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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wich zurück, und selbst die englischen Matrosen machten ihm Platz.
    »Bitte überlassen Sie ihn mir!« bat Paget verzweifelt. Als er Bolitho über ein Wrackteil stolpern und taumeln sah, flüsterte: »Um Gottes willen, holt Kapitän Keen!« Ein Mann huschte hinüber, doch Paget wußte, daß es zu spät war.
    Jobert schlug zu und machte einen Ausfall nach dem anderen. Dann begann er zu kreisen und zwang Bolitho, den Kopf zu wenden und in die Sonne zu starren. War es Einbildung, oder sah er wirklich Triumph in den Augen des französischen Admirals aufblitzen? Kannte der seine Schwäche? Die Klingen klirrten gegeneinander, Stahl zischte, als beide versuchten, das Gleichgewicht zu wahren und die Kraft aufzubringen, den anderen auf Armeslänge Abstand zu halten.
    Die Duellanten parierten und trennten sich wieder.
    Midshipman Sheaffe schüttelte Allday am Arm. »Setzen Sie dem ein Ende, Mann!«
    Allday antwortete, eine Hand auf die brennende Narbe unterm Hemd gepreßt: »Los, holen Sie einen Scharfschützen!«
    Bolitho tänzelte vorsichtig über herumliegendes Tauwerk. In seinem Arm pochte der Schmerz, außerdem konnte er Joberts verzerrtes Gesicht kaum noch erkennen.
Was habe ich eigentlich noch zu beweisen? Er ist besiegt, erledigt. Das reicht doch …
Joberts Klinge zuckte blitzschnell vor, und als Bolitho zu parieren versuchte, spürte er, wie sie ihm unter der Achselhöhle durch den Rock fuhr. Ein brennender Schmerz, als die Schneide seine Haut ritzte. Er hieb seinen Degengriff auf Joberts Handgelenk, so daß sie nun Brust an Brust wankend miteinander rangen.
    Bolitho fühlte, wie die Kraft seinen Arm verließ. Der Schnitt an seinen Rippen schmerzte wie ein Brandeisen. Joberts Atem streifte sein Gesicht, seine finsteren Augen starrten ihn an. Trotzdem schien ein Schleier über allem zu liegen, und selbst Herricks Stimme drang wie von fern zu ihm.
    Er hob den Arm, nahm seine letzte Kraft zusammen und stieß Jobert vor die Brust. Jobert taumelte rückwärts gegen eine Kanone und riß in ungläubigem Entsetzen die Augen auf, als Bolithos alter Degen blitzend vorschnellte und ihn ins Herz traf.
    Bolitho wäre fast gestürzt, als die Matrosen auf ihn zu drängten, wie von Sinnen jubelnd, manche schluchzend.
    Er reichte Allday seinen Degen, versuchte ihm zuzulächeln. Herrick stieß seine Männer beiseite und packte Bolitho am Arm.
    »Mein Gott, Richard, er hätte Sie umbringen können!« Er betrachtete ihn besorgt. »Warum hat ihn denn keiner einfach niedergeschossen?«
    Bolitho tastete nach dem Loch in seinem Rock und spürte warme Nässe an den Fingern.
    Der Jubel verwirrte ihn, doch die Männer hatten ein Recht, ihren Gefühlen Luft zu machen. Was verstanden sie von Strategie oder der Notwendigkeit, zwei fremde Handelsschiffe zu schützen? Sie kämpften immer nur für sich, für die Kameraden, für ihr Schiff.
    Er schaute auf Jobert hinab. Ein Matrose nahm ihm den Degen aus der schlaffen Hand. Joberts dunkle Augen standen halb offen, als sei er noch am Leben, belausche und beobachte seine Feinde.
    »Er wollte sterben, Thomas. Verstehen Sie das nicht?« Er drehte sich um, spähte hinüber zu seinem eigenen Schiff und erblickte Keen. Bolitho hob den Arm zu einem müden Salut. Jemand kam mit einem Verband, um die Blutung zu stillen. »Er hatte die Schlacht verloren und wollte wenigstens seinen Stolz retten.«
    Bolitho bahnte sich einen Weg durch die geschwärzten und blutenden Männer. Das Ganze kam ihm so unwirklich vor. Er sah auf zum Himmel über den Masten und durchlöcherten Segeln, schaute dann seinen Freund an und fügte leise hinzu: »Auf irgendeine Weise ist Jobert damit doch Sieger geblieben.«
    Allday hörte ihn und legte seinem Sohn den Arm um die Schulter.
    Der Stolz auf Freund oder Feind bedurfte keiner Worte.
     
    Epilog
    Erst sechs Monate später kehrte Richard Bolitho nach England zurück. Noch immer verfolgten ihn die grausigen Szenen dieser letzten, verzweifelten Schlacht, aber in der Heimat war ihr Sieg über anderen Ereignissen inzwischen fast vergessen.
    Bolithos Geschwader hatte für diesen Sieg einen hohen Preis an Menschenleben zahlen müssen. Auch seine Schiffe waren schwer beschädigt in die Docks von Malta und Gibraltar gehinkt.
    Zwei französischen Zweideckern war es gelungen, sich davonzustehlen, auch eine unbeschädigte Fregatte war entkommen. Denn keines von Bolithos Schiffen war intakt genug, um sie zu verfolgen und aufzubringen. Joberts Flaggschiff blieb die Schmach erspart, unter der

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