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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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seinen eignen Berufsstand bediente.
    »Haben Sie eine Entschuldigung?«
    Kain hatte keine. Was sollte er sagen? Dass es in keinem Land der Welt, das er besucht hatte, einen Zwang zum Stehen an roten Ampeln gab? Paris, Rom, London. Eine Amerikanerin hatte überhaupt nicht begriffen, warum er sie am Überqueren einer nächtlich leeren Straße hinderte. Die Ampel hatte Rot geleuchtet. Jetzt war er selbst in die Falle getappt. »Hundert Meter entfernt überquerten die Leute bereits die Straße bei Grün. Zwischen den zwei Ampeln kein Auto, was kann da passieren?«
    »Sie haben gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen.«
    »Ja.« Daran gab es keinen Zweifel.
    »Es hätten Kinder an der Ampel stehen können. Was sind Sie für ein Vorbild!«
    »Es standen keine Kinder neben mir oder auf der Seite gegenüber. Das haben Sie selbst gesehen.« Aber diese gestammelten Worte waren auch keine Begründung. Der Beamte sprach weiter, wie er es im Seminar gelernt hatte und blickte ihn vorwurfsvoll an. Die Diskussion konnte er sich sparen, er hatte doch Einsicht gezeigt. Kain wollte vor seinem Dienst bei Frederike noch in die Läden. Es war genau fünf Monate her, dass er Eva kennengelernt hatte. Zum Jubiläum wollte er sie überraschen. Jetzt stand er hier und zahlte Strafe.
    »Sind Sie mit einem Verwarngeld von fünf Euro einverstanden?« Das war Kain nicht, aber er hatte keine andere Chance und suchte nach dem Schein im Portemonnaie.
    »Ich habe Ihre Adresse notiert, der Bescheid erreicht Sie dann auf postalischem Wege.«
    »Und ich zahle zwanzig Euro Bearbeitungsgebühr!« Kain wusste, warum der Polizist sein Bußgeld nicht sofort kassierte. Der hatte keinen Quittungsblock dabei. Überhaupt, Streife lief man zu zweit, nicht allein. »Wo ist denn Ihr Kollege, Herr Wachtmeister?«
    Der Herr Wachtmeister stutzte. In seinem Rücken näherte sich der Kollege. Kain lächelte. Dem Wachtmeister erschien er als renitenter Bürger. »Genügt Ihnen meine Uniform nicht? Soll ich Ihnen meinen Ausweis zeigen?«
    »Das hättest du tun sollen!« Es war der zweite Mann, der jetzt sprach. Der war vielleicht auf Toilette gewesen. Kain erkannte ihn. Sie hatten mehrmals miteinander gearbeitet. An Tatorten, bei Straßensperrungen, bei einer Verfolgung zu Fuß. Gewöhnlicher Name: Müller? Meier? Nowakowski? »Mensch, Kain, kaum den Polizeidienst quittiert, wirst du Gesetzesbrecher.«
    Was tun? Ja, er hatte falsch gehandelt. Er würde auch Abbitte leisten, schwören, es nie wieder zu tun.
    »Ich glaube, bei diesem Bürger genügt zunächst die mündliche Verwarnung.«
    »Ich möchte keine Sonderbehandlung.« Kollegen konnte sich Kain gerade so noch verkneifen.
    »Unsere Statuten lassen diese Erziehungsmaßnahme zu, so sich der Bürger einsichtig zeigt und das Vergehen unter Bagatelldelikt fällt. Ich denke, beides trifft zu.«
    »Ich zahle. Das Bußgeld wurde zu recht verhängt.« Kain zog den Schein und schob ihm denn jungen Wachtmeister unter die Jacke. Dann lief er weiter. Die Streife war sprachlos.
    »Wenn nicht, nehmt es als Spende für eure Kaffeekasse«, sagte Kain schon im Gehen. An einer Bank erblickte er Rebecca Loepki, die vom Rad stieg. Sie winkte. Kain nickte nur kurz und ging gedankenversunken an ihr vorüber, überlegte, worüber sich Eva freuen könnte. Parfüm? Jeder Zweite kaufte das. Blumen? Die sowieso. Theaterkarten? Kabarett? Dessous? Sie würde meinen, dass er die Reizwäsche nur sich selbst schenkte, und hätte damit wahrscheinlich recht…
    »Ich habe es gesehen. Die Ampel war grün.«
    Nein, war sie nicht. Die Stimme war hinter ihm, er drehte sich nicht zu ihr um. Sie würde seinetwegen vor der Polizei lügen?
    »Doch war sie!«
    Kain sah nun doch Rebecca Loepki ins Gesicht. Die schob jetzt ihr Rad neben ihm.
    »Der hat Sie aus Langeweile abgezockt.«
    »Nein, er hat mir mit Recht eine Verwarnung ausgesprochen. Ich bin bei Rot über die Straße gelaufen.«
    »Aber das ist doch bescheuert, dafür Strafe zu zahlen. Wirkliche Verbrecher lassen sie laufen.« Kain erwartete die übliche Tirade gegen geldgierige Manager, korrupte Politiker und gedopte Sportler. Themen, die die Schlagzeilen beherrschten. Die Elite vor Gericht. Gier zerstört den Glauben in soziale Marktwirtschaft. Harte Strafen für die Verbrecher! Vieles war unbegreiflich, schien aber System. Kain hatte einen Standpunkt, würde ihn ihr aber nicht auseinandersetzen. Rebecca Loepki jedoch sprach über sich selbst.
    »Sie haben mich wieder verhört. Dijamal

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