Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
trübe Sonne, die die Landschaft in dämmeriges, dauerhaftes Zwielicht tauchte. Kein Tier, kein Wasser, keine Pflanze – keine noch so geringe Spur von Leben.
Sie entdeckte ihren nackten, blassen Körper, winzig und wehrlos unter dem mächtigen Leib des Spinnendings auf dem Felsen liegen.
Dann schlugen die Vorderbeine des Dings unvermittelt zu. Zu panischer Bewegungslosigkeit verdammt beobachtete sie, gleichsam über den Ereignissen schwebend, wie der wabernde Leib des Monsters sich über ihren Körper schob und begann, sie mit mörderischer Wut zu attackieren.
Es hackte mit seinen pfahlartigen Vorderbeinen ein Paar klaffende Löcher in ihren Oberkörper. Als es sie wieder herausriss, spritze Blut in hohem Bogen auf dem Felsen.
Sie ließ es geschehen, spürte keinen Schmerz. Und wenn schon, so wurde ihr vage bewusst – was hätte sie dagegen unternehmen können?
Schutzlos wurde sie auf dem felsigen Boden herumgewirbelt, als die Schläge auf ihren Körper einprasselten wie Salven aus einem Maschinengewehr. Sie beobachtete die brutale Schändung ihres Körpers wie aus weiter Ferne und wusste doch mit der unleugbaren Bestimmtheit, die nur den furchtbarsten Albträumen vorbehalten ist, dass es ihr Körper war, der da von dem riesigen Monster aufgespießt und zerfetzt wurde.
Sie erkannte deutlich ihr einst so hübsches, blondes Haar, das sich von den Spritzern ihres Blutes dunkel färbte, während das Ding neue Löcher in sie drosch und ihr Kopf herumwirbelte wie der einer Puppe und wieder und wieder auf den Stein knallte. Strähnig hing es ihr in das blutverschmierte Gesicht, das perverserweise zu einer Geste der entrückten Ekstase verzogen war. Sie hörte ein dumpf knackenden Geräusch, als ihr Hinterkopf ein weiteres Mal hart auf dem Steinboden aufschlug, und Blut schoss in einem breiten Strom aus ihrem Mund, der Nase und den Ohren und bildete einen kleinen See auf dem Felsen.
Sie spürte nichts davon.
Währenddessen malträtierte das Ding unablässig ihren Körper und überzog ihn systematisch mit blutigen faustgroßen Löchern. Gleich einer durchgedrehten Stanzmaschine hackte es wieder und wieder auf sie ein, förderte in hohem Bogen Blut und herausgerissene Fleischstücke zutage, die in blutigen Explosionen auf die karge Erde herabklatschen. Ihr Körper zuckte und krümmte sich unter der Tortur, während er sich mit jedem Hieb zusehends in einen blutig schmatzenden Klumpen Fleisch verwandelte.
Dann bog die blutige Gestalt am Boden ihren Rücken durch, spreizte die Beine und stemmte ihre zuckenden Hüften wild nach oben, den gnadenlosen Stößen des behaarten Dings entgegen.
Gott, war das wirklich sie? Warum tat sie nichts, warum konnte sie nur entsetzt hinstarren, während alles Menschliche aus ihrem Körper geprügelt wurde? Und wieso starb sie nicht?
Sie pfählte sich selbst im unbeherrschten Rausch purer Lust, geilte sich auf an der eigenen Vernichtung, die sie regelrecht zu genießen schien. Und dann stieß auf den Grund ihrer nach Schmerzen und Gewalt schreienden Seele – wollte mehr, immer mehr …
Und hätte doch längst tot sein müssen.
Im Bereich des Brustkorbs und der Beine waren nun an mehreren Stellen zersplitterte Knochen zu sehen, die aus ihrem verletzten Körper herausspießten. Ihre Gedärme ergossen sich in einer Lache ihres warmen Blutes auf den durstigen Felsboden.
Erstaunlicherweise schien ihr Körper – obschon fast gänzlich ausgeweidet – bei vollem Bewusstsein zu bleiben und keinerlei Schmerzen zu empfinden. Der bluttriefende Klumpen, der einst eine hübsche junge Frau gewesen war, versuchte sogar, die nahezu zerfetzten Sehnen seines Halses ein letztes Mal zu spannen und sein Gesicht, das bisher von den trommelnden Schlägen verschont geblieben war, den Hieben des Monsters entgegenzurecken. Mit weit aufgesperrtem, blutverschmiertem Mund und orgiastisch flatternden Lidern bettelte sie um den finalen Stoß, der sie erlösen und endlich schmerzvoll kommen lassen würde.
Doch sie wurde nicht erlöst. Noch nicht.
Oben, auf dem ekelhaft pulsierenden Leib des Wesens baumelte, gleich einer widerwärtigen Trophäe, der entstellte Kopf des toten Dr. Singer. Oder vielmehr trug das Wesen lediglich sein Gesicht als eine Art Überzug auf einem vorstehenden Balg, der ein Kopf hätte sein können. Durch die aufgerissenen Augenhöhlen dieser Maske aus Menschenhaut – das Gesicht schien unbegreiflicherweise noch zu leben – bohrte sich ein Paar armlange, schwarze Fühler. Zitternd
Weitere Kostenlose Bücher