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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Bidayn ging Unannehmlichkeiten gerne aus dem Weg. »Ich weiß nicht, was wir anders machen sollten«, antwortete sie schließ lich leise.
    Lyvianne ergriff die Hände ihrer Schülerin und löste sie von den Haltegriffen. Die junge Elfe rutschte ihr ein Stück entgegen. »Folge mir, und ich zeige dir, was zu tun ist.« Sie streichelte über die dünnen Handschuhe. »Darf ich sie sehen?«
    Bidayn nickte schüchtern. Es war drückend schwül. Wahrschein lich trug außer ihr niemand in der ganzen Stadt Handschuhe. Lyvianne streifte das dünne, geschmeidige Leder von Bidayns schlanken Fingern. Auf der weißen Haut des Handrückens zeichnete sich ein Rautenmuster ab. Diese Narben bedeckten ihren gesamten Körper. Es sah aus, als habe man sie in ein Fischernetz aus glühendem Draht gewickelt. Nichts vermochte diese Narben auszulöschen.
    Die Sänfte neigte sich wieder in die Waagerechte. Der Lärm von Marktschreiern umfing sie und der Gestank nicht mehr ganz frischen Fisches.
    »Ich werde dir deine Schönheit zurückgeben«, sagte Lyvianne und lächelte. »Nein, entschuldige, deine makellose Haut. Schön bist du immer gewesen. Würdest du dich nicht verstecken, ich bin mir sicher, viele Männer würden dein Aussehen nicht als Makel betrachten, sondern dich exotisch und geheimnisvoll finden.«
    »Ich finde es abstoßend«, zischte Bidayn. »Ich kann es nicht ertragen, meinen Leib zu betrachten. Ich würde alles tun, um diese Narben verschwinden zu lassen und eine Haut wie die Seidene zu haben. Hast du sie einmal berührt, Lyvianne? Sie ist makellos!«
    »Für eine Menschentochter.«
    »Nein, in jeder Hinsicht. So unglaublich zart. Als hätte sie ihre Haut viele Jahre täglich mit Ölen behandelt.«
    »Du weißt, wie schnell Menschenhaut altert?«
    Bidayn streifte ihre Handschuhe wieder über. Sie hielt den Kopf gesenkt, gefangen in ihren Träumen.
    »Hast du schon einmal einem Mann beigelegen?«
    »Warum?«
    »Hast du?«
    »Natürlich!«, entgegnete Bidayn so hastig und so betont, dass Lyvianne es nicht glaubte. Ihre Schülerin träumte, statt zu leben. Das war ihr größter Fehler. Aber davon würde sie Bidayn nun heilen.
    »Gut«, sagte Lyvianne. »Heute werden wir gemeinsam einen Mann verführen. Ich werde dir zeigen, was zu tun ist, damit ein Mann jedes seiner Geheimnisse mit Freuden mit dir teilt. Es wird dein Leben verändern.« Sie sah, wie Bidayns Hände sich erneut fest um die Haltegriffe zwischen den Kissen schlossen, obwohl sie diesmal keine Treppe hinaufgetragen wurden.
    »Ich glaube nicht, dass ich das will«, sagte ihre Schülerin steif.
    »Und wenn ich dir dafür eine neue Haut schenke?« Es war Bidayn anzusehen, wie sehr sie mit sich rang. »Ich will dich nicht überreden. Wenn du mit mir gehst, werden sich dir in dieser Nacht ganz neue Pfade in der Kunst des Zauberwebens erschließen. Ich lehre dich eine dunklere, mächtigere Magie. Doch du musst es wollen. Dies ist keine Kunst, die man mit halbem Herzen ausübt. Verschreibe dich ihr ganz und gar, und sie wird dir ungeahnte Freiheiten schenken. Gehe diesen Weg unentschlossen, und er wird dich verschlingen. Hilf mir heute, vergiss dabei all deine moralischen Bedenken, und ich schenke dir eine neue Haut, sobald wir aus dem Krater zurückkehren.«
    Wie um ihre Worte in ihrer Endgültigkeit zu unterstreichen, wurde in diesem Augenblick die Sänfte abgestellt. Sie hatten vor einem großen Haus mit staubiger, rotbrauner Ziegelfassade ge halten. Hier hatte Lyvianne ein Zimmer für einen Tag gemietet. Es war kein allzu schäbiges Viertel, und es gab einen Hof, auf den kein Fenster blickte, sodass sie ungesehen die Sänfte verstecken konnten.
    Entschlossen stieg Lyvianne aus. Drei Schritt und sie trat in den düsteren Hauseingang, dessen Schatten sie umfingen wie Rabenschwingen. Die Zauberweberin blickte zurück. Zufrieden sah sie, dass Bidayn ihr folgte.

R ausch der Sinne
    Tuwatis hatte den ganzen Tag über mit sich gerungen, ob er gehen sollte. Und in der Nacht zuvor hatte er kaum geschlafen. Dieses Weib wusste genau, was sie ihm angetan hatte, als sie ihm den Papyrusstreifen mit der Wegbeschreibung zugesteckt hatte. Er hätte nicht hierherkommen dürfen. Wenn er nur an sie dachte, wurde ihm heiß und kalt. Der Dienst an der Geflügelten Išta verbot ihm nicht, mit Frauen zu verkehren. Aber hier auf Nangog gab es kaum einmal eine Möglichkeit. Der Tempel versorgte ihn mit allem, was er brauchte: gutem Essen, schöner Kleidung, einem angenehmen, sauberen Raum, in

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