Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Kleidungsstücke schillerten in verschiedenen Farben. Auch hatten, außer den Kindern, fast alle einen spitzen Zauberer- oder Hexenhut auf dem Kopf, der ebenfalls mit dem Licht spielte, oder ein großes, buntes Tuch, das im Nacken zusammengebunden wurde.
Plötzlich entdeckte Nymus Poptlok. Der hatte gleichfalls einen schimmernden Mantel an, ganz in Lila, den er gerade lässig öffnete, seinen Kopf bedeckte eine Art Turban aus einem glänzenden, hell-lila Stoff, und obendrauf saß überdies ein in allen Farben blinkender Zaubererhut. Zu seiner ebenfalls lila Hose passte gut das Hemd in seinem gedeckten Gelborange. Dicht neben ihm betrat eine ältere, zierliche Frau in einem orangen Umhang den Saal, unter deren goldorange glitzerndem Kopftuch ein grauer Zopf hervorspitzte. Sie hatte sich bei Poptlok eingehängt. Bestimmt war sie seine Mutter. Auf Poptloks rechter Seite gewahrte Nymus Zawarima in einem rötlich ockernen Umhang, der Nymus an das Buchenlaub im Oktober denken ließ, und einem hohen, dunkelblauen Hexenhut. Sie schritten den Gang entlang und setzten sich in eine der vorderen Erwachsenenreihen. Poptlok, Zawarima und auch die ältere Frau nickten Nymus kurz zu und lenkten darauf ihre Aufmerk samkeit auf die Magier der Nachbarplätze. Dann begrüßten sie herzlich ein älteres Ehepaar, von dem Nymus glaubte, sie müssten Zawarimas Eltern sein, denn die ließen sich rechts neben Zawarima nieder. Zwei junge Frauen, die ebenso schwarzhaarig wie Zawarima waren und von jungen Männern begleitet wurden, hockten sich nach einer freudigen Umarmung hinter die drei. Vermutlich waren die Frauen Zawarimas Schwestern.
„ Hallo, wer bist du denn? Dich habe ich hier ja noch nie gesehen“, überraschte Nymus eine helle Stimme neben sich. Das Mädchen war wohl von der Wandseite her gekommen und hatte sich auf dem Stuhl neben ihm niedergelassen.
Er starrte sie an. Ihr blauer Mantel passte gut zu ihrem hellblonden Haar, das ihr lang und leicht gewellt weit über die Schultern fiel. Ihre blaugrauen Augen schauten ihm neugierig ins Gesicht.
„Äh, ich heiße Nymus“, stotterte er und spürte, wie er rot wurde. Aber er fing sich gleich wieder. „Und du?“
„ Ich heiße Irmhild. Ich gehöre schon immer hierher. Aber du bist neu. Bist du hierher gezogen?“
„ Genau.“ Nymus erzählte ihr kurz von der neuen Arbeitsstelle seiner Mutter.
Irmhild wandte sich um und ließ ihren Blick forschend durch den Raum gleiten. „Wo sind denn deine Eltern?“
„Meine Mutter ist keine Hexe. Deshalb ist sie nicht dabei. Mein Vater kann auch nicht teilnehmen“, antwortete Nymus.
„ Du bist ganz allein hierher gekommen?“ Sie sah ihn ungläubig an.
Nymus zuckte mit den Schultern. „Rodubert und Herzelind haben mich mitgenommen.“
„Dann kennst du die beiden ja schon“, rief sie fasziniert. „Die sind ganz bedeutende Leute.“ In ihrer Stimme schwang Ehrfurcht.
„ Warum? Weil sie zu den Ältesten gehören?“
„ Auch. Aber Herzelind gehört zu unseren besten Lehrerinnen. Sie unterrichtet uns Kinder und Jugendliche jetzt nicht mehr so viel, weil sie anderes zu tun hat. Sie bildet nämlich unsere Lehrer aus, sie legt fest, was die können müssen und was wir lernen müssen und was besonders wichtig ist“, erklärte Irmhild.
„ Ach, sie ist sozusagen das Kultusministerium?“, fragte Nymus.
„ Ja, so könnte man das sagen.“ Sie fuhr fort: „Und Rodubert forscht und bringt immer wieder neue Zaubertechniken und Zaubersprüche. Im Moment findet er Schutzzauber sehr notwendig. Er hält heute wieder einen Vortrag. Ich bin gespannt, worum es geht.“
„ Es geht um Kommunikation durch Gedanken“, sagte Nymus.
Irmhild starrte ihn mit großen Augen an. „Woher weißt du das?“
„Er hat es mir gestern beim Mittagessen erzählt“, antwortete Nymus.
„ Du hast bei den beiden zu Mittag gegessen?“
Nymus verstand nicht, warum Irmhild das so erstaunlich fand. „Ist das verboten?“
„Mensch, du warst bei diesen beiden großen Magiern beim Mittagessen!“, rief sie bewundernd aus.
„ Beim Abendessen übrigens auch“, fügte Nymus hinzu, neugierig, wie Irmhild jetzt reagieren würde.
Ihr Mund wurde ein großes „O“.
„Geschlafen habe ich ebenfalls bei ihnen, oder besser gesagt, in ihrem Haus.“
Irmhild starrte ihn ungläubig an. Dann hatte sie einen Gedanken: „Bist du verwandt mit Rodubert und Herzelind?“
„Nein.“
„ Mensch, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Wie kommt es, dass du bei
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