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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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wabernd, wie aus einer fernen Galaxie, und doch konnte Singer sie deutlich verstehen.
    »DU BIST ANDERS ALS SIE. STÄRKER, BESSER«, sagte die Stimme des Wesens in Singers Kopf, »DU WIRST VON MEINEM BLUT KOSTEN UND SIE ALLE BEHERRSCHEN.«
    Mit einem Schlag waren die Visionen wieder da. Sie strömten auf Singer ein, als hätte man eine Schleuse in seinem Kopf geöffnet. Es war eine Welt in Brand. Rot und züngelnd und immerwährend. Ein verfinsterter Himmel, an dem graue Wolken dräuten, tauchte die Landschaft in ein ewiges, rußiges Zwielicht. Auf den Altären zu Singers Füßen räkelten sich Leiber – in wilder Lust ineinander verkrümmt, blutend und schreiend, fetzend und vor Lust zerfließend hatten sie sich mit den Draakk-Wesen zu einem schlüpfrigen roten Bacchanal vermengt.
    All diese Menschen waren gekommen, um ihm zu huldigen, denn er beherrschte sie, herrschte grausam und gnadenlos im Taumel unergründlicher, wahnsinniger Lust an der Macht selbst und mit jedem Leben, das er aus ihren dargebotenen Körpern presste, wuchs seine Macht. Wuchs ins Unermessliche und ließ bald den jämmerlichen, zerfurchten und gebrandschatzten Planeten in der Schwärze des Alls zurück und wuchs immer noch weiter, bis seine Lust dem gesamten Universum befahl und es ins Verderben und Chaos stürzen würde. Weil er es wollte, weil er es so entschied.
    Und in diesem Moment begriff Singer. Begriff den Grund für jedes geschlagene Kind und für jeden Krieg und für jeden Völkermord, der jemals auf seinem Planeten stattgefunden hatte und noch stattfinden würde, bis es endlich ein Ende hatte. Er begriff, was übrig blieb, wenn die Menschheit ihren fadenscheinigen Mantel der Zivilisation abstreifte, die halbherzige Entschuldigung der mühsam von Politik und Religion errichteten Moral.
    Das war der dunkle Ursprung jenseits der Zeit, aus dem sie gekrochen waren und in den sie taumelten, seit der erste Urmensch seinen Donnerkeil in den Schädel seines Nebenbuhlers getrieben hatte. Sie waren die Erben dieser Wesen. Bastarde, gezeugt aus einem blasphemischen Gewaltakt zwischen dem, was gut und rein war, und dem, wofür der Draakk stand.
    Und Singer begriff, dass dies das Ende war. Dass er verloren hatte. Dass sie alle verloren hatten.
    Er würde den Rucksack hier absetzen und das Blut des Draakk kosten und endlich seinen angestammten Platz in ihren Reihen einnehmen. Den Platz, der dem Letzten aus seiner Blutlinie vorbestimmt war. Er würde herrschen, unterwerfen und vernichten. Bis es nichts mehr zu vernichten gab außer der Zeit selbst. Die Menschheit würde zurücksinken in das wüste Chaos und endlich ankommen, ihr Zuhause finden im Wahnsinn und ihre rastlose Reise durch die Jahrtausende beenden. Und auch Singer würde endlich diesen verfluchten Mantel der Selbstverleugnung abstreifen und aufhören, ein Knecht zu sein. Sein Zorn würde grausam durch das Universum hallen, während alles im Strudel des ewigen Chaos versank.
    »KOMM ZU MIR ATLANTÄER. JETZT!«, hörte er den Draakk mit fast schon sanfter Stimme in seinem Schädel sprechen.

Wie eine richtige kleine Familie
     
     
    U nd dann sah er das Gesicht von Anna vor sich, nur für einen flüchtigen Augenblick. Da wusste er plötzlich um die Lüge, die eine, winzig kleine Variable, die nicht passte in der monumentalen Rechnung des Draakk . Das unwahrscheinlichste aller Ereignisse, mit dem keiner hatte rechnen können.
    Plötzlich wusste er, wusste mit Bestimmtheit: Es gab eine Chance, und es würde immer eine Chance geben, egal wie klein sie sein mochte, und für dieses winzige bisschen Zufall lohnte es sich zu kämpfen. Und notfalls zu sterben. Das war es, wofür seine Rasse erschaffen worden war. Und wofür der Letzte seiner Art vor über zweitausend Jahren an einem großen Holzkreuz qualvoll gestorben war. Hoffnung.
    Und er konnte sie geben.
    »KOMM JETZT, ATLANTÄER!«, forderte die tonlose Schlesinger-Stimme in seinem Kopf.
    Er hielt an dem Bild von Anna fest, als seine Finger die Verriegelung des Zünders beiseiteschoben und den Knopf ertasteten. Er schloss die Augen und sah sie deutlich vor sich. Strahlend blonde Locken umspielten zärtlich ihre schönen Gesichtszüge.
    Und sie lächelte.
    Dann wurde der Bildausschnitt größer und er sah Antonia als kleines Mädchen. Und sich selbst. Sie standen im Hamburger Zoo vor den Affengehegen. Auf Antonias Schulter saß ein kleines Äffchen, das keck nach der Eistüte in der Linken seiner Tochter angelte. Peter Singer lächelte mit

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