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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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sollte es nie herauskommen, wer sie wären. Don Quixote kleidete sich an, hing sein Bandelier mit dem Schwerte um, wickelte sich in den Scharlachmantel, setzte ein Barett von grünem Atlasse auf, welches ihm die Jungfrauen gegeben hatten, und so geschmückt begab er sich in den großen Saal, wo er die Jungfrauen fand, die in zwei Reihen zu beiden Seiten standen, um ihm Waschwasser zu reichen, welches sie ihm mit großer Ehrerbietung und vielen Zeremonien präsentierten.
    Alsbald kamen zwölf Pagen mit dem Haushofmeister, um ihn zu Tische zu führen, wo die Herrschaften seiner schon warteten. Sie nahmen ihn in die Mitte und führten ihn mit Pomp und Majestät in einen anderen Saal, wo ein kostbarer Tisch bereitstand, nur zu vier Gedecken. Die Herzogin und der Herzog gingen ihm in der Tür entgegen, um ihn zu empfangen, und mit ihnen kam ein ernsthafter Geistlicher, einer von denen, welche die Häuser der Fürsten regieren; von denen, die, da sie nicht als Fürsten geboren werden, auch diejenigen, die es sind, nicht zu lehren wissen, wie sie es sein sollen; einer von denen, die sich bemühen, daß die Größe der Großen sich mit der Kleinheit ihrer Seelen verbinde; einer von denen, die, wenn sie jenen, die sie beherrschen, zeigen wollen, wie man sparsam sei, sie dahin bringen, geizig zu werden. Einer von diesen also war, wie gesagt, der ernsthafte Geistliche, der mit den Herzogen kam, Don Quixote zu empfangen. Man machte sich tausend verbindliche Komplimente, und endlich nahmen sie den Don Quixote in die Mitte und gingen, sich zu Tische zu setzen. Der Herzog nötigte Don Quixote, den obersten Platz am Tische einzunehmen, und ob er sich gleich weigerte, so waren doch die Einladungen des Herzogs so dringend, daß er ihn einnehmen mußte. Der Geistliche setzte sich gegenüber und der Herzog und die Herzogin zu beiden Seiten.
    Sancho war bei allem gegenwärtig und verwundert und höchlich erstaunt über die Ehre, die seinem Herrn von diesen Fürsten widerfuhr; und da er die vielen Zeremonien und gegenseitigen Bitten sah, die zwischen dem Herzoge und Don Quixote vorfielen, wer am Tische obenan sitzen sollte, sagte er: »Wenn mir es Euer Gnaden erlaubten, so wollte ich eine Geschichte erzählen, die sich in meinem Orte von wegen des Niedersitzens zugetragen hat.«
    Kaum hatte Sancho dies gesagt, als Don Quixote zitterte, weil er fest überzeugt war, jener würde eine Torheit vorbringen. Sancho sah ihn an, verstand ihn und sagte: »Fürchtet nicht, gnädiger Herr, daß ich mich vergesse oder ein Ding sage, was nicht schicklich sei; denn ich habe das noch gut im Kopfe, was Ihr mir über das Viel- und Wenig-, Gut- und Schlechtsprechen gesagt habt.«
    »Ich weiß von nichts, Sancho«, antwortete Don Quixote; »sage, was du willst, wenn du es nur schnell sagst.«
    »Was ich also erzählen will«, sagte Sancho, »ist so wahr, daß mein Herr Don Quixote, der hier gegenwärtig ist, mich nicht wird lügen lassen.«
    »Meinethalben«, versetzte Don Quixote, »lüge, Sancho, soviel du willst, denn ich will dir nicht hinderlich sein; aber erwäge, was du sagst.«
    »Ich habe es so viel hin und her erwogen, daß ich ganz ruhig sein kann, weil ich alle Trümpfe in der Hand habe, wie man aus der Sache selbst erkennen wird.«
    »Es wäre gut«, sagte Don Quixote, »wenn Ihre Hoheiten den Narren hinausführen ließen; denn er wird tausend Aberwitzigkeiten sagen.«
    »Beim Leben des Herzogs«, sagte die Herzogin, »Sancho soll sich nicht um einen Schritt von mir entfernen! Ich liebe ihn sehr; denn ich weiß, er ist sehr verständig.«
    »Verständige Tage«, sagte Sancho, »mögen Eurer Heiligkeit beschieden sein, weil Ihr so gut von mir denkt, ob ich es gleich nicht verdiene. Die Erzählung, die ich vortragen wollte, ist folgende: Es lud ein Edelmann in meinem Orte, der sehr reich und vornehm ist, denn er stammt von den Alamos de Medina del Campo, er verheiratete sich mit der Doña Mencia de Quiñones – die eine Tochter des Don Alonso de Marañon war, eines Ritters vom Orden Santiago, der in der Herradura ertrank –, seinetwegen gab es damals die Händel in unserem Orte, in die, wie ich glaube, mein Herr Don Quixote auch verwickelt war, wo noch der verdrehte Tomasillo verwundet wurde, der Sohn vom Schmied Balvastro. Ist das nicht alles die Wahrheit, mein werter gnädiger Herr? Sagt es doch um Gottes willen, damit diese Herrschaften mich für keinen lügenhaften Schwätzer halten.«
    »Bis jetzt«, sagte der Geistliche, »halte ich Euch

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