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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Dracheneis schießen und Informationen über die Oberflächenstruktur liefern. Die Frequenzen reichten vom sichtbaren Licht bis in den ultravioletten Bereich hinein, während die Impulswiederholungsrate auf 100 000 Impulse pro Sekunde gesenkt wurde.
    Cesar ließ den Strahl einen Winkelgrad absuchen, tangential ausgehend von dem Kreis mit fünf Kilometern Radius, der bereits vermessen worden war, und noch einmal fünf Kilometer weiter – ein gutes Stück über die Krümmung des Dracheneis hinweg. Vor Cesars Augen kroch der enge Fächerstrahl langsam nach Westen.
    Zeit: 06:40:46 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Rosa Augen schob sich den kleinen Hügel gleich vor der Clan-Siedlung hinauf. Er war sich so sicher gewesen, dass der Glänzende mit ihm durch Sein Inneres Auge gesprochen hatte, aber niemand wollte ihm glauben.
    » Und doch – es war so hell!«, sagte Rosa Augen zu sich selbst. » Solche blendenden, gleißenden Blitze reinen Lichts! Es war eine Botschaft des Glänzenden höchstpersönlich. Und doch wollte Er es die anderen nicht erkennen lassen. Warum? Warum???«
    Wieder einmal rastete Rosa Augen auf dem Gipfel. In den Gebeten und Gesängen, die er bei jedem Gottesdienst gläubig durch die Kruste hatte vibrieren lassen, suchte er Trost bei einem, der ihn mit so gut wie jeder Erniedrigung heimsuchte – ausgenommen dem Tod.
    Rosa Augen spürte sein kleines scharfes Messer in seiner Waffentasche und zog es heraus. Lange Zeit betrachtete er es und dachte nach … Er ließ das Messer auf die Kruste fallen, und seine Spitze zerbrach.
    Rosa Augen wusste, der Clan würde nicht zulassen, dass er verhungerte, auch wenn man es ihm verweigerte, an der Arbeit teilzunehmen. Aber er entschloss sich, das Dorf für immer zu verlassen. Ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen, glitt er nach Osten davon, hinein in die Wildnis – in das Gebiet der Barbaren. Die Wachtposten, die an das Herumwandern dieses merkwürdigen blassen Jungen gewöhnt waren, ließen ihn ohne Anruf durch.
    Rosa Augen hatte keinen Plan. Sein einziger Gedanke war, den Clan zu verlassen, der ihn zurückstieß. Er wusste, dass die Barbaren eine Gefahr für ihn waren. Aber die Vorstellung, durch die Spitzen ihrer Speere den Tod zu finden, barg keine Schrecken für ihn. Er wanderte weiter, angezogen von der Konstellation der Lichter über dem Ostpol, die bei jeder Umdrehung einmal langsam rotierten.
    An einer vereinzelten wilden Pflanze fand Rosa Augen ein paar halbreife Schoten und verzehrte langsam die erste Nahrung, die er seit vielen Umdrehungen zu sich genommen hatte. Da hielt er plötzlich von Ehrfurcht durchschauert inne. Das Innere Auge hatte vor ihm einen lange andauernden vielfarbigen Lichtstrahl auf die Kruste hinuntergesandt. Er war völlig anders als die Strahlen, die er zuvor gesehen hatte. Das waren kurze Blitze gewesen, so schnell und so grell, dass sie überhaupt keine Farbe zu haben schienen. Diese Strahlen jedoch waren wie stumme Worte rollender Krustenbeben. Sie begannen tiefrot und wanderten dann gemächlich durch seltsame Farben bis zu einem intensiven Glanz. Rosa Augen wartete und wurde kurz darauf durch ein neues blendendes Schauspiel belohnt. Wie in Trance verstaute er die Schoten in einer Tasche und bewegte sich auf den Lichtstrahl zu. Er tauchte immer wieder auf, und bald verließ sich Rosa Augen auf seine Regelmäßigkeit.
    Während Rosa Augen vorwärtsglitt, um den Strahl abzufangen, bemerkte er, dass dieser langsam nach Norden zog. Kurze Zeit später kehrte er jedoch zurück und schien nun mit jedem langen Aufleuchten näher und näher zu kommen. Rosa Augen wandte sich nach Süden, um ihm dort zu begegnen. Doch dann blieb er stehen und wartete darauf, dass der Strahl zu ihm käme. Die Zeit verging, und der vielfarbige Strahl leuchtete immer stärker.
    Dann plötzlich war er über ihm. Seine rosa Augen zogen sich reflexartig unter ihre Schutzklappen zurück. Ringsum funkelte die Kruste in allen Farben. Aber das merkwürdigste Gefühl war die Wärme, die Rosa Augen auf seiner Oberseite empfand. Es war ein so wonnevolles Gefühl wie die sexuelle Vereinigung mit einem Gott. Rosa Augen wand sich unter dem Strahl vor Lust. Er machte seinen blassen Körper ganz dünn, um das herrliche Gefühl voll auszukosten. Und dann, ganz plötzlich, hörte das Gefühl ebenso unvermittelt auf, wie es begonnen hatte.
    Bestürzt zog sich Rosa Augen wieder zu seiner normalen Gestalt zusammen und wartete. Kurze Zeit später kehrte der

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