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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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griff danach. Er bekam sie zu fassen und warf sie sich im Laufen über die Schulter. Antonia rannte zu Martin, der unschlüssig vor vor dem Altarkreuz herumstand und verständnislos auf Lenas Leiche starrte.
    »In den Chorraum, und in den Gang!«, rief Singer in die Kirche. Martin griff nach Antonias Hand und setzte sich unverzüglich in Bewegung. Sie sprinteten los und Singer folgte ihm auf den Füßen. In dem Moment, da sie den Durchgang zum Chor hinter dem Altar erreichten, flog das große Kirchenportal krachend auf und Finsternis legte sich schlagartig über das Innere der Kirche, als hunderte von Kerzen gleichzeitig verlöschten.
    Die Finsternis war hier.
    Martin hatte die Falltür als Erster erreicht und hielt kniend die schwere Steinplatte nach oben, die vorher den Einstieg zur Krypta bedeckt hatte. Singers Verstand arbeitete nun mit der Präzision einer gut geölten Maschine. Einer verdammt schnellen Maschine, kalt und gnadenlos. Blieb zu hoffen, dass der Geheimgang von der unterirdischen Krypta aus auch tatsächlich weiter nach draußen führte. So oder so, sie mussten es darauf ankommen lassen. Singer half Antonia beim Einstieg und löste dann Martin an der Steinplatte ab. Er gab ihm zu verstehen, ihr in das Loch hinterher zu kriechen und zu rennen – so schnell sie konnten. Als der Junge darin verschwunden war, senkte Singer die schwere Steinplatte über ihren Köpfen ab. Mit einem Knirschen verschloss sie die Öffnung in dem Steinfußboden. Singer erhob sich und schob einen kleinen Schrank über die Stelle, an der die lose Steinplatte im Boden saß. Dann drehte er sich um, um zurück in das Kirchenschiff zu gehen.
    In diesem Moment erreichten die ersten Infizierten den Chorraum.

Amen!
     
     
    T od stand in ihren Augen, Tod und Wahnsinn, als sie ihre verkrümmten, blau gefrorenen Arme begierig nach Singer ausstreckten. Dieser richtete sich zu seiner vollen Größe auf und hieß sie mit einem breiten Grinsen willkommen. »Ich liebe dich«, flüsterte er noch einmal, obwohl ihn Antonia längst nicht mehr hören konnte, und hoffentlich schon längst den Gang entlangrannte, gemeinsam mit Martin. Rannte, so schnell sie ihre Füße trugen, der Nacht entgegen. Diese paar Sekunden Vorsprung waren alles, was er ihnen hatte schenken können. Und es war ein teuer erkauftes Geschenk.
    Dann trat er den gierigen, toten Wesen entgegen.
    Etwas hielt sie offenbar zurück, denn sie heulten schmerzvoll auf und federten rückwärts, wenn sie versuchten, sich ihm auf mehr als einen Meter zu nähern. Sie versuchten es trotzdem weiter. Ihr Hunger nach Grausamkeit und Schmerz war einfach zu groß. Sie waren abstoßend und beinahe mitleiderregend in ihrer verzweifelten Geistlosigkeit, aber das, was in ihren Augen war, hatte jegliche Menschlichkeit verloren.
    Singer ging gemessenen Schrittes zurück in das Kirchenschiff, mitten durch die infizierten und besessenen Dorfbewohner, deren geifernde, blau-weiße Masse er teilte wie Moses einst das Rote Meer. Mühelos. Sie streckten ihre Klauen nach ihm aus, hungrig und seelenlos. Und konnten sich ihm doch nicht nähern. Noch nicht. Seine Hand fummelte am Reißverschluss der Tasche, die er wie einen Rucksack auf dem Rücken trug, öffnete ihn ein Stück, glitt hinein und fand schließlich, was sie suchte.
    Er ertastete das harte Plastik des kleinen Schalters und musste an einen anderen Film denken. Einen, den er als Kind gern angeschaut hatte. High Noon , ein alter Western-Klassiker in Schwarz-Weiß aus längst vergangenen Zeiten. Die Ruhe und Lässigkeit, welche die Helden solcher Filme auch inmitten hitzigster Feuergefechte ausstrahlten, hatte ihn damals schwer beeindruckt. In diesen Momenten, kurz bevor die Hölle aus Blei losbrach und es blaue Bohnen regnete, blieben sie ruhig und gefasst wie Maschinen. Eiserne Herzen in einer Brust aus Stahl. Kein Wimpernzucken, bis es vorbei war. Und wenn sie starben, dann stets in Würde.
    Ganz so, als ob es im Sterben eine Würde gäbe.
    Aber das waren nur Schauspieler in einem alten Film. Das hier war echt. Auf eine absurde Weise beruhigte ihn der Gedanke und er begann zu lächeln. Sein Puls war gleichmäßig, ruhig und gefasst.
    Er wusste, dass ihm die Marionetten des Draakk nicht auf die Pelle rücken würden, bis er vor dem Wesen stand und es mit ihm gesprochen hatte. Oder wie auch immer diese Abscheulichkeit zu kommunizieren pflegte. Der Draakk würde ihn über sein Angebot, das er ihm mental übermittelt hatte, nachdenken lassen wie ein

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