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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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geben mag!«
    »Gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »sich zurückziehen ist ja nicht fliehen, sowenig wie bleiben immer Verstand ist, wenn die Gefahr größer ist als die Hoffnung der Rettung; kluge Leute schonen sich heute für morgen und setzen ihr ganzes Glück nicht an einem Tage, und wenn ich gleich nur ein gemeiner Mann und Bauer bin, so habe ich doch jederzeit meine Ehre darin gesucht, mich verständig aufzuführen; darum laßt's Euch nicht gereuen, meinen guten Rat anzunehmen, sondern steigt auf den Rozinante, wenn Ihr könnt, wo nicht, so will ich Euch helfen, und folgt mir nach, denn es schwant mir, daß wir die Beine nötiger als die Hände brauchen werden.«
    Don Quixote stieg auf, ohne irgend etwas zu antworten, Sancho, auf seinem Esel sitzend, führte an, und so gelangten sie in einen Teil des Schwarzen Gebirges, dem sie sich nahe befanden; Sancho hatte die Absicht, es ganz zu durchschneiden und sich nach Viso oder Almodovar del Campo zu begeben und sich etliche Tage in diesen Berggegenden zu verstecken, damit sie von der Heiligen Brüderschaft nicht gefunden würden. Den Mut dazu gab ihm, daß er gesehen hatte, wie sein Mundvorrat, der sich auf dem Esel befunden hatte, aus der Schlacht mit den Ruderknechten gerettet war, etwas, das er für ein Wunderwerk hielt, da die Ruderknechte auf alles so heftige Jagd gemacht hatten.
    Noch in dieser Nacht kamen sie bis in die Mitte des Schwarzen Gebirges, und Sancho schlug vor, die Nacht und noch etliche nachfolgende Tage dort zuzubringen, wenigstens so lange, als ihre Speisekammer sie versorgte, und also machten sie ihr Nachtlager in einer Gegend zwischen zwei Felsen, in denen sich viele Korkbäume befanden. Aber das Fatum, welches nach der Meinung derer, die nicht vom Lichte der wahren Lehre erleuchtet sind, alles lenkt und nach seiner Weise regiert und vollführt, führte den Gines von Pasamonte, diesen berühmten Schelm und Räuber, der durch Tugend und Tollheit des Don Quixote von der Kette erlöst war und der ebenfalls aus Besorgnis vor der Heiligen Brüderschaft, die er mit großem Rechte fürchtete, auf den Einfall kam, sich in das Gebirge zu verstecken; diesen brachte sein Schicksal und seine Furcht an die nämliche Stelle, die sich Don Quixote und Sancho Pansa erwählt hatten; er erkannte sie und traf sie, da sie eben einschlafen wollten. Wie nun Bösewichter immer undankbar sind, die Not auch oft das Äußerste versucht, die gegenwärtige Hülfe auch der zukünftigen vorgezogen wird, so fiel Gines, der weder dankbar noch von edler Gesinnung war, darauf, dem Sancho Pansa seinen Esel zu stehlen, indem er auf den Rozinante keine Rücksicht nahm, den er für ein gänzlich wertloses Stück, sowohl zum Verpfänden als zum Verkaufen, achtete. Sancho Pansa schlief, er stahl ihm sein Tierlein, und eh es noch tagte, war er schon so weit entfernt, daß er nicht wiedergefunden werden konnte.
    Die Morgenröte ging auf, die Erde zu erfreuen und Sancho Pansa zu betrüben, denn er traf seinen Grauen nicht mehr an; wie er sich ohne ihn sah, begann er so heftig und laut den allerkläglichsten Jammer, daß Don Quixote bei seinem Geschrei erwachte und folgende Reden vernahm: »O du mein eingeborner Sohn! Du in meinem väterlichen Hause erwachsen! Du Kleinod meiner Kinder, Trost meines Weibes, Neid meiner Nachbarn, Stütze meiner Arbeiten! O du Ernährer meiner halben Person, denn du verdientest mir täglich sechsundzwanzig Maravedis, und das war mein halbes Auskommen.«
    Da ihn Don Quixote so jammern hörte und die Ursache erfuhr, suchte er Sancho mit den besten Trostgründen zu beruhigen, er bat ihn, sich in Geduld zu fassen, und versprach zugleich, ihm eine Verschreibung auszustellen, auf welche er drei von den fünf Eseln erhalten solle, die er zu Hause habe. Hiermit gab sich Sancho zufrieden und trocknete seine Tränen, unterdrückte sein Schluchzen und sagte Don Quixote für die Wohltat, die er ihm erwiesen, herzlichen Dank. Diesem, sowie er nur das Gebirge betreten hatte, jauchzte das Herz, denn diese Örter schienen ihm besonders für Abenteuer schicklich, wie er sie suchte. Ihm fielen alle die wunderbaren Begebenheiten ein, die in dergleichen Einsamkeiten und wilden Gebirgen den irrenden Rittern begegnet waren. Hingerissen und vergeistert von diesen Vorstellungen, zog er fort, ohne an etwas weiteres zu denken, auch Sancho hatte keine andere Sorge – seitdem er glaubte, sich in einer sichern Gegend zu befinden –, als seinem Magen mit den Eßwaren gütlich zu

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