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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Flagge des Feindes kämpfen zu müssen. Zuletzt war unter Deck ein Feuer ausgebrochen, dem viele seiner Verwundeten zum Opfer fielen, und erst nach großen Anstrengungen aller Seeleute, Franzosen wie Engländer, war
Leopard
vor der völligen Vernichtung bewahrt worden. Den Rest seines Lebens würde das einstmals stolze Schiff nun als Hulk oder Wohnschiff zubringen.
    Alle anderen französischen Schiffe waren aufgebracht worden. Allerdings hatte Bolitho befürchtet, mindestens zwei könnten auf der Fahrt zum schützenden Hafen noch sinken.
    Oft dachte er an die vertrauten Gesichter, die er nie wiedersehen würde. Vor allem an Kapitän Inch, der im Kampf für seine Männer gestorben war. Kapitän Montresor war noch im letzten Augenblick gefallen, als das französische Flaggschiff schon die Flagge strich. Houston von der
Icarus
war unversehrt und nörgelnd wie immer davongekommen, obwohl sein Schiff von der ersten Breitseite an im dicksten Getümmel gekämpft hatte. Die beiden kleinsten Schiffe,
Rapid
und
Firefly,
hatten nur wenige Verluste zu beklagen, obwohl eine einzige französische Breitseite sie hätte versenken können.
    Nur von den beiden Briggs begleitet, lief
Argonaute
notdürftig repariert im Juni 1804 in Plymouth ein.
    Wieder standen Bolitho grelle Bilder vor Augen, als er die Augenblicke nach ihrem Eintreffen noch einmal durchlebte: die wilde Erregung, die Flaggengrüße und Salutschüsse, als
Argonaute
endlich Anker warf. Da der Wind sie im Stich gelassen hatte, waren sie im Ärmelkanal nur langsam vorangekommen. Er erinnerte sich noch genau an die Begeisterung der jubelnden Menschen am Hafen, die so oft in Trauer umschlug, wenn wieder eine Familie erfuhr, daß ein Angehöriger nicht zurückgekehrt war.
    Admiral Sheaffe war persönlich zur Stelle gewesen. Bolitho hatte vorgehabt, den Mann zur Rede zu stellen, ihn zu fragen, warum er Keen als Waffe gegen die Bolithos mißbraucht hatte. Doch der Admiral machte sich zunächst umständlich an die Begrüßung seines Sohnes. Und dann kam ein Moment, den Bolitho nie vergessen würde.
    Der Admiral, beobachtet von seinen Adjutanten und einigen Freunden, hatte dem jungen Sheaffe die Hände auf die Schultern gelegt.
    Vielleicht hatte der Fähnrich sich Stayts letzter Worte erinnert oder des Tages, an dem Bolitho auf ihn gewartet hatte, obwohl
Suprème
Gefahr drohte.
    Jedenfalls sagte der junge Sheaffe fest zu seinem Vater: »Pardon, Sir, ich kenne Sie nicht!« Und eilte starren Blicks davon.
    An Land hatte Bolitho Zenoria die letzten Meter übers Kopfsteinpflaster laufen gesehen, mit wehendem Haar. Er war froh und neidisch zugleich gewesen. Ohne sich um die grinsenden Matrosen zu kümmern, hatte Keen sie in die Arme genommen und sein Gesicht wortlos in ihrem Haar verborgen.
    Sie hatte Bolitho mit feuchten Augen angeschaut und leise gesagt: »Danke.«
    Was er für sich selbst erwartet hatte, wußte Bolitho nicht genau. Vielleicht, daß Belinda nach Plymouth gekommen wäre, um auf ihn zu warten wie Zenoria. Aber sie war nicht da.
    An die Zeit, die er danach in Plymouth mit der Regelung seiner Angelegenheiten verbracht hatte, konnte er sich nur undeutlich erinnern. Anschließend war er mit
Firefly
nach Falmouth gesegelt. Eine kleine Brigg würde kein Aufsehen erregen. Bolitho scheute einen erneuten Heldenempfang, den Lärm und die Neugier jener, die das wahre Gesicht des Krieges nicht kannten.
    So stand er an diesem sonnigen Junimorgen mit Adam am Schanzkleid der
Firefly,
die träge in ihre Ankertrosse eindrehte. Wieder daheim.
    Links und rechts grüne Hänge und vertäute Schiffe, bunte Felder, die sich in eigenwilligen Mustern landeinwärts zogen. Häuser und Fischerhütten und die finstere graue Masse von Pendennis Castle, die den Hafeneingang beherrschte. Nichts hatte sich verändert, doch Bolitho spürte, daß es nie mehr so sein würde wie früher.
    Zeit zum Abschiednehmen. Adam hatte Order, mit neuen Depeschen nach Irland zu segeln.
    »Nun, Onkel?« Er musterte ihn besorgt.
    Bolitho sah Allday an der Reling stehen und auf die Gig längsseits hinabschauen. Er hatte Ozzard und Bankart mit Bolithos Gepäck per Kutsche nach Falmouth geschickt.
    »So wird es immer sein, Adam«, sagte Bolitho. »Kurze Abschiede, noch kürzere Begrüßungen.« Er sah sich auf dem ordentlichen Deck um. Kaum zu glauben, daß dieses Schiff mit einem mächtigen Zweidecker gekämpft und überlebt hatte. Auch
Rapid
hatte es geschafft. Quarrell hatte allerdings darum gebeten, die geborgten

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