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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Hälfte eines Pärchens werden. Erst recht nicht, wenn man nach dem Sex in Tränen ausbricht.
    Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, Helge zu erklären, warum ich geheult habe. Es war auch gar nicht nötig. Wir sind uns mittlerweile einig, dass das angestrebte ‚langsam‘ zwischen uns nicht langsam genug war. Dieser Feststellung folgte die Erkenntnis, dass es zwischen uns vermutlich gar nicht langsam genug anfangen kann. Und somit am besten gar nicht anfängt. So schade es auch ist.
    „Rommelfeld hat vorhin nach dir gefragt.“ Karim legt einen Vertrag vor mir auf den Schreibtisch. „Er hat mich gebeten, dir zu sagen, dass du diesen Vertrag mit einem kurzen Anschreiben an das Bauunternehmen zurücksenden möchtest.“
    „Nichts lieber als das“, brumme ich mit ironischem Unterton, während ich mich auf meinen Drehstuhl fallen lasse.
    „Wo warst du denn so lange?“ Karim lehnt sich mit neugierigem Blick gegen den Tresen vor meinem Schreibtisch.
    „Steht mir neuerdings keine Mittagspause mehr zu?“
    „Klar. Allerdings gehst du sonst immer erst gegen Eins in die Pause.“
    „Heute hatte ich eben schon früher Hunger“, sage ich, als ich nach dem Vertrag greife.
    Karim beugt sich ein Stück in meine Richtung, die Arme vor der schmalen Brust verschränkt. „Und? Schon nervös?“
    „Nervös weswegen?“
    „Na, wegen des großen Tages. Was sonst?“
    „Ach, das meinst du.“ Ich öffne ein Blanko-Dokument und schreibe die Anschrift des Vertragsempfängers ab. „Es ist nur ein Geburtstag, Karim. Sonst nichts.“
    „Es ist dein Geburtstag, Romy. Noch dazu dein dreißigster!“
    „Kann schon sein.“
    „Das klingt ja nicht gerade nach Partystimmung.“ Er greift in die Schale auf meinem Tresen und nimmt ein Schokomintblättchen heraus.
    „Warum ist scheinbar jedem in meinem Umfeld dieser Geburtstag wichtiger als mir? Ich tausche die 2 gegen eine 3, okay. Aber ist das ein Grund, gleich vollkommen deswegen auszuflippen?“
    Karim schiebt sich das Mintblättchen in den Mund. „Vom Ausflippen bist du noch sehr weit entfernt, da muss ich dir zustimmen.“
    „Und überhaupt“, fahre ich fort. „Die Party war Veronikas Idee. Ich selbst hätte absolut kein Problem damit, den Abend allein auf meinem Sofa mit einem alten Krimi und ner Pizza zu verbringen.“
    „Pizza? Ich dachte, du bist auf Diät?“
    „Ich verzichte nur weitestgehend auf Kohlenhydrate, das heißt aber nicht, dass ich mir nicht zwischendurch auch mal eine ordentliche Nervennahrung gönne.“
    „Also, wenn ich sündige, dann am liebsten mit Schokolade.“ Er greift erneut in die Schale.
    „Apropos allein“, hakt er nach. „Habe ich dich nicht neulich erst mit diesem netten blonden Schönling in der Mittagspause gesehen?“
    „Dir entgeht auch wirklich gar nichts, oder?“
    Seine Mundwinkel schieben sich nach oben. „Nicht, wenn es um das Liebesleben der charmantesten Empfangslady der Firma geht.“
    Nun kann auch ich mir ein Lachen nicht verkneifen. „Verschon mich bitte, Karim. Ich bin echt nicht in Stimmung für deine Art von Verhör.“
    „Ach, komm schon. Ich sterbe vor Neugier. Willst du nicht wenigstens ein paar Details über dieses Bild von einem Mann mit mir teilen?“
    Karim hat niemals ausgesprochen, dass er schwul ist. Es war auch nie nötig. In Momenten wie diesen erwische ich mich jedoch immer wieder bei der heimlichen Frage, ob er selbst in festen Händen ist.
    „Um ehrlich zu sein, gibt es keine Details mehr“, sage ich schließlich.
    „Ach, wie schade. War es nichts Ernstes?“
    Ich tippe den üblichen Satz für Anschreiben dieser Art in die Tastatur, während ich über seine Frage nachdenke.
    Nichts Ernstes. Wie würde es überhaupt aussehen, wenn es ernst wäre?
    „So oder so“, antworte ich. „Es ist vorbei.“
    Karim schweigt, was ausgesprochen ungewöhnlich für ihn ist. Dann legt er für einen kurzen Moment die Hand auf meinen Unterarm.
    „Es tut mir wirklich leid, dass du mit den Männern kein Glück hast.“
    „Nur keine Panik. Mir geht es gut.“
    „Tatsächlich?“
    „Tatsächlich. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss noch dieses Anschreiben und zwei weitere fertigmachen.“
    Er presst seine Lippen aufeinander, wie um Worte zu unterdrücken, die selbst aus seinem Mund unpassend erscheinen würden. Dann müht er sich ein Lächeln ab und geht zurück in sein Büro.
    Ich kenne diese Art von Blick. Das Mitfühlende. Das Wissende. Oder – was noch schlimmer ist – der Glauben, etwas zu wissen,

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