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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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tasteten sie über das Antlitz der vor Entsetzen gelähmten jungen Frau und raschelten dabei wie dünnes, ausgetrocknetes Papier.
    Vielleicht benutzte das Ding die gummiartigen Auswüchse, die es durch Singers Augenhöhlen steckte, um sehen zu können. Vielleicht waren sie aber auch nur Zierde oder hatten eine gänzlich andere Funktion. Vielleicht auch gar keine.
    Vielleicht musste dieses Ding überhaupt nicht sehen.
    Der Singer-Kopf des Albtraumwesens beugte sich zu ihr hinab, so nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Wieso atmete dieser Hautfetzen, dieses brutal vom Kopf seines Besitzers gefetzte Stück eines menschlichen Gesichts?
    Die augenlose Totenmaske des Singer-Zerrbildes näherte sich ihr bis auf wenige Zentimeter, die ekelhaften Fühler, die durch die Augen spießten, strichen sanft über ihr Gesicht. Der tote Mund verzog sich zu einem widerwärtigen Grinsen, öffnete sich und die Maske aus Menschenhaut begann zu sprechen, und der Geist der jungen Wissenschaftlerin brach. Denn die Maske sagte:
    »Hast du etwa schon genug, du Fotze?«
    Dann sauste das Bein auf ihre Stirn herab und die Welt wurde schwarz.

Schuld

D r. Walther erwachte vom Geräusch ihres eigenen Schreis und spürte heiße Tränen auf ihren glühenden Wangen. Ihr Atem ging stoßweise und ihr rasendes Herz versuchte panisch trommelnd aus der Brust zu springen. Ihr war übel und für einen Moment befürchtete sie, sich übergeben zu müssen. Doch dann kam das Hochgefühl, unvermittelt verspürte sie den Drang zu kichern, einfach mit weit offenen Augen in die Dunkelheit zu starren und zu kichern, während die Tränen aus ihren schreckgeweiteten Augen liefen.
    Sie presste die Arme an ihren zusammengekrümmten Körper und stellte fest, dass ihre Nägel sich tief in das empfindliche Fleisch ihres Handballens gegraben hatten.
    Während sie noch mit dem Drang, zu kichern kämpfte senkte sich eine tiefe, verzweifelte Traurigkeit über ihren Geist. Plötzlich und allumfassend, als ob jemand das Licht in ihr ausgeknipst hätte, denn dies war mehr als ein Traum gewesen. Sie hatte der Vergewaltigung ihrer unsterblichen Seele beigewohnt.
    Nun gab es nichts mehr außer Dunkelheit. Und ein Stück von dieser Finsternis würde Doreen Walther von nun an im Herzen tragen, für immer.
    All das hätte sie vielleicht verkraften können – aber sie spürte noch etwas anderes und das gab ihr den Rest.
    Sie bemerkte, dass sie eine Hand zwischen ihre Schenkel gepresst hielt und dass diese Hand klatschnass war.

Experimente
     
     
    D ie Gespräche in der Lounge kamen nur stockend in Gang. Aus der munter plappernden Pfadfindertruppe vom Vorabend waren über Nacht zwei Dutzend düster grübelnde, wortkarge Eigenbrötler geworden. Wenn die Wissenschaftler überhaupt miteinander sprachen, suchten sie ihr Heil in belanglosem Small Talk, der rasch verebbte. Selbst das Top-Thema des Vorabends, Murnauers geheimnisvolle Lebensform, war an diesem Morgen kein besonders ergiebiges Gesprächsthema – es schien irgendwie falsch , darüber zu reden.
    Und natürlich sprach niemand von den Träumen .
    Während die meisten Wissenschaftler stumm grübelnd in ihre Kaffeetassen starrten, schlang Singer gebratenen Speck und drei Spiegeleier herunter. Er schenkte sich Kaffee aus der Thermoskanne nach und nippte in kleinen Schlucken an dem heißen Getränk. Er war gut, schwarz und stark. Doch allmählich begann ein anderer Durst an ihm zu nagen. Einer, der sich nicht so recht mit Kaffee stillen lassen wollte oder mit dem großen Glas Orangensaft, das er auf einen Zug geleert hatte.
    Sein Blick fiel auf Dr. Walther, die den Raum gemeinsam mit Schlesinger betrat. Der Astrophysiker wirkte eingefroren und steif, richtiggehend alt in seinen zögerlichen, unsicheren Bewegungen. Als er näher kam, bemerkte Singer ihre geröteten Augen und die dunklen Ringe darum. Genau wie Schlesinger wirkte die Psychologin seltsam zerstreut und irgendwie abwesend .
    Singer fröstelte. Er hatte diesen Blick früher schon einmal gesehen.
    Nach dem Frühstück wurden die Wissenschaftler von einem bewaffneten Soldaten – es war einer der beiden, die Singer am Vortag schon durch die Gegend bugsiert hatten – ein weiteres Mal durch die Gänge des Murnauer'schen Labyrinths geleitet, bis sie vor einer großen Stahltür hielten. Dahinter lag eine Halle von den Ausmaßen eines kleinen Flugzeughangars.
    Offenbar hatte man den Hangar zum größten Operationssaal aller Zeiten umfunktioniert. Der reinweiße Bereich in

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