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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Gesinnung hegt oder der gewöhnlichen Meinung ist, daß man dem fliehenden Feinde silberne Brücken bauen müsse.«
    Aber die flüchtigen Renner ließen sich dadurch nicht zurückhalten, auch achteten sie seine Drohungen nicht mehr als die Wolken vom vorigen Jahre; Don Quixote blieb endlich aus Müdigkeit zurück und setzte sich, mehr erbost als gerächt, im Wege nieder, um zu warten, bis Sancho, Rozinante und der Graue zu ihm kämen. Sie kamen; Herr und Diener stiegen wieder auf, und ohne umzukehren, um von dem erdichteten oder nachgeahmten Arkadien Abschied zu nehmen, setzten sie mehr mit Scham als Vergnügen ihre Reise fort.

    7. [59.] KAPITEL
    In welchem ein außerordentlicher Zufall erzählt wird, welcher wohl für ein Abenteuer gehalten werden kann,
    der dem Don Quixote begegnete

    Für den Staub und die Ermattung, welche Don Quixote und Sancho aus der Unhöflichkeit der Stiere davongetragen hatten, half ein klarer und frischer Bach, den sie in einem kühlen Gebüsche antrafen, am Rande desselben, nachdem sie den Grauen und Rozinante von Strick und Zügel frei gemacht hatten, sich die beiden Verfolgten, Herr und Diener, niederließen. Sancho nahm zum Vorrate des Schnappsacks seine Zuflucht und holte aus ihm, was er seine Zuspeise zu nennen pflegte, heraus. Er spülte sich den Mund aus, Don Quixote wusch sich das Gesicht, nach welcher Erfrischung er die matten Geister wieder gestärkt fühlte. Aus Betrübnis aß Don Quixote nicht, und Sancho wagte es aus lauter Höflichkeit nicht, die Speise früher als er anzurühren, weil er wartete, daß sein Herr ihm kredenzen sollte; da er aber sah, daß jener, in seinen Phantasien vertieft, nicht daran dachte, das Brot zum Munde zu führen, tat er den seinigen auf und fing an, sich über die Wohlgezogenheit hinwegsetzend, das Brot und den Käse, welchen er vorfand, in seinen Magen hineinzustopfen. »Iß, Freund Sancho«, sagte Don Quixote, »erhalte dein Leben, welches dir mehr als mir am Herzen liegt, und laß mich an meinen betrübten Gedanken und an der Gewalt meiner Unglücksfälle sterben. Ich, Sancho, wurde geboren, um sterbend zu leben, und du, um essend zu sterben; und damit du siehst, daß ich hierin die Wahrheit spreche, so erwäge nur, wie ich in Historien gedruckt bin, in den Waffen berühmt, in allen Taten adelig, von Fürsten geehrt, von Jungfrauen angebetet, und endlich, siehe da, nachdem ich Palmen, Triumphe und wohlverdiente Lorbeerkränze für meine tapfern Taten mit Recht erwartete, bin ich heute früh getreten, besudelt und zermalmt von den Füßen unreiner und schmutziger Tiere. Diese Betrachtung stumpft mir die Zähne, lähmt mir die Kinnbacken und macht meine Hände ohnmächtig, ja nimmt mir durchaus die Lust, irgend etwas zu essen, so daß ich mich Hungers will sterben lassen, den grausamsten Tod von allen Todesarten.«
    »Auf die Art«, sagte Sancho, ohne sein hastiges Kauen zu unterbrechen, »wollt Ihr das Sprichwort nicht wahr machen: Nur beim Brot komme mein Tod; ich will mich wenigstens nicht selber umbringen; lieber will ich es wie der Schuster machen, der das Leder mit den Zähnen zerrt, bis es so weit langt, als er es haben will! Ich will mein Leben durch Essen zerren, daß es zu dem Ende hinauslangt, welches mir der Himmel festgesetzt hat; und Ihr müßt nur wissen, gnädiger Herr, daß es keine größere Torheit gibt, als wenn man so ganz in Verzweiflung fällt, wie Ihr jetzt tut; glaubt mir, eßt etwas und streckt Euch nachher auf dem grünen Kissen dieser Rasen aus, um ein wenig zu schlafen, und Ihr werdet sehen, daß, wenn Ihr aufwacht, Ihr Euch um vieles munterer befindet.«
    Don Quixote tat es, da ihm der Rat des Sancho mehr philosophisch als einfältig vorkam; er sagte zu ihm: »Wenn du, o Sancho, das für mich tun wolltest, was ich dir jetzt sagen werde, so würde meine Erquickung um so gewisser und meine Betrübnis um so geringer sein, daß du nämlich, indessen ich schlafe, deinen Vorsatz ausführtest, dich ein wenig von hier entferntest und mit dem Zaum des Rozinante dir auf deine entblößten Teile drei- oder vierhundert Streiche zuzähltest, auf Abschlag der dreitausend und mehrerer, die du dir für die Entzauberung der Dulcinea zuteilen sollst, denn es ist überaus betrübt, daß diese arme Dame immer noch durch deine Nachlässigkeit und Sorglosigkeit bezaubert ist.«
    »Darüber ist viel zu sagen«, sprach Sancho; »jetzt wollen wir beide schlafen, und nachher wird es Gott fügen, wie er es für gut findet. Ihr müßt wissen,

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