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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Strahl zurück, diesmal in südlicher Richtung. Doch jetzt konnten die Augen das Gleißen aushalten, und die Oberseite durchschauerte nur ein schwacher Abglanz des Entzückens, das er vor wenigen Augenblicken noch empfunden hatte. Rosa Augen versuchte, sich mit dem Strahl fortzubewegen, aber dieser war zu schnell für ihn und ließ ihn zurück.
    Rosa Augen wartete, die Augen nach oben gerichtet, während der schöne Strahl seinen Weg nach Süden fortsetzte. Er war überzeugt, er werde zurückkehren, deshalb wurde er nicht ungeduldig. Er bewegte sich nur, um etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Dann sah er den Strahl wieder näher kommen. Als er ihn erreichte, war Rosa Augen bereit. Er hatte seinen kleinen blassen Körper so flach wie möglich ausgebreitet, um die warme Liebkosung des Lichts voll zu empfangen. Der Strahl war über ihm, und er verging vor Lust. Seine Sohle knetete die Kruste in einem ekstatischen Gebet. » Glänzender! O Glänzender! Ergieße den Segen Deiner Liebe über mich. Ich danke Dir! Oh, ich danke Dir, dass Du Deinen treuen Diener belohnst!«
    Viele Umdrehungen lang blieb Rosa Augen in der Wildnis und kommunizierte mit dem Inneren Auge des Glänzenden, dessen Strahl der Liebe und des Entzückens jedes halbe Dutzend Umdrehungen vorbeikam. Mit dem Strahl wanderte Rosa Augen langsam wieder auf das Dorf seines Clans zu. In ihm wuchs die Überzeugung, dass er – und er allein – berufen worden war, den Cheela das Wort des Glänzenden zu bringen.
    Als Rosa Augen sich schließlich von dem Rausch des sexuellen Vergnügens losriss, fühlte er sich geistlich gestärkt. Jetzt bewegte er sich schneller und ließ den Strahl hinter sich. Der Strahl vollführte weiter seine Bewegungen nach Norden und Süden, während er langsam weiter nach Westen vorkroch. Rosa Augen glitt geradewegs auf die Siedlung des Clans zu. Er erklomm wieder seinen Hügel, von dem er zu Beginn seiner Reise den Glänzenden angerufen hatte. Er begann zu predigen. Seine hohe Stimme, jetzt kräftig in ihrer unbeirrbaren Überzeugung, hallte weit durch die Kruste.
    » Bereitet euch vor! Bereitet euch vor, ihr Leute! Denn der Segen des Glänzenden wird bald über euch kommen!«, ertönte die Stimme von Rosa Augen.
    Anfangs kamen nur die Grenzwachen, um sich die Quelle der Stimme anzusehen. Als sie Rosa Augen entdeckten, verspotteten sie ihn und kehrten auf ihre Posten zurück. Nach ein paar Wachablösungen hatten die meisten Clan-Mitglieder von dem seltsamen Gefasel gehört, das der von dem Glänzenden Gezeichnete von sich gab. Die Neuigkeit erreichte schließlich auch den Clan-Astrologen, der sich auf der Stelle zu Scharfschlitzerin begab.
    » Wir müssen etwas unternehmen!«, forderte der Clan-Astrologe.
    Scharfschlitzerin stimmte ihm zu. » Du hast recht. Versuchen wir, ihn zur Vernunft zu bringen und dem Unfug ein Ende zu machen.«
    Scharfschlitzerin, der Clan-Astrologe und eine Gruppe von Kriegern glitten hinaus zu dem Hügel. Im Näherkommen hörten sie Rosa Augen auf eine kleine Schar Witze reißender Krieger und ein paar größere Kinder einpredigen.
    » Bereut und betet!«, rief Rosa Augen. » Bereut! Denn bald wird der Segen des Glänzenden über euch kommen!«
    Scharfschlitzerin ließ ihre Sohle auf die Kruste donnern. » Rosa Augen! Hör auf mit dem Unsinn und komm her!«
    » Nein!«, antwortete Rosa Augen. » Ich gehorche jetzt einem Höheren als dir!« Rosa Augen fasste mit einem Fühler in eine Tasche, die geschlossen gewesen war, seit er das Kindergehege verlassen hatte, und zog sein Clan-Totem heraus.
    » Ich gehöre nicht länger zu diesem Clan«, sagte Rosa Augen und hielt sein Clan-Totem hoch, sodass alle es sehen konnten. Er ließ es fallen, und es zerbrach auf der Kruste. Eine kleine Schockwelle erreichte die Sohlen aller Umherstehenden. » Ich bin von dem Glänzenden berufen worden«, erklärte Rosa Augen, » damit ich alle Mitglieder aller Clans lehre, Ihn auf die rechte Weise anzubeten.«
    » Jetzt reicht es«, flüsterte der Clan-Astrologe Scharfschlitzerin zu. » Bring ihn zum Schweigen!«
    Scharfschlitzerin schritt zur Tat, wenn auch ungern. Es war eine unangenehme Pflicht, jemanden zu bestrafen, der offensichtlich geisteskrank war. Aber Rosa Augen hatte durch die Zerstörung seines Clan-Totems den Schutz des Clans verloren.
    » Da du dein Totem zerstört hast«, verkündete Scharfschlitzerin mit lauter Stimme, » hast du dich selbst aus dem Clan ausgeschlossen. Daher befehle ich dir, das Clan-Territorium zu

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