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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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Ich war eingekerkert und mußte zusehen.
    Ich lernte, mich vor dem Licht des Tages und den Sternen der Nacht zu fürchten. Ich fühlte, daß ich dem Wahnsinn nahe war in der Zelle meiner hermetisch versiegelten Existenz.
    Ich versuchte einen Pakt mit Gott zu machen, wenn er mich aus meinem Gefängnis befreite. Ich hatte Zeit zu beten und über meine Taten nachzudenken. Denn selbst wenn ich zu schlafen schien, hielt das Entsetzen mich wach.
    Wir berechnen die Zeit nach Minuten und Stunden, Tagen und Jahren, wir messen den Raum in drei Dimensionen innerhalb der physikalischen Welt. Aber Donovans Geist existierte außerhalb unserer konkreten Grenzen. Obwohl er untrennbar vom Raum war, hatte er einen persönlichen Zeitbegriff. Er schien die Zukunft genauso zu kennen, wie wir uns der Vergangenheit erinnern. Er ahnte kommende Ereignisse voraus und vereitelte sie durch Methoden, die ich nicht begreifen konnte, denn meinem Denken fehlte das Verständnis für die vierte Dimension. Ich kannte die bevorstehenden Ereignisse nicht.
    Ich bin jetzt gezwungen, das Hirn und meinen Körper zu identifizieren, in diesem zweiten Dasein Donovans – ist doch das Großhirn der Sitz der Persönlichkeit und der Körper nur ihre zufällige Form. Von diesem Augenblick an kann ich, Patrick Cory, der ohnmächtige Zuschauer, diese widernatürliche, scheußliche Einheit, die sich meines Körpers bedient, nur noch bei ihrem richtigen Namen nennen: Warren Horace Donovan!
    Also: Eine Minute, nachdem Yocum weggelaufen war, schritt Warren Horace Donovan aus dem Hotel, ging zur Ivarstraße und betrat ein Büro, um einen Wagen zu mieten. Er wählte einen Buick.
    Der Angestellte wollte den Führerschein sehen, doch aus Gründen, die mir erst später bekannt wurden, gab Donovan vor, ihn zu Hause gelassen zu haben. Er bot aber an, das Geschäft zu erleichtern, indem er jede gewünschte Summe in bar deponierte.
    Er unterschrieb den Schein als Herb Yocum, Kirkwood Drive. Wenn der Angestellte das im Telefonbuch nachgeprüft hätte, so mußte er befriedigt sein.
    Donovan fuhr den Wagen bis zu einer Ecke hinter dem Hotel, ließ ihn dort und nahm eine Taxe zum Büro Fullers. Er hinkte und spürte schmerzhaft einen dumpfen Druck in den Nieren.
    In der Taxe sah er in den Spiegel. Sein Gesicht war ungesund weiß mit einem Stich ins Gelbliche. Er trug alle Anzeichen einer nephritischen Entartung der Nieren. Wie ein Mann, dem die Beine amputiert sind, noch immer von seinem Hühnerauge an seiner nicht mehr vorhandenen Zehe geplagt wird, so übertrug Donovan die Empfindungen, die er in seinem früheren Körper zu haben pflegte, auf den meinen.
    Er ging zum Büro des Anwalts hinauf.
    Nachdem er ein paar Minuten gewartet hatte, kam Fuller herein. Seine Haltung gegen Donovan war entschieden feindlich, aber er versuchte sie unter einem geschäftsmäßigen Gebaren zu verstecken.
    Donovan folgte ihm in die Bibliothek, wo sie sich setzten.
    Fuller eröffnete die Unterhaltung finster: »Ich wünschte, Sie erklärten mir Ihr seltsames Betragen gestern abend in Howards Haus. Ich verstehe diese Art von Humor nicht.«
    »Ich frage Sie nicht nach Ihrer Meinung über irgendeine meiner Handlungen, Fuller«, entgegnete Donovan scharf. »Sie werden dafür bezahlt, Hinds aus dem Gefängnis zu holen, nicht mein Benehmen zu kritisieren!«
    Fullers Gesicht wurde dunkel rot, doch er sprach in seinem glatten Verhandlungston: »Wissen Sie, ich bin nicht sicher, ob ich den Fall überhaupt übernehmen will. Er ist hoffnungslos. Der Mann ist ein kaltblütiger Mörder. Gehen Sie lieber zu jemand anderem.«
    Donovan knurrte etwas, stand auf und öffnete einen kleinen Schrank neben der Tür. Darin war, an eine Wachsplatte angeschlossen, ein elektrischer Schalter. Donovan knipste ihn aus und humpelte zum Tisch zurück.
    Fuller beobachtete ihn mit verzerrtem Gesicht. Er vermutete eine übernatürliche Intelligenz hinter Donovans sonderbarem Betragen, aber er konnte sie nicht definieren.
    »Immer vorsichtig, nicht wahr?« sagte Donovan und seine Stimme klang drohend. Fuller sah ihn mit mühsam verschleierter Furcht an.
    »Wie konnten Sie wissen ...«, fragte er.
    »Das spielt keine Rolle«, schnitt ihm Donovan das Wort ab. »Ich wünsche nicht, daß meine Besprechungen aufgenommen werden! Damit legen Sie mich nicht herein! Erinnern Sie sich nur an den Fall Ralston und Trueman. Wir brauchen keine Spiegelfechterei!« Er benutzte Fullers Worte vom Abend vorher.
    Fuller erbleichte, als würde er

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