Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
ihrer ersten Reise kennenlernte, hatten Visitenkarten. Und wenn, dann keine der Sorte Edelbert. Damals galt auch dort, oder vielleicht gerade dort, das Sein noch mehr als der Schein. Naja. Jedenfalls hatten sie keine Visitenkarten mit irreführenden Jobbezeichnungen, die eher der Vertuschung als der Bekanntmachung dienten.
"Brasser häs" hörte sie oft, wenn sie etwas in einem Lädchen suchte, das es dort nicht gab. "Kamm tomoro". Und oft stimmte es. Die Ladenbesitzer, alle ohne weitere Titel unterschiedslos miteinander verbrüdert, besorgten ihr oft zum nächsten Tag, was sie brauchte. Lieschen weiß, dass sich die Zeiten geändert haben. Dort vermutlich doppelt so schnell wie hier. Auch damals schon hat sie Inder kennengelernt, die Herrn Heinevetter und Konsorten leicht Unterricht in echter englischer Aussprache hätten geben können, weil sie es perfekt sprachen. Im Ausland gelernt hatten und mit vielen anderen Fähigkeiten nach Hause brachten.
Ob der Herr Heinevetter ahnt, dass er vielleicht bei dem Versuch, eine deutsche Hotline zu erreichen in irgendeiner indischen Vorstadt "ankommt" und mit jemandem spricht, der heute perfekt Deutsch, aber bis vor gar nicht so langer Zeit englisch genauso ausgesprochen hat wie er?
Euer Lieschen
Montag, 29. Juli 2013
Das Runde muss ins Eckige
Fußball mag das Fräulein Grete Meier. Besonders wenn Yogis Jungs auf dem Platz spielen. Oder, wenn es denn mal im normalen Fernsehen (Sky und ähnliche Bezahlsender mag die Grete nicht) zu sehen ist, schaut sie gerne ihrem bevorzugten Verein zu. Blau - Weiß. Und leidet mit. Oder sie freut sich. Je nachdem. Im Grunde hat sie ihren überdimensionierten Fernseher mit Dolby-Surround nur dafür gekauft. Und für DSDS. Letzteres soll nur so nebenbei erwähnt sein. Lieschen erzählt sie das lieber nicht. Ein geheimes Laster muss der Mensch ja schließlich haben.
Also, wenn die Nationalmannschaft spielt, dann kommt auch der Herr Heinevetter rüber. Und die Hebers von oben.
Das ist immer so toll bei dir Grete. Super Bildschirm, klasse Ton und dann deine Schnittchen!
Na, die Grete macht das gerne. Schnittchen und so. Getränke steuern die anderen bei. So ist alles im Lot. Wenn, ja wenn da nicht immer die völlig unqualifizierten Kommentare vom jungen Heber wären. Ganz zu schweigen von den geistigen Ergüssen des Herrn Heinevetter. Das Fräulein Grete Meier ist nämlich ein As in Fußballdingen. Für eine Frau ganz ordentlich, sagt der Herr Heinevetter immer. Grete lacht dann, aber innerlich könnte sie den Herrn Heinevetter über glühende Kohlen jagen. Barfuß, versteht sich. Wenn nämlich einer wirklich keine Ahnung von Fußball hat, nicht die winzigste, dann ist das der Herr Heinevetter. Der schreit schon "Abseits" sobald sich ein gegnerischer Spieler dem deutschen Tor auch nur nähert. Und hat bis heute nicht begriffen, dass "gleiche Höhe" nicht automatisch gleich "Abseits" ist. Das gab es zwar mal, wurde aber schnell wieder abgeschafft. Die Grete weiß das. Leicht hat es die Grete da nie, bei zwei, sich in der Lautstärke und Besserwisserei gegenseitig übertrumpfenden, Herren. Wenn es ihr zu bunt wird, schaut sie die Frau Heber an, zwinkert ihr kurz zu und rattert dann die Abseitsregeln runter. Dann herrscht erst mal für eine Weile staunende Stille. Bis zum nächsten "Abseits".
Was die Grete auch nicht mag, ist die Diskutiererei warum, wieso, weshalb der Yogi mal wieder diese und jene Aufstellung gemacht hat. Alles hätten sie natürlich anders und alles natürlich besser gemacht. Grete fragt sich dann immer, warum keiner dieser beiden Herren Nationaltrainer geworden ist, wenn die doch alles besser im Griff hätten als der Yogi. Den findet sie klasse. Von wegen dem weißen Hemd und so.
Doch obwohl das Fräulein Grete Meier sich wirklich gerne ein Fußballspiel anschaut, kann sie sich mit dem Damenfußball nicht so recht anfreunden. Anfangs hat sie noch immer gedacht: Klasse, Frauen können das auch, warum auch nicht, ist doch nur Sport. Nachdem sie sich allerdings ein paar Spiele angeschaut hatte, war sie weniger euphorisch. Ihr fehlte der Pep, das Spiel kam ihr langsamer vor. Zu wenig Dramatik. Ergo hat sie sich auch während der laufenden Damen EM, kein einziges Spiel angeschaut. Der Herr Heinevetter und die Hebers übrigens auch nicht. Aber das aus anderen Gründen. Die halten nämlich Fußball für eine reine Männerdomäne (Frau Heber natürlich nicht!). Da fallen dann wirklich so dumme Sprüche wie ... Frauen
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