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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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verfolgen, mich nicht hierein verwickeln und meine Reise verzögern wollen, um die Strenge zu rächen, mit der ich Altisidora behandelt habe; aber ich sage ihnen, daß, wenn diese Netze, wie sie aus grünen Fäden gemacht sind, auch von den härtesten Diamanten wären oder noch stärker als diejenigen, mit denen der eifersüchtige Gott der Schmiede Venus und Mars umzog, so will ich sie doch so zerreißen, als wären sie nur Meerbinsen oder Gespinst aus Baumwolle.« Er wollte zugleich vor und sie alle zerbrechen, als sich ihm plötzlich, zwischen den Bäumen hervortretend, zwei überaus schöne Schäferinnen zeigten; wenigstens waren sie als Schäferinnen gekleidet, außer daß ihre Leibchen und Röcke aus glänzendem Brokat bestanden; ihre Röcke waren nämlich von gewirktem Golde; die Haare ließen sie über die Schultern fliegen, die in der Goldfarbe wohl selbst mit den Strahlen der Sonne wetteifern durften, geschmückt war das Haupt mit zwiefachen Kränzen, der eine von grünem Lorbeer, durch welchen sich ein anderer von rötlichen Amaranten zog; ihr Alter schien nicht unter funfzehn zu sein, auch nicht höher als achtzehn zu steigen. Ein Anblick war es, der Sancho in Verwunderung und Don Quixote in Erstaunen setzte, die Sonne selbst in ihrem Laufe anhielt, um sie zu betrachten, indem sie alle vier in ein wunderwürdiges Stillschweigen versetzte. Wer zuerst sprach, war eine von den beiden Schäferinnen, welche zu Don Quixote sagte: »Haltet an, Herr Ritter, und zerreißt nicht diese Netze, die nicht Euch zum Schaden, sondern uns zum Vergnügen hier aufgespannt sind; und weil ich weiß, daß Ihr uns fragen werdet, was sie bedeuten oder wer wir sind, so will ich es Euch mit wenigen Worten sagen. In einem Dorfe, das zwei Meilen von hier liegt und in welchem viele reiche und vornehme Edelleute wohnen, wurde unter vielen Freunden und Verwandten abgeredet, daß sie mit ihren Söhnen, Frauen und Töchtern hierher kommen wollten, sich an diesem Orte zu ergötzen, der der anmutigste in der ganzen Gegend ist ; wir wollten ein Hirtenleben und neues Arkadien bilden, indem sich die Mädchen als Schäferinnen und die Jünglinge als Hirten kleideten; wir haben zwei Eklogen eingelernt, die eine von dem berühmten Poeten Garcilaso und die zweite von dem unvergleichlichen Camoens, in seiner eigenen portugiesischen Sprache, die wir bis jetzt noch nicht vorgestellt haben; gestern war der erste Tag, an dem wir hier gewesen sind; unter jenen Zweigen haben wir einige Zelte aufgeschlagen, wie es im Felde gebräuchlich ist, am Ufer eines rauschenden Baches, der alle diese Wiesen bewässert ; in der Nacht haben wir in den Bäumen diese Netze aufgespannt, um die einfältigen Vögel zu berücken, die, von unserm Lärmen erschreckt, sich freiwillig darin fangen. Ist es Euch gefällig, unser Gast zu sein, so sollt Ihr freundlich und höflich aufgenommen werden, denn jetzt darf sich kein Verdruß und keine Traurigkeit diesem Orte nähern.«
    Sie schwieg und sagte nichts Weiteres. Worauf Don Quixote antwortete: »Wahrlich, schönste Dame, mehr erstaunt und verwundert kann nicht Actaeon gewesen sein, als er unvermutet Diana im Bade sah, als ich in Verwunderung bin, Eure Schönheit zu erblicken. Ich lobe den Vorsatz Eurer Unterhaltung, und für Euer gütiges Anerbieten sage ich Euch Dank, kann ich Euch dienen, so dürft Ihr mir, von meinem Gehorsam überzeugt, gebieten; denn ich habe kein anderes Gewerbe, als mich dankbar und als einen Wohltäter des ganzen menschlichen Geschlechts zu bezeigen, vorzüglich aber so auserlesenen Damen, als Ihr es seid; daher, wenn diese Netze, die ohne Zweifel nur einen kleinen Raum einnehmen, auch den Umfang der ganzen Erde umstricken sollten, so würde ich lieber neue Welten zu meinem Wege suchen als sie zerreißen; und damit Ihr dieser meiner Hyperbel Glauben beimessen mögt, so erfahrt, daß derjenige, der Euch dieses verspricht, wenigstens Don Quixote von la Mancha sei, wenn dieser Name Euer Gehör erreicht haben sollte.«
    »Ach, liebste Freundin«, sagte hierauf die andere Schäferin, »welches außerordentliche Glück! Siehst du diesen Ritter da vor uns? Du mußt wissen, daß er der tapferste, der verliebteste und der artigste auf der ganzen Welt ist, wenn die Geschichte nicht lügt und uns hintergeht, die von seinen Taten gedruckt ist und die ich gelesen habe. Ich wette, daß der wackere Mann, der mit ihm kommt, ein gewisser Sancho Pansa, sein Stallmeister, ist, mit dessen Scherzen sich nichts vergleichen

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