Dornröschens Bestrafung
schlugen gegen
Fenster, Männer rannten, um ihre angeketteten Sklaven hereinzuholen. Nackte
Prinzen und Prinzessinnen liefen aus den dämmrig beleuchteten Eingängen der
Tavernen und Läden der Bestrafung.
Dornröschen und Tristan
rannten zum Platz, das Krachen des großen Rammbocks erschütterte das Holz; noch
hielt es stand. Doch dann, direkt hinter dem Platz, sah Dornröschen, wie sich der
Nachthimmel plötzlich öffnete, als die Osttore des Dorfes nachgaben. Die Luft
schwirrte von lautem Rufen und fremdländischem Gebrüll.
„Sklaven-Raub!
Sklaven-Raub!“
Der Schrei ertönte aus
allen Richtungen. Tristan nahm Dornröschen in die Arme und stürmte über das
Kopfsteinpflaster zum Gasthaus, Nicolas an seiner Seite. Doch eine große Schar
Reiter, die Turbane trugen, preschten auf den Platz. Und Dornröschen stieß
einen schrillen Schrei aus, als sie sah, dass alle Fenster und Türen der
Wirtshäuser bereits verriegelt waren. Hoch über ihr tauchte plötzlich ein
dunkelhäutiger Reiter in fließenden Gewändern auf. Ein Krummschwert glänzte an
seiner Seite, als er sich zu ihr niederbeugte.
Tristan versuchte dem Pferd
auszuweichen. Doch ein kräftiger Arm fuhr nieder, griff Dornröschen auf und
stieß Tristan von den Füßen, als das Pferd sich aufbäumte und sich drehte.
Dornröschens Körper wurde über den Sattel gehievt.
Sie schrie und schrie. Sie
kämpfte unter der starken Hand, die sie niederdrückte, und als sie den Kopf
hob, sah sie, wie Tristan und Nicolas auf sie zu gerannt kamen.
Doch der dunkle Schatten eines
weiteren Reiters tauchte auf und noch ein dritter. Und in einem Getümmel weißer
Gliedmaßen sah sie Tristan zwischen zwei Reitern hängen, während Nicolas auf
den Boden geschleudert wurde, sich von den gefährlichen Hufen weg rollte und
seine Arme schützend um den Kopf schlang.
Tristan wurde über ein
Pferd geworfen, ein Reiter half dem anderen dabei. Lautes Siegesgebrüll
erfüllte die Luft, schrille pulsierende Schreie, wie sie Dornröschen niemals zuvor
gehört hatte. Während Dornröschen schluchzte und jammerte, wurde ein Umhang um
ihre Schultern geschlungen, der sie enger an den Sattel drückte und sicherte.
Vergeblich trat sie wild um sich.
Das Pferd galoppierte zu
den Toren und aus dem Dorf. Und überall, so schien es, preschten Reiter
hinterher, Kleider flatterten im Wind, nackte Gesäße baumelten und bäumten sich
hilflos über den Sätteln. Schon waren sie auf offener Straße, und immer weiter
entfernt klang das Dröhnen der Dorfglocken. Sie ritten durch die Nacht, über
offene Felder und jagten durch Flüsse und Wälder; die großen glänzenden
Krummschwerter zischten durch die Luft, um herabhängende Äste abzuhacken.
Wie groß die Zahl der
Reiter war, vermochte Dornröschen nicht zu erkennen; die Schar hinter ihr erschien
ihr endlos. Die leisen Rufe in fremder Sprache klangen ihr in den Ohren,
zusammen mit dem Schluchzen und Stöhnen der geraubten Prinzen und
Prinzessinnen. In unvermindert wildem Tempo jagte die Bande in die Berge,
waghalsige Pfade hinauf und hinunter in bewaldete Täler. Und schließlich nahm
Dornröschen den Geruch der offenen See wahr, und als sie den Kopf hob, erblickte
sie vor sich den trüben Schimmer des Wassers im Mondlicht.
Ein gewaltiges dunkles
Schiff lag in der Bucht vor Anker, ohne ein Licht, das seine unheimliche Anwesenheit
ankündigte. Dornröschen schnappte ängstlich nach Luft, und als die Pferde durch
die Sandbänke und die flachen Wellen ritten, verlor sie das Bewusstsein.
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Dornröschen lag, als sie
erwachte. Sie war sehr müde und konnte kaum die Augen öffnen. Sie spürte das
schwere Schlingern des Schiffes. In Panik versuchte sie, sich zu erheben, doch plötzlich
erschien ein Gesicht über ihr.
Sie sah dunkle Haut, von
der Farbe der Oliven, und schaute in ein Paar stechend schwarzer Augen, die aus
einem jungen makellosen Antlitz auf sie herab schauten. Langes, schwarzgelocktes
Haar umrahmte das Gesicht und verlieh ihm beinahe einen engelsgleichen
Ausdruck. Sie sah einen Finger, der ihr gebot, absolut still zu sein. Er war
ein großer, junger Bursche, gekleidet in einer glänzenden Tunika aus goldener Seide.
Er setzte Domröschen auf,
und sie spürte seine dunklen bemerkenswert weichen Hände. Lächelnd nickte er,
als Dornröschen gehorchte, streichelte ihr Haar, und mit überschwänglichen
Gesten bedeutete er ihr, dass er sie wunderschön fand. Dornröschen öffnete den
Mund, doch sogleich legte der
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