Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
spürte, wie er die Selbstbeherrschung verlor. Nein, er durfte sich nicht gehen lassen!
„ Hör zu, Nymus“, Rodubert sah ihn streng an. Die Falten auf seiner Stirn hatten sich vertieft. „Ich versichere dir, wenn ich etwas weiß, teile ich es dir mit. Doch ich weiß nichts. Gib dich damit jetzt zufrieden.“
Nymus ließ sich auf die Bank, auf der er gesessen war, zurückfallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Es könnte sein, dass die Schwarzmagier dir morgen auflauern wollen, wenn das große Magiertreffen stattfindet. Bleib unbedingt in meiner oder Herzelinds Nähe“, mahnte Rodubert nach einer Weile, ohne auf Nymus' Gefühlsregung weiter einzugehen.
Endlich ließ der die Hände sinken. „Ihr habt morgen ein Magiertreffen?“
Herzelind reichte ihm ein Taschentuch, damit er sich sein rotes, feuchtes Gesicht trocknen konnte.
„ Nein. Nicht 'ihr'. Du darfst ruhig das Wörtchen 'wir' verwenden, denn ab morgen gehörst du auch dazu. Wir werden dich einführen“, verkündete sie. „Es ist, wie gesagt, ein großes Magiertreffen, an dem so gut wie alle Magier unseres Kreises teilnehmen. So werden dich also auch fast alle kennen lernen. Wenn Rodubert seinen Vortrag hält, auf den er sich heute den ganzen Tag vorbereitet hat, bleibst du bitte da, auch wenn die Jugend dich zu ihrer eigenen Veranstaltung mitnehmen will. Ebenso wirst du Poptloks Vorstellung seiner Doktorarbeit beiwohnen. Du musst unbedingt in unserem Blickfeld bleiben. Du darfst unser Versammlungshaus unter keinen Umständen verlassen, außer in unserer Begleitung.“
Nymus schluckte. Das klang alles so gefährlich und gleichzeitig so faszinierend für ihn. Mitten in seine Wut, Verzweiflung und Angst mischte sich Freude, die Freude darüber, wieder zu einer Gemeinschaft gehören zu dürfen. Und er war überrascht, dass morgen so wichtige Dinge über die Bühne gingen, wie Roduberts Vortrag. Ebenso erstaunte ihn, dass Poptlok eine so bedeutende Rolle spielte. Die Nervosität kehrte zurück. Wie würde er aufgenommen werden? Würde er überhaupt bei den anderen Interesse erwecken?
„Ich, ich...“, er stockte. „Das kommt alles so plötzlich!“
„ Mach dir keine Sorgen“, beruhigte ihn Herzelind.
„ Muss ich was machen? Muss ich was sagen?“, fragte Nymus, und ihm wurde bange.
„ Ja. Du musst kurz aufs Podium kommen und dich vorstellen“, antwortete Rodubert.
„ Was soll ich denn über mich sagen?“
„ Wer du bist, woher du kommst, warum ihr jetzt hier wohnt, in welche Schule du gehst, dass du als einziger Zauberer in deiner Familie übrig geblieben bist, nachdem dein Großvater gestorben ist, welche Hobbys du hast, welche Zauber dich am meisten ansprechen. Das reicht. Dann fügst du noch hinzu, dass du dich freust, zu uns zu gehören und neue Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen“, half ihm Herzelind weiter. „Wir gehen das nachher noch zusammen durch, Nymus. Auch müssen wir überlegen, was du anziehst. Du solltest, da du zum ersten Mal dabei bist und zumindest zeitweise im Mittelpunkt stehst, nicht nur ordentlich, sondern auch ansprechend gekleidet sein. Die Farben müssen zu dir und deinem Typ passen. Außerdem tragen wir bei unseren Treffen meistens einen besonderen Umhang und oft noch einen Zauberer- oder Hexenhut. Habt ihr das in dem Kreis, dem du früher angehört hast, auch gemacht?“
„ Ja. Aber mir ist der Umhang zu klein“, erwiderte Nymus.
„ Wir schaun dann mal in deine Reisetasche. Vielleicht ist da etwas Passendes drin. Ansonsten müsste da noch einer von unserem Sohn da sein“, überlegte Herzelind.
Sie räumte den Tisch ab und ließ Takra, die von ihr eine Mahlzeit bekommen und nun fertig gegessen hatte, wieder hinaus.
Beim großen Magiertreffen
Nymus hockte auf einem der vielen Fensterbretter in dem großen Saal des Magierzentrums Süd. Seine Finger spielten ununterbrochen an den Bändern, die vorn an seinem Zauberumhang herabhingen.
Als er und Herzelind gestern Abend in seiner Reisetasche nach geeigneten Kleidern für das Magiertreffen gesucht hatten, hatte er seine besten darin gefunden, seine neue, beige Hose mit dem dazu passenden hellen Hemd und der braunen Weste, die sie gleich für den heutigen Anlass ausgewählt hatten. Auch schwarze Kleidung für die Beerdigung hatte seine Mutter eingepackt.
Und dann hatte er, ganz unten, den Umhang entdeckt. Ihm war vor Staunen die Luft weggeblieben. Wenn er einen Umhang erwartet hätte, dann Großvaters. Aber das war ein
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