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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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aufzudrehen.
        Unmittelbar dort, wo die Fernbedienung gelegen hatte, saß Elvis teilnahmslos auf seinem Stuhl, pfiff sich eine Kindermelodie und kratzte mit einem Taschenwerkzeug Schmutz unter seinen Fingernägeln hervor. Hank sammelte die Reste der Fernbedienung vom Boden auf und hielt sie Elvis unter die Nase, um ihn zur Rede zu stellen. Diese überhebliche Geste machte allerdings wenig Eindruck auf Elvis, dazu war er zu abgebrüht. Schließlich war ja nicht er auf die Fernbedienung getreten. Nein, diese Sache musste Hank schon alleine ausbaden.
        Elvis war der Kassenwart der Bürgerwehr und konnte genauso wenig mit Geld umgehen, wie er singen konnte. Sein fehlendes Geschick im Bezug auf finanzielle Angelegenheiten jedweder Art hatte ihm schon zu erheblichen persönlichen Vermögenseinbußen verholfen, da er die mysteriösen Löcher in der Vereinskasse regelmäßig aus der eigenen Tasche stopfen musste. Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Je mehr Elvis mit Geld zu tun hatte, desto weniger hatte er die Angelegenheit unter Kontrolle und umso mehr Anstrengung kostete es ihn, die Sache wieder geradezubiegen. Je verzweifelter er aber den Anschein eines zuverlässigen Kassenwartes wahrte, desto vorbildlicher erschien er für die anderen, die ihn dafür mit immer größerer Verantwortung belohnten. Manchmal wollte Elvis den ganzen Kram einfach nur hinwerfen und aus dieser Dimension verschwinden.
        Die Tür flog auf, und die Kellnerin betrat den Versammlungsraum, um nach dem Rechten zu sehen. Andere Gäste hatten sich über den ohrenbetäubenden Lärm beschwert und die Beseitigung des Übels verlangt. Mit ihrer Faust hieb sie auf den Hauptschalter am Fernseher und machte dem Spuk ein Ende. Fürwahr, die Kellnerin war eine imposante Gestalt. Mit stechenden Augen ging sie durch die Reihen, um den Schuldigen ausfindig zu machen. Weil Hank der einzige im Raum war, der einen roten Kopf bekam, wusste sie auch, wer für die beschädigte Fernbedienung verantwortlich war, die er erfolglos in seinen Händen zu verbergen versuchte. Vorsichtshalber nahm Hank Demutshaltung ein und hoffte nur, dass es zu keiner Schlägerei kommen würde.
        Die Situation wurde durch Stanley entspannt. Er nahm die Gelegenheit wahr, noch ein Glas Rotwein zu bestellen, da die Kellnerin nun schon einmal hier war. Die Frau nickte grimmig, funkelte mit ihren Augen nochmals in Richtung von Hank, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie mit ihm noch ein Hühnchen rupfen würde, und schlug die Tür hinter sich zu.
        Einst hatte es Zeiten gegeben, da war Stanley der Ruf eines vorzüglichen Weinkenners vorausgeeilt. Sein Wissen hatte er sich über die Jahre mühsam angeeignet - oder antrainiert, das war wohl der bessere Ausdruck -, und es gab kaum jemanden, der sich hinsichtlich des Alkoholkonsums mit ihm messen konnte. Aber Stanley hatte noch andere Tricks auf Lager. Es war schon erstaunlich, wie zielsicher er ohne hinzusehen auch noch nach der zehnten Runde ein feinherbes Pils von einem würzigen Alt unterscheiden konnte. Für solche Späße stellte er sich stets gerne zur Verfügung. Nicht zuletzt deshalb sah die Wirtin des Römerkellers in ihm einen willkommenen Gast.
        Bereits mit achtzehn Jahren hatte Stanley seine ersten Entziehungskuren hinter sich, wo er außer den jeweiligen Therapeuten auch viele Gleichgesinnte kennen lernte, und es war ihm noch immer gelungen, jede Selbsterfahrungsgruppe binnen kürzester Zeit zu sprengen (kontrolliert trinken - das war sein Motto). Stanley verdingte sich in der Fabrik als Vorarbeiter. Bei diesem Job konnte er nicht viel falsch machen, weil er eine Maschine zu überwachen hatte, die ihre Arbeit automatisch verrichtete. Das gab ihm Zeit für die eine oder andere Pause, in der er dem Alkohol zusprechen konnte.
        Den Anschluss an die Bürgerwehr hatte er gefunden, nachdem der aus der Fußballmannschaft ausgeschlossen worden war. Alkoholexzesse hatte man ihm vorgeworfen, von Zersetzung der Kampfkraft, ja von konspirativen Absichten war die Rede gewesen, aber was zum Teufel wussten die schon von einem guten Tröpfchen Wein. Der Rausschmiss hatte ihm und in der Folge seiner Leber schwer zugesetzt.
        Die Bürgerwehr war zu diesem Zeitpunkt noch über jedes neue Mitglied froh, und Stanley hatte versprochen, im Falle seiner Aufnahme eine Runde auszugeben. Spendable Mitglieder waren immer gern gesehen, und überhaupt, was war schon gegen ein paar Tropfen Alkohol

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