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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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Leidenschaft für Lady Elvira wirklich alles, was
Liebe bedeuten konnte? Oder war es nur die Liebe, die man einer vollendeten
Herrin entgegenbringen konnte? Gab es mehr zu lernen indem Schmelztiegel der
Hitze und des erhabenen Schmerzes? Vielleicht war Dornröschen kritischer, ehrlicher.
. . anspruchsvoller.
    Selbst bei Tristan hatte man das Gefühl, dass die Liebe zu
seinem Herrn zu schnell und bereitwillig gegeben wurde. War es Nicolas, der
Chronist der Königin, wirklich wert gewesen? Wenn Tristan von diesem Mann
sprach, schimmerte etwas Besonderes durch seine Worte. Was durch Tristans
Wehklagen klang, war die Tatsache, dass jener Nicolas durch Momente bemerkenswerter
Vertraulichkeit und Nähe zu dieser Liebe geradezu eingeladen hatte.
    Ich fragte mich, ob für Dornröschen solch eine Einladung
allein ausreichend gewesen wäre. Im Dorf war es bittersüß gewesen, an meine
verlorene Lady Elvira zu denken, als ich mich auf dem Bestrafungskreuz dehnte
und wand und der Riemen seine Arbeit tat. Aber es war ebenso bittersüß gewesen,
an die kecke kleine Prinzessin Dornröschen im Lager zurückzudenken, die mich
mit unverhülltem Erstaunen angestarrt hatte.
    Hatte sie mein Geheimnis, dass ich es so gewollt hatte, durchschaut?
Könnte sie selbst Ähnliches wagen? Im Schloss hatte man uns gesagt, dass
Dornröschen ihre Bestrafung im Dorf selbst heraufbeschworen hatte. Ja, ich
hatte sie schon dort sehr gemocht - kühner, zarter kleiner Liebling. Doch mein
Leben als bestrafter Entflohener war beendet, noch ehe es richtig begonnen
hatte. Den Auktionsblock hatte ich nie betreten. Im Augenblick des
mitternächtlichen Auspeitschens hatte der Sklavenraub begonnen. Die Soldaten
des Sultans donnerten durch die kleinen Kopfsteinpflastergassen. Meine
Lederknebel und Riemen wurden durchtrennt, und mein schmerzender Körper wurde
über ein galoppierendes Pferd geworfen, bevor ich meine Entführer überhaupt
gesehen hatte.
    Dann das Schiffsinnere, die kleine Kabine, verhängt mit
juwelenbesetztem Zeltstoff und glitzernden Laternen. Das Goldöl wurde auf meine
wundgescheuerte Haut gerieben, Parfüm in meinem Haar verteilt und das steife
Netz über meinen Schwanz und meine Hoden gekettet, sodass ich sie nicht berühren
konnte. Die Gefangenschaft im Käfig begann. Und die schüchternen und
respektvollen Sklaven stellten Fragen: Warum bist du fortgelaufen? Wie konntest
du das Bestrafungskreuz ertragen?
    Und der königliche Abgesandte warnte, bevor wir das Reich
unserer Königin verließen: “Im Palast des Sultans. . . werdet ihr nicht länger
wie Wesen mit einer höheren Bestimmung behandelt. . . Ihr werdet geschult, wie
wertvolle Tiere geschult, und ihr dürft niemals - der Himmel möge euch helfen -
niemals sprechen oder mehr als die leiseste Bekundung des Verstehens von euch
geben.“
    Und ich fragte mich jetzt, während wir uns der Küste
näherten, ob uns in diesem fremden Land die verschiedenen Qualen des Schlosses
und des Dorfes in irgendeiner Weise nützen konnten. Durch königliche Befehle
waren wir unterworfen, dann durch königliche Verdammung gedemütigt worden. Nun,
in einer fremden Welt, weit weg von denen, die unsere Geschichte oder unsere
Stationen kannten, könnte uns unsere eigene Natur demütigen. Ich schlug die
Augen auf und sah wieder die eine kleine Laterne, die an einem Messingbalken inmitten
des drapierten Zeltstoffes hing. Doch etwas war anders als zuvor. Unser Schiff
war vor Anker gegangen. Über uns an Deck war alles in Bewegung. Die ganze
Besatzung, wie es schien, war aufgestanden. Schritte kamen näher. . .

Dornröschen: Durch die Stadt und in den Palast
    Dornröschen öffnete die Augen. Sie hatte nicht geschlafen
und wusste auch ohne einen Blick aus dem Fenster, dass ein neuer Tag
angebrochen war. Noch früh am Morgen war es, und die Luft hier unten in ihrem
Verlies war ungewöhnlich warm. Eine Stunde mochte es wohl her sein, dass sie
Tristan und Laurent im Dunkeln flüstern gehört und mitbekommen hatte, dass das
Schiff nun vor Anker lag.
    Sie hatte nur wenig Angst. Sie träumte noch - von Lust und
Leidenschaft -, und ihr Körper erwachte wie eine Landschaft unter der
aufgehenden Sonne. Ungeduld ergriff Dornröschen, sie wollte endlich an Land
gehen und konnte es kaum erwarten, das volle Ausmaß dessen zu erfahren, was mit
ihr geschehen würde. Sie war begierig, von etwas bedroht zu werden in einer Art,
die sie verstand. Nun, da sie die schlanken, wohlgestalteten Aufseher in den
Raum kommen sah, wusste sie

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