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Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Titel: Doppelt gebloggt hält besser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perdita Klimeck , Brigitta Wullenweber
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eigenen Sätze.
    Der Herr Heinevetter fand das gar nicht witzig.
    Überall immer dieses Englisch, wie soll da ein alter Mann mitkommen, die deutsche Sprache verkommt, niemand kann mehr richtig lesen, von Rechtschreibung ganz zu schweigen, die heutige Jugend, keine Werte, rücksichtslos … so ging es in einem fort.
    Das Fräulein Grete Meier nickte zu allem nur zustimmend - sie wollte sich heute auf keine Diskussion mit dem Herrn Heinevetter einlassen – und nahm die erstbeste Gelegenheit wahr, um durch die Balkontür in ihre Wohnung zu verschwinden.
    Bei einer Tasse Kaffee hat die Grete dann nochmal über den Herrn Heinevetter nachgedacht. Ein bisschen tut er ihr ja leid. Immerhin ist er schon über siebzig. Da fällt es bestimmt schwer, sich an all die neuen Begriffe zu gewöhnen. Andererseits, den Edgar Wallace gab es ja auch schon in einer Zeit, als der Herr Heinevetter noch jung war. Das hätte er nun wirklich wissen können, wie man den Namen ausspricht. Und das der dann immer so verallgemeinert, wenn er sich in Rage redet. Nee, das mag die Grete nicht. Das Lieschen hätte sich bestimmt darüber auch aufgeregt.
    Klar, auch die Grete findet die ganzen englischen Wörter in der Werbung nicht immer gut. Klingt aber oft besser. "Have a break, have a kitkat" hört sich doch auf jeden Fall besser an als "mach mal Pause, hab ein kitkat" (frei übersetzt von der Grete). Zumal das mit der Pause ja schon lange Coca-Cola gehört. Somit würde jeder der das kennt denken, man müsste kitkat trinken.
    Designed hört sich auch viel besser an als entworfen. Come in and find out ist ebenfalls für den Verbraucher eingängiger als "Komm herein und finde heraus". Zumindest solange man nicht darüber nachdenkt. Über einiges könnte man sicher nachdenken, ob das sein müsste. Hausmeister bleibt Hausmeister, auch wenn auf dem Kittelschild Facilitymanager steht.
    Vor ein paar Wochen ist die Grete selbst mal auf so ein hochgestochenes Wort hereingefallen. Der Rethelskerner, ein Kunde der Firma, hatte das Fräulein Grete Meier zum Essen eingeladen. Die hat sich natürlich geziert. Erst drei Wochen und fünf Rosensträuße später hat sie eingewilligt. Immerhin, auf der Visitenkarte stand in schönen Lettern: Edelbert Rethelskerner, Key Account Manager
    Das hat die Grete natürlich beeindruckt. Und galant war der … Türen aufhalten und so, das gefällt der Grete. Na, jedenfalls stellte sich ganz schnell heraus, dass der Edelbert als Vertreter für einen Schlüsseldienst arbeitet. Von wegen Management. Mehr Schein als Sein. Der soll sich mal seine Rosen sonstwohin stecken. Da ist die Grete eisern. 
    Gruß vonner Grete
     
    Lieschen hangelt sich am Erinnerungsseil tiefer in die Zeit
    Die Inder verallgemeinern auch. Alle. Und die sprechen Englisch ähnlich wie Gretes Herr Heinevetter. Das weiß das Lieschen genau. Naja. Ziemlich genau. Also ganz genau genommen liegen ihre Indienreisen schon sehr viele Jahre zurück. Tiefste Vergangenheit. Und auch Indien ist wohl mittlerweile in seiner Zukunft angekommen. Über indische Gegenwart weiß sie leider wenig.
    Also hangelt sie sich am Erinnerungsseil tiefer in die Zeit und sieht sich zwanzig Jahre jünger auf einer staubigen Straße in einem indischen Bergdorf. Sie sitzt auf einem Stuhl am Rande der einzigen Straße, die durchs Dorf führt. Der Taxifahrer hat sie dort abgesetzt. Mitten in der Sonne bei 40 Grad. Er besorgt in der Autowerkstatt des Ortes, einem winzigen garagenartigen Gebäude mit Wellblechdach, ein wichtiges Ersatzteil, das sein altersschwaches Gefährt zum Weiterfahren überreden soll. Der Einbau dauert. Und während der langen Wartezeit flanieren die Dorfbewohnerinnen in einfachen, aber wunderschönen Saris, mit ihren Männern und Kindern an unserer Liese, die auf dem Stuhl sitzt und in der Sonne brät, in langer Reihe vorbei. Immer wieder. Kein Wort. Nur Blicke. Erstaunte Blicke. Verwunderung von Menschen, die in einem Bergdorf leben und selten, ganz selten Nichtinder sehen. Hierhin hat sich wahrscheinlich noch kein englisches Wort verirrt.
    Das war ihr erster Tag im fernen Land, in dem die Menschen miteinander jede Menge Sprachen und Dialekte sprechen. Wortlose und wortreiche. Zur tatsächlichen landstrichübergreifenden Verständigung untereinander brauchten und brauchen sie Englisch. Lieschen liebt die Aussprache der dörflichen Inder von damals. Ein Singsang, dem sie stundenlang zuhören konnte, ohne sich zu langweilen.
    Nur wenige der Geschäftsleute, die sie auf

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