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Titel: talon001 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschenkter Tod
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Talon Nummer 1

    „Geschenkter Tod“

    von
    Thomas Knip

    [23.12 – 00.03.45 – 98.6 – Adrian: Bestätige]
    [„Bestätigt“]
    Ein leises Rauschen erfüllte die abendliche Szenerie. Die Zweige der Dattelpalmen tanzten leicht in der Brise hin und her, die vom Meer über die Bucht wehte. Obwohl die Sonne schon lange untergegangen war, hing noch ein pastellroter Schimmer am Rand des Horizonts, der den wenigen Wolkenschlieren einen unwirklichen Glanz verlieh.
    Inmitten der oasenhaft gestalteten Gartenanlage erhob sich in einer Privatbucht das Hotel Jebel Ali, kaum eine Fahrtstunde entfernt von Dubai, der bedeutendsten Handelsmetropole der Vereinigten Arabischen Emirate.
    Mehrere Jachten, die in der kleinen Bucht vor Anker lagen, zeugten vom Publikum, das sich in dieser abgeschiedenen Anlage von der Hektik in Dubai erholte. Vereinzelt zeigten sich Nachtschwärmer am Strand, die das laue Klima zu dieser späten Stunde genossen. Der weit geschwungene Bau des Hotels hob sich einem Berg gleich gegen den Schein des nächtlichen Himmels ab. Seine äußeren Kanten wurden dezent von einer Vielzahl kleiner Scheinwerfer angestrahlt.
    Ahmad Sahim trat vom Balkongeländer seiner Suite zurück und zog ein Taschentuch hervor. Gedankenverloren schloss er die Balkontür aus Glas fast völlig. Trotz der späten Stunde und der Klimaanlage, die er auf volle Leistung gestellt hatte, brach ihm bei jeder Bewegung der Schweiß aus. Zu dieser Jahreszeit war die Hitze selbst hier direkt am Meer kaum zu ertragen.
    Der Kuwaiti Ende Vierzig rückte die Sonnenbrille wieder zurecht. Gewohnheitsmäßig ließ er sie aufgesetzt, auch wenn in der Zimmerflucht nicht mehr herrschte als der indirekte Lichtschein, der von draußen herein drang. Mit der linken Hand strich er über sein kurzes, gelocktes Haar und registrierte die Feuchtigkeit, die dabei haften blieb, mit Missbilligung.
    Er lehnte sich an den Schreibtisch aus teurem Tropenholz, der leicht versetzt im Raum stand und griff nach dem Telefon. Seine Finger zupften an den Enden des Hemdkragens, um ihnen etwas Form zu geben. Kurz sah er zum gegenüberliegenden Ende der Suite, wo ein leises Rauschen hinter der Badezimmertür zu hören war. Er grinste erwartungsvoll und wählte eine Nummer in Dubai.
    „Gajim? Ahlan, sei gegrüßt. Wie geht’s?“
    [23.13 – 00.02.32 – 100.2]
    Nach dem Austausch mehrerer Höflichkeitsformeln begann die Stimme am anderen Ende der Leitung eine hastige Erklärung. Ahmad Sahim schüttelte mehrmals den Kopf oder nickte stumm, offenbar unzufrieden mit der Reaktion seines Gesprächspartners.
    „ –nein, Gajim, nein! Die Verhandlungen mit den Dänen –“ Er lehnte sich mit der linken Hand gegen die Schreibtischkante und drückte die Sohlen seiner Schuhe in den teuren Teppich. Fast bereute er, den kleinen Abstecher in dieses Hotel gemacht zu haben. Sein geplantes Stelldichein hätte er auch in Dubai haben können, und er hätte die Kontrolle über ihren laufenden Deal nicht aus den Händen geben müssen.
    „ – – was?! Nichts wirst du! Wir sind im Vorteil! Willst du den so billig verschenken?“
    [23.14 – 00.01.58 – 102.3 – Adrian: Kontrolle!]
    Behandschuhte Finger legten sich vorsichtig auf die Glastür des Balkons und schoben sie leise zur Seite.
    [„Ich sehe ein Schemen. Ist er es, Bergstrøm?“]
    [Ja, Adrian, er ist das Ziel – 103,5 (kritischer Wert: ignorieren) – Talon: Aktion]
    „ –es würde sie Millionen kosten, auf uns zu verzichten. Wir sind die einzigen, die ihnen das Zeug zu diesem Preis besorgen können!“
    Die schlanke Gestalt glitt wie ein Schemen in den halbdunklen Raum. Nichts hätte einen unachtsamen Beobachter auf ihre Anwesenheit hingewiesen. Doch Ahmad Sahims Instinkt war durch die Jahre geschärft worden, die er in diesem Geschäft tätig war.
    Sein Kopf fuhr herum. Die Augen hinter der Sonnenbrille fixierten sofort den Eindringling, der sich in den Schatten der Außenmauer stehlen wollte.
    „Was –?!“
    Seine linke Hand machte eine abweisende Bewegung.
    „Verdammt, wer sind Sie? Machen Sie, dass Sie hier wegk-“
    [23.14 – 00.01.09 – 108.2]
    [„Kontakt, Bergstrøm“]
    [Talon, handle!]
    Erst jetzt betrachtete sich Sahim die Kleidung des Eindringlings. Dieser trug nicht mehr als einen nachtblauen, hautengen Einteiler, der seinen ganzen Körper bedeckte. Nur Mund und Hals wurden von einem eng geschlungenen roten Tuch bedeckt.
    Die ganze Aufmachung erschien Sahim so unwirklich, dass er nur langsam reagierte. Viel zu

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