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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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Höflichkeit behandelt zu werden, mit der er selbst seine Affären einölte, aber er lief hinter Donovan her und erreichte ihn gerade noch im Fahrstuhl.
    »Haben Sie einen Wagen mit?« fragte Donovan.
    Pulse nickte, eingeschüchtert und unterwürfig, ohne zu wissen warum.
    »Fahren Sie mich zu dem Haus, wo der Vater des Mädchens wohnt«, befahl Donovan, als sie beim Wagen waren.
    Pulse quetschte seinen großen Körper hinter das Steuerrad.
    »Die Lage ist äußerst heikel«, sagte er warnend. »Der Mann ist ein Pfarrer.«
    »Ich habe schon öfters gehört, daß die Kirche Geld nimmt«, sagte Donovan. »Sie hat sogar Christus um billiges Geld verkauft!«
    Pulse war so entsetzt, daß er nichts sagen konnte. Er heftete seine großen, feuchten Augen auf Donovan. Dann sagte er: »Ich wünschte, Sie würden die Religion nicht in eine solche Sache hineinbringen!« Seine Stimme war plötzlich voll und klingend. »Wir sollten nach dem Guten so wie nach Weisheit streben!«
    »Hört! Hört! Er hat gerade mit einem Pfarrer gesprochen!« höhnte Donovan. »Bringen Sie mich nur hin zu ihm – dann werden wir schon sehen, ob er Geld nimmt. Er wäre der erste, der nein sagt! Nur ist der Preiszettel an den frommen Leuten etwas höher, das ist alles! Sie sind doch nicht fromm, Pulse – oder?«
    Pulse antwortete nicht, seine Gläser glitten an der Nase herunter, er schob sie mit ärgerlicher Geste zurück.
    »Gibt es Dinge, die Sie nicht um eine Zigarre täten?« schloß Donovan verächtlich.
    Das erinnerte Pulse anscheinend an das Geld, das er zu bekommen hoffte, denn er sagte ruhig duldsam: »Wir haben bereits fünf ›Pillen‹ in unserer Schachtel, Dr. Cory. Fünf Geschworene sind auf unserer Seite. Wir gehen jetzt schon ziemlich sicher!«
    »Nicht, solange dieses Mädchen in der Nähe ist«, murmelte Donovan. »Wir müssen es aus dem Wege schaffen.«
    Er starrte düster vor sich hin, in Gedanken versunken, die fern in der Zukunft zu schweben schienen.
    »Fahren Sie! Schnell doch, Mensch!« schrie Donovan plötzlich. »Fahren Sie zu!«
    Pulse, durch diesen Ausbruch erschreckt, trat auf den Gashebel. Der Wagen schoß vorwärts, den breiten Beverly Boulevard entlang. »Der Vater des Mädchens wohnt in den Weatherby Appartements in Van Ness«, sagte Pulse. Donovan schien nicht zuzuhören. Er starrte weiter vor sich hin und saß regungslos neben Pulse.
    In meinem geistigen Gefängnis fühlte ich eine namenlose Angst, die sich steigerte, je näher wir Van Ness kamen. Ich wußte, ich würde irrsinnig werden; die Klarheit meiner Gedanken fing an sich zu trüben. Die Hoffnung, der Bann würde gebrochen und ich käme wieder in Besitz meines eigenen Körpers, löste sich plötzlich in schreiende Verzweiflung auf.
    Wenn Schratt doch das Hirn töten würde! Das Glasgefäß umwerfen, in dem es schwamm! Oder den elektrischen Strom abschalten, der es am Leben hielt!
    Schratt mußte doch wissen, was ich durchmachte. Der Enzephalograph mußte sonderbare neue Zeichen aufweisen, die er als Wissenschaftler deuten konnte!
    Vielleicht aber war auch er mattgesetzt, von dem Hirn beherrscht wie ich?
    »Hier«, sagte Pulse, und deutete auf ein großes weißes Gebäude.
    »Halten Sie – und kommen Sie hinter dem Steuer hervor!« befahl Donovan.
    Pulse blickte erstaunt auf, gehorchte dann aber, und während sich Donovan auf den Sitz des Fahrers schob, ging Pulse um den Wagen herum und stieg neben ihm ein.
    »Auf was warten wir, Dr. Cory?« fragte Pulse – er wurde plötzlich argwöhnisch.
    Er konnte Donovans sonderbares Benehmen nicht verstehen – erst drängte er ihn zur Eile, und nun wartete er. Donovan antwortete nicht. Er blickte weiter finster vor sich hin. Der Ausdruck seines Gesichtes war offenbar furchteinflößend, was sich in Pulses Miene widerspiegelte.
    »Warum gehen wir nicht hinein und sprechen mit dem Vater des Mädchens?« fragte er. »Ich kann Sie ihm vorstellen – und vielleicht läßt er mit sich reden.«
    Keine Antwort. Pulse rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her. Die Straße war menschenleer.
    Nun kam jemand aus dem Haus – eine ältere Frau im schwarzen Kleid und ein blasses, hübsches Mädchen von vielleicht dreizehn Jahren.
    Plötzlich regte sich Donovan. Er trat auf den Gashebel, der Wagen schoß vorwärts. Die Vorderräder sprangen auf den Bürgersteig. Er raste direkt auf die beiden Frauen zu.
    Eine Sekunde war Pulse starr vor Schrecken – dann stieß er einen heiseren Verzweiflungsschrei aus. Seine fette Hand griff

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