Baccalaureus, der sie eine halbe Meile weit begleiten wollte, auf den Weg nach Toboso, Don Quixote auf seinem wackern Rozinante und Sancho auf seinem alten Grauen, den Schnappsack, mit Sachen zur Bukolik gehörig versehen, und den Beutel mit Geld, welches ihm Don Quixote auf unvorhergesehene Fälle gegeben hatte. Simson umarmte ihn mit der Bitte, ihm von seinem guten oder schlimmen Glücke Nachricht zu geben, damit er sich, wie solches die Gesetze der Freundschaft forderten, über jenes erfreuen, über dieses aber betrüben könne. Don Quixote versprach es ihm; Simson kehrte nach seinem Dorfe zurück, und die beiden nahmen den Weg nach der großen Stadt Toboso.
V I I I . B U C H
1. [8.] KAPITEL
Erzählt, was Don Quixote begegnete, als er auf dem
Wege war, seine Dame Dulcinea von Toboso zu besuchen
»Gepriesen sei der mächtige Allah!« ruft Hamete Benengeli beim Anfange dieses Kapitels aus; »gepriesen sei Allah!« wiederholt er zu dreien Malen und erklärt, daß er diese Segensprechung deswegen ausruft, weil er sieht, daß er Don Quixote und Sancho nun doch wieder im freien Felde hat und daß die Leser seiner anmutigen Historie darauf rechnen können, daß von diesem Augenblicke die Taten und Späße des Don Quixote und Sancho ihren Anfang nehmen, wobei sie gebeten werden, alle vergangene Ritterschaft des scharfsinnigen Edlen zu vergessen und die Augen nur auf die Unternehmungen zu richten, die nunmehr kommen werden und die auf dem Wege nach Toboso ihren Anfang nehmen, wie die ehemaligen auf dem Felde Montiel begannen. Was er bittet, ist gegen das, was er verspricht, nicht viel zu rechnen, und auf folgende Weise fährt er nun fort.
Don Quixote und Sancho blieben allein, und Simson hatte sich kaum entfernt, als Rozinante anfing zu wiehern und der Graue zu
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