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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Roquelaure
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erwartete in dieser neuen Gefangenschaft, die
noch größere Qual und noch tiefere Erniedrigung mit sich zu bringen versprach
als jene zuvor. Ich war wie erlöst und doch verängstigt, empfand ebenso große
Neugier wie Furcht. Und im Licht der einzigen Laterne sah ich Tristan; er war
wach, das Gesicht angespannt, und starrte in die Dunkelheit. Auch er wusste, dass
unsere weite Reise nun bald zu Ende sein würde.
    Die nackten Prinzessinnen
schliefen noch, und in ihren goldenen Käfigen glichen sie exotischen wilden
Tieren. Dornröschen, zart und begehrenswert, flammte wie goldenes Feuer in der
Finsternis, Rosalindes schwarzes lockiges Haar bedeckte ihren weißen Rücken bis
zu den schwungvollen Kurven ihrer, Hüften. Und im Käfig dar-über lag Elena -
groß, aber zart gebaut; sie lag auf dem Rücken, ihr langes braunes Haar war auf
dem Kissen ausgebreitet. Liebliches, begehrenswertes Fleisch, diese drei, die
zärtlichen Gefährtinnen unserer Gefangenschaft. So wie Dornröschen dalag, schienen
ihre wohlgeformten Arme und Beine schier um Berührung zu flehen.
    Elena ruhte in völliger
Selbstvergessenheit des Schlafes, ihre langenschlanken Beine weit gespreizt, dass
ein Knie die Gitterstäbe berührte. So schaute ich sie an, als sich Rosalinde
zur Seite drehte, und ihre großen, vollen Brüste sich sacht nach vorn neigten, die
rosigen Spitzen aufgerichtet und hart. Rechts von mir lag der dunkelhaarige
Dimitri, der sich in seiner kraftvollen Schönheit mit dem blonden Tristan
messen konnte; Dimitris Gesicht wirkte seltsam kalt im Schlaf, doch bei Tag war
er der Freundlichste und am besten Gelaunte von uns allen.
    Wir Prinzen boten sicher keinen
menschlicheren, keinen weniger exotischen Anblick als die Frauen. Und jeder von
uns trug ein festes, grobmaschiges Geflecht aus Gold zwischen den Beinen, das
uns selbst die geringste Berührung unserer hungrigen Geschlechter versagte. Wir
waren uns mehr und mehr nahegekommen während der langen Nächte auf See, wenn die
Wachen weit genug weg waren, um unser Flüstern nicht hören zu können. Und in
unseren stillen Stünden des Grübelns und Träumens hatten wir wohl auch uns
selbst besser kennengelernt.
    „Spürst du es, Laurent? “
flüsterte Tristan. „Wir sind nahe der Küste.“
    Tristan war der Ängstlichste
von uns, und er trauerte seinem verlorenen Herrn, Nicolas, nach, wenngleich er
aufmerksam verfolgte, was um uns herum vorging.
    „Ja“, hauchte ich und warf ihm
einen kurzen Blick zu. Seine blauen Augen blitzten. „Es kann nichtmehr lange dauern.“
    „Ich hoffe nur . . . “
    „Ja?“ sagte ich erneut. „Was
hoffst du, Tristan? “
    „ . . . dass sie uns nicht trennen.“
    Ich antwortete nicht, lehnte
mich zurück und schloss die Augen. Welchen Sinn hätte es gehabt, darüber zu
reden, wenn sich unser Schicksal ohnehin bald offenbaren würde? Es gab nichts, was
wir hätten ändern können.
    „Was immer auch geschehen mag“,
sagte ich verträumt, „Ich bin froh, dass die Reise endlich endet. Ich bin froh,
dass unser Leben bald wieder einen Sinn bekommen wird.“
    Nach anfänglichen Erprobungen
unserer Leidenschaft hatten unsere Bewacher nicht weiter Hand an uns gelegt. Seit
zwei Wochen wurden wir von unseren eigenen Begierden gequält, doch die
knabenhaften Wächter lachten nur über uns und zogen rasch unsere Handfesseln an,
sobald wir es wagten, die keilförmigen Goldgeflechte zu berühren, die unser
Intimstes umschlossen. Wir alle litten gleichermaßen, so schien es, und nichts
gab es hier unten im Bauch des Schiffes, was uns hätte ablenken können - nichts,
bis auf den gegenseitigen Anblick unserer Blöße. Und ich konnte nicht umhin, mich
zu fragen, ob diese jungen Wächter, zuvorkommend in allen anderen Belangen, überhaupt
wissen konnten, wie unnachgiebig wir in unserer Fleischeslust erzogen worden
waren, wie unsere Herren und Herrinnen am Hofe der Königin uns gelehrt hatten, selbst
den harten Schlag der Peitsche zu erflehen, um unsere brennende Begierde zu
lindern.
    Nicht einmal ein halber Tag
unseres vorherigen Daseins als Sklaven war verstrichen, ohne dass unsere Körper
genommen worden waren, und selbst die Ungehorsamsten unter uns waren ihrer
Strafe nie entgangen. Und jene, die man zur Bestrafung ins Dorf schickte, hatten
dort auch keine Gnade erfahren. Doch dies waren getrennte Welten, so hatten
Tristan und ich immer wieder festgestellt während unseres nächtlichen Geflüsters.
Im Dorf wie auf dem Schloss hatte man von uns erwartet, dass wir

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