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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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geklebt.“
    „Wirklich?“
    „Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut singen würdest. Du hast nie erwähnt, dass du mit so viel Herz dabei bist.“
    „Es war erst mein erster Auftritt“, antworte ich. „Ich muss noch eine Menge lernen. Aber ich glaube, für den Anfang bin ich zufrieden.“
    „Das kannst du auch sein“, sagt Veronika, die neben Helge Platz nimmt.
    „Soll ich dir was zu trinken bestellen?“, fragt Helge mit fürsorglichem Blick.
    „Nein, danke“, antworte ich. „Ich habe backstage gerade einen Liter Wasser getankt.“
    „Backstage“, wiederholt Veronika grinsend. „Wenn das nicht mal cool klingt.“
    Ich strahle wortlos. Die Euphorie meines 3-Fan-Tisches ist erfrischend. Trotzdem bin ich seltsam erschöpft. Bis auf die Luftzüge zwischen den schmalen Spalten der angewinkelten Fenster scheint kaum Sauerstoff in den Raum zu gelangen.
    „Furchtbar heiß hier“, stelle ich fest.
    „Wenn du willst, können wir draußen einen kleinen Spaziergang machen“, schlägt Helge vor. „Einfach ein bisschen frische Luft tanken. Was meinst du?“
    Veronika wirft mir einen wissenden Blick zu. Mit zustimmendem Lächeln nickt sie mir zu.
    „Eine gute Idee“, antworte ich. „Noch schöner fände ich es allerdings, frühzeitig zu verschwinden. Der Abend war klasse, aber ich fände es schön, unter die Dusche zu springen und in frische Klamotten zu schlüpfen.“
    Maik schaut auf die Uhr. „Also, um diese Zeit schlüpfst du allenfalls in einen Pyjama.“
    „Von mir aus auch das“, antworte ich mit erschöpftem Seufzen.
    Helges Enttäuschung ist unübersehbar. Die eigentliche Botschaft meiner Antwort scheint er eindeutig falsch verstanden zu haben.
    „Ich bin mit den Jungs aus der Band hergekommen“, sage ich. „Deshalb bin ich ohne Auto hier.“
    Fragend schaut er mich an.
    Dass er noch immer nicht versteht, was ich meine, ist unerwartet süß.
    Ich setze mein charmantestes Lächeln auf, während ich ihm einen vielsagenden Blick zuwerfe. „Hättest du nicht vielleicht Lust, mich nach Hause zu fahren?“
     
    *
     
    Das Wasser läuft in heißen Strömen über meinen Rücken. Das nasse Haar fällt unter dem Strahl der Dusche auf meine nackten Schultern herab.
    Seit fünf Minuten nutze ich die Einsamkeit meiner Duschkabine für das Sortieren all der verwirrenden Emotionen. Und es sind nicht wenige Emotionen, die sich an diesem Abend den Platz in meinem Herzen teilen müssen. Die Euphorie über den erfolgreich hinter mich gebrachten Auftritt. Die Freude über das begeisterte Publikum, das mir mit seinem Applaus nur allzu deutlich zu verstehen gegeben hat, dass ich meine Sache gut gemacht habe. Und nicht zuletzt das sanfte und doch nervöse Kribbeln in der Magengegend, wenn ich an Helge denke, der im Wohnzimmer sitzt und meine CD-Sammlung sichtet.
    Wir waren uns einig, es langsam angehen zu lassen. Ebenso einig scheinen wir uns jetzt auch darin zu sein, dass der Auftakt unseres zweiten Versuchs – vor allem im Vergleich zu unserem ersten Anlauf – nun eindeutig die zweite Stufe erreicht hat.
    Das langsam neigt sich langsam dem Ende zu.
    Niemand von uns hat es ausgesprochen und doch wissen wir beide, dass es so ist. Dass der heutige Abend einleiten wird, was wir bei unserem ersten Date vermasselt haben. Diesmal mit mehr Gefühl. Diesmal mit einem klareren Kopf.
    Ich drehe den Wasserhahn zu und schiebe den Duschkopf zurück in die Halterung.
    Während ich aus der Kabine steige und nach dem Handtuch greife, wandern meine Gedanken zu Alexander. Ob er sich noch immer mit dieser Chantal trifft? Vielleicht sogar in diesem Moment? Und wie definiert sich das Wörtchen treffen zwischen den beiden?
    Ich reibe den flauschigen Stoff über meine nackten Beine in einer Intensität, als könnte ich so auch meine Gedanken abreiben. All die ungeklärten Fragen. All die schmerzenden Missverständnisse. Wie lange will ich ihm noch einen Platz in meinen Gedanken einräumen? Wie oft will ich es der Sehnsucht nach ihm noch gestatten, mir jeden Versuch, mich auf jemand Neuen einzulassen, zu versauen?
    Ich werfe das Handtuch auf den Wäschekorb und greife nach dem Bademantel am Türhaken. Derselbe Bademantel, in dem mich Helge erst neulich an der Tür überrascht hat.
    Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
    Helge.
    Ob er bereits ungeduldig wird? Ob er einverstanden wäre, wenn ich mir nicht die Mühe mache, mich in ein neues Outfit zu werfen, um so zu tun, als wüsste ich nicht, worauf dieser Abend

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