Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)
würde, geschweige denn, was ich sagen soll. Er war einfach nur ehrlich. Im Grunde kann ich ihm doch nicht vorwerfen, dass er versucht hat, mir die Wahrheit zu sagen, oder?“
„Was auch immer du tust, das Einzige, was zählt, ist, dass du dir selbst treu bleibst.“ Maik schaut mich mit einer Ernsthaftigkeit an, die nicht so recht zu seinem ungestümen Verhalten passen will. „Denn nur dann kannst du dich selbst lieben.“
„Du hast recht. Aber ganz egal, wie lange ich darüber nachdenke, hin und her überlege und mir Argumente gegen oder für ihn zurechtlege: Ich liebe ihn. Deshalb werde ich früher oder später eine Lösung für unser Problem finden.“
„Solange du nicht vergisst, mich zur Hochzeit einzuladen.“
Ich lächle. Das Wort Hochzeit in Verbindung mit Alexander sorgt grundsätzlich für ein Lächeln auf meinem Gesicht. Selbst dann, wenn mir gar nicht nach lächeln zumute ist.
„Heute haben wir übrigens unser Fünfmonatiges“, sage ich.
„Euer Fünfmonatiges? Und das verbringst du mit deinem Cousin?“
„Mit meinem Cousin“, ich greife nach der Fernbedienung, „und mit Columbo.“
*
Ich habe es ganz deutlich gehört: Es war ein Pfeifen. Und der Typ hatte keinen Hund dabei. Nein, das Pfeifen galt mir .
Mit dieser Erkenntnis wartet es sich am Tresen meines Lieblingsbistros gleich umso entspannter.
Im Augenwinkel sehe ich, wie die Bauarbeiter vor dem Fenster des Bistros auf ihre Schaufeln gestützt hineinschauen, während ich darauf warte, dass der Kunde vor mir seine Bestellung aufgibt.
Für einen Moment frage ich mich, ob es nicht doch etwas übermütig war, den knielangen Rock anzuziehen. Er sieht gut aus, ganz klar. Überraschenderweise nicht nur im Schaufenster, wo ich ihn das erste Mal gesehen habe, sondern auch an mir. In seinem leuchtenden Marineblau passt er geradezu hervorragend zu der weißen Bluse. Und wenn er sogar die Aufmerksamkeit der Bauarbeiter auf der Straße auf sich zieht, kann die Entscheidung, ihn zu kaufen, nicht so falsch gewesen sein.
Doch Aufmerksamkeit hin oder her, alles hat seine Grenzen, vor allem wenn man ohne Zögern bereit ist, die Aufmerksamkeit aller Männer der Welt gegen die eines einzigen Mannes einzutauschen.
Alexander.
Ob er gerade an mich denkt?
„Mahlzeit“, nickt mir die Verkäuferin mit mechanischem Lächeln zu. „Was darf’s sein?“
„Ein Salami-Baguette, einen Sommer-Salat“, ich arbeite gedanklich die Bestellungen der Kollegen ab, „und dann noch die gefüllten Kartoffeltaschen, bitte.“
„Zum Mitnehmen?“
„Ja, bitte. Und alles separat verpacken, wenn’s möglich ist.“ Beinahe hätte ich den Wurstsalat für Karim vergessen. „Ach, und dann noch einen Wurstsalat.“
Sie wendet sich von mir ab, um sich um meine Bestellung zu kümmern, als ich plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir wahrnehme.
„Ich wusste doch, dass ich dich hier finden würde.“
Reflexartig drehe ich mich um. „Alex!“
Mit einem Blick, der die Schuld der ganzen Welt auf sich zu nehmen scheint, schaut er mir direkt ins Gesicht. „Ich wollte dich nicht im Büro vor allen anderen überfallen, da dachte ich mir, dass ich einfach hier auf dich warte.“
„Um mich stattdessen in einem überfüllten Bistro zu überfallen?“ Der vertraute Duft seines Rasierwassers steigt mir in die Nase.
„Nein, ich … ich wollte nur mit dir reden.“
„Mit mir reden?“ Das Pochen meines Herzens versaut mir meine Coolness.
„Ja. Du reagierst auf keine meiner Nachrichten, blockst jeden meiner Anrufe ab. Was bleibt mir da anderes übrig, als dir nachzulaufen?“
„Du tust ja gerade so, als wäre es meine Schuld, dass unsere Situation so verfahren ist“, antworte ich, nun etwas leiser.
„Du hast ja recht, aber …“ Er schaut irritiert zu der Menschenschlange hinter mir. „Können wir vielleicht woanders reden?“
„Tut mir leid, Alex. Aber ich habe jetzt keine Zeit.“
„Eben drum. Ich wollte dich für heute Abend zu mir einladen. Da sind wir ungestört.“ Seine Nervosität ist unübersehbar, als er seinen unruhigen Blick von der Verkäuferin über die anderen Kunden zurück zu mir wandern lässt. „Sagen wir um Acht?“
„Alex“, sage ich ermahnend, um im selben Moment zu erkennen, dass ich keine Chance gegen seinen Blick habe. Ich vermisse ihn. Ich vermisse die Art, wie er mich anschaut. Zu zweit. Nicht hier zwischen wartenden Kunden.
„So, da hätten wir schon mal das Baguette“, unterbricht uns die Verkäuferin, während sie
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