Drachenelfen
Prolog
Einführung in die vier Reiche
Man nennt mich Haplo.
Der Name bedeutet einsam, allein. Meine Eltern
gaben ihn mir als eine Art Prophezeiung – sie wußten, sie würden früher oder
später den Tod finden in diesem Ghetto, in welches man mein Volk, die Patryn,
verbannt hat – das Labyrinth, ein finsterer Ort todbringender Magie.
Ich wurde ein Läufer – einer, der das Labyrinth
bekämpft. Das Glück stand mir bei. Es gelang mir, das Letzte Tor zu erreichen
und den Durchgang zu erzwingen, auch wenn mich der Versuch beinahe das Leben
gekostet hätte. Wäre nicht dieser Würste stehlende Hund gewesen, der hier neben
mir sitzt, könnte ich heute nicht diesen Bericht niederschreiben. Der Hund gab
mir den Lebenswillen zurück, als ich aufgeben und sterben wollte.
Er hat mich gerettet.
Der Hund gab mir den Willen zu leben, doch mein
Fürst Xar gab mir einen Grund zu leben, ein Ziel.
Xar war der erste Patryn, dem die Flucht aus dem
Labyrinth gelang. Er ist alt und mächtig, meisterlich bewandert in der
Runenmagie, die sowohl den Patryn wie auch unseren Feinden, den Sartan, ihre
gottähnliche Kraft verleiht. Xar floh aus dem Labyrinth, doch nur, um sogleich
dorthin zurückzukehren. Kein anderer hat je den Mut aufgebracht dies zu tun,
und bis heute wagt er täglich sein Leben, um den unseren in ihrem Kampf
beizustehen.
Mittlerweile sind viele von uns dem Labyrinth
entronnen. Wir leben im Nexus, den wir in eine wunderschöne Stadt verwandelt
haben. Aber sind wir auch geläutert, wie unsere Kerkermeister es planten?
Ein ungeduldiges Volk, lernten wir Geduld in
jener harten Schule. Ein selbstsüchtiges Volk, lernten wir Selbstaufopferung,
Loyalität. Vor allem lernten wir jedoch zu hassen.
Es ist das Ziel meines Fürsten Xar – unser Ziel –,
die Welt zurückzuerobern, die man uns entrissen hat, über sie zu herrschen, wie
es bestimmt war, und an unseren Feinden furchtbare Rache zu nehmen.
Die vier Reiche waren ursprünglich eine Welt,
ein herrlicher, blaugrüner Planet. Sie gehörte uns und den Sartan, denn wir
verfügten über die Macht der Runenmagie. Die anderen, minderen Rassen,
die wir als die Nichtigen bezeichnen – Menschen, Elfen und Zwerge –, verehrten
uns als Götter.
Aber die Sartan argwöhnten, wir Patryn wollten
sie überflügeln. Die Waagschalen der Macht neigten sich zu unseren Gunsten.
Voller Zorn heckten die Sartan einen tückischen Plan aus. Indem sie von ihrer
Runenmagie Gebrauch machten – basierend auf der unendlichen Variabilität der
Omniwelle –, teilten die Sartan die Welt und verbannten uns in ein grausames
Exil.
Sie schufen vier neue Welten aus den Trümmern
der alten, jede aus einem der in ihr enthaltenen Elemente: Luft, Feuer, Stein,
Wasser. Als Verbindung fungieren die magischen Todestore, die jene im Besitz
der Runenmagie ungefährdet passieren können. Der Plan sah vor, daß die vier
Welten sich gegenseitig unterstützen sollten: Pryan, die Welt des Feuers,
versorgt Abarrach, Welt aus Stein, mit Energie; Abarrach liefert Erze und
Mineralien nach Chelestra, der Welt aus Wasser, und so weiter. Koordiniert und
in Gang gehalten werden sollte alles von einer wundersamen Maschine, dem
Allüberall, von den Sartan auf Arianus konstruiert.
Aber das phantastische Projekt war ein
Fehlschlag. Aus einem unerfindlichen Grund ging auf jeder der vier Welten die
Zahl der Sartan zurück, sie schwanden dahin. Jede Dependance rief die andere
zur Hilfe, doch es kam keine Antwort. Überall hatte man die gleichen Probleme.
Ich entdeckte dies, weil ich von Xar den Auftrag
erhalten hatte, jede dieser Welten zu bereisen. Als Spion, um herauszufinden,
was aus unseren alten Gegnern geworden war. So stattete ich der Reihe nach
allen vier Reichen einen Besuch ab. Der vollständige Bericht findet sich in
meinen Aufzeichnungen, die unter der Bezeichnung Die Todestordiarien bekannt
sind.
Was ich entdeckte, stellte eine große
Überraschung dar. Die gewonnenen Erkenntnisse veränderten mein Leben – und
nicht zum Besseren. Als ich aufbrach, kannte ich alle Antworten. Jetzt stehe
ich da mit den Fragen.
Fürst Xar gibt die Schuld an meiner Verwirrung
einem Sartan, der mir auf meinen Reisen begegnete. Ein Sartan, der unter dem
Namen eines Nichtigen lebt – Alfred Montbank.
Anfangs stimmte ich mit meinem Herrn überein.
Ich beschuldigte Alfred, war überzeugt, daß er mich manipulierte. Inzwischen
bin ich nicht mehr so sicher. Ich zweifle an allem
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