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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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die Strafe der Exkommunikation verfallen bin, indem ich die Hände gewaltsamerweise an ein Mitglied der Kirche gelegt, iuxta illud: ›si quis suadente diabolo‹ etc., aber ich weiß auch, daß ich nicht die Hände, sondern nur diesen Spieß angelegt, wobei ich überdies glaubte, keinen Priester oder heiligen Mann zu verletzen, die ich alle achte und verehre, wie es einem katholischen rechtgläubigen Christen geziemt, sondern ich hielt sie für Gespenster und Scheusale aus der Unterwelt; wäre aber auch dieses nicht, so gedenke ich daran, was sich mit dem Cid Ruy Diaz zutrug, als er den Stuhl eines königlichen Gesandten in Gegenwart des Heiligen Vaters, des Papstes, zertrümmerte, worauf ihn dieser exkommunizierte, der wackre Rodrigo de Vivar aber an jenem Tage sich doch als ein geehrter und tapfrer Ritter betrug.«
    Der Baccalaureus hörte dieses mit an und zog hierauf, wie schon gesagt, fort, ohne irgend etwas zu antworten. Don Quixote wollte nun nachsehen, ob der Leichnam auf der Bahre nur aus Gebeinen bestände oder nicht, aber Sancho gab es nicht zu, sondern sagte: »Gnädiger Herr, Ihr habt dieses gefährliche Abenteuer von allen, die ich mit angesehen habe, am allerschönsten beendigt. Diese Leute, wenn sie auch jetzt überwunden und geschlagen sind, könnten darauf kommen, daß sie doch nur von einem einzigen Manne überwunden wären, deshalb aufgebracht und beschämt möchten sie umkehren und uns suchen, um uns noch das Nötige beizubringen. Der Esel ist, wie er nur sein muß, das Gebirge nahe, der Hunger groß, das beste wäre also, wir zögen uns nun ganz sanft und leutselig zurück, und so gehe denn, wie man sagt, der Tote zu Grabe, der Lebendige zu Brot.« Mit diesen Worten trieb er seinen Esel voran und bat seinen Herrn, ihm zu folgen, dem es auch schien, daß Sancho nicht unrecht habe, und ihm also ohne Widerspruch nachritt. Sie waren noch nicht lange zwischen zwei Bergen fortgezogen, als sie sich in einem geräumigen und abgelegenen Tale befanden, wo sie stillhielten und Sancho seinen Esel ablud. Auf dem grünen Boden gelagert, vollbrachten sie nun mit der Würze des Hungers zugleich ihr Frühstück, Mittagsmahl, Vesperbrot und Abendessen, indem sie ihren Magen mit den mancherlei Gerichten sättigten, die die Herren Geistlichen des Verstorbenen – die selten ohne Versorgung sind – auf ihrem Küchenesel bei sich gehabt hatten. Es erfolgte aber eine neue Widerwärtigkeit, die Sancho für die schlimmste von allen hielt, daß sie nämlich keinen Wein zu trinken hatten, ja nicht einmal Wasser, um den Mund naß zu machen; so vom Durst gepeinigt, sagte Sancho, da er die Wiese, auf welcher sie waren, mit kurzem frischen Grase bedeckt sah, was man im folgenden Kapitel erfahren wird.

    6. [20.] KAPITEL
Von dem niemals erhörten und nie gesehenen Abenteuer,
welches kein weltberühmter Ritter in der ganzen Welt
jemals mit weniger Gefahr vollbracht, als es vom tapfern
Don Quixote von la Mancha vollbracht wurde

    »Es ist nicht anders möglich, gnädiger Herr, denn diese Kräuter geben ein aufrichtiges Zeugnis davon, als daß hierherum eine Quelle oder ein Strom sich befinden muß, der diese Kräuter naß macht, darum wäre es wohl dienlich, wenn wir etwas weiter gingen, damit wir irgendwas antreffen, womit wir diesen schrecklichen Durst löschen könnten, der uns quält und der wahrhaftig noch mehr als der Hunger peinigt.«
    Dieser Rat schien dem Don Quixote gut, er nahm also den Rozinante beim Zügel, Sancho nahm seinen Esel beim Stricke, auf welchen die Überbleibsel ihres Nachtessens geladen wurden, und so zogen sie tappend über die Wiese, denn die Finsternis der Nacht war so groß, daß sie nichts sehen und unterscheiden konnten. Sie hatten noch keine zweihundert Schritte gemacht, als sie das gewaltige Gebrause eines Wassers hörten, wie wenn es sich von hohen und steilen Felsen herunterstürzte. Dieses Brausen war ihnen sehr erfreulich, und sie hiel ten still, um zu unterscheiden, von welcher Seite das Geräusch komme; indem aber hörten sie ein anderes Rauschen, das ihnen die Freude über das Wasser zu Wasser machte, dem Sancho besonders, der von Natur furchtsam und kleinmütig war; sie hörten nämlich, wie taktmäßig gewisse Schläge ertönten zugleich mit einem Gerassel von Eisen und Ketten; dies, mit dem fürchterlichen Rauschen des Wassers verbunden, hätte jedes andre Gemüt als das des Don Quixote mit Furcht erfüllt. Die Nacht war, wie gesagt, dunkel, und sie standen jetzt unter einigen hohen

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