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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie gesagt hatte, klang richtig, aber dennoch wurde Nandalee das Gefühl nicht los, dass es falsch war, auf sie zu hören.
    Aus den Augenwinkeln betrachtete sie Gonvalon, der ihr abgewandt am Tisch saß. Seit Tagen verhielt er sich merkwürdig. Er suchte ihre Nähe und blieb zugleich seltsam distanziert. Irgendetwas stimmte nicht. Verheimlichte er ihr etwas? Oder war sie schon völlig überspannt?
    »Und wir sollten noch etwas ganz anderes bedenken«, setzte der Schwertmeister nach und holte sie damit in die Gegenwart zurück. »Vielleicht war das gar nicht in erster Linie eine Botschaft für die Gläubigen. Vielleicht war sie für uns bestimmt! Nangog ist eine Göttin, und wie es scheint, ist sie immer noch mit fast allem auf ihrer Welt verbunden – auch wenn ihr die Macht genommen wurde, großen Einfluss zu nehmen. Sie drängt uns, zu ihr zu kommen. Wir sollten mutiger sein und nicht unsere Zeit damit vergeuden, nach dem sichersten Weg zu suchen!«
    Nandalee fasste nach dem Amulett an ihrem Hals. Nachtatem war sehr deutlich gewesen. Dieses Kleinod durfte nicht verloren gehen. Und auf gar keinen Fall durfte es in die Hände der Devanthar gelangen. Mutig sollten sie sein, aber nicht tollkühn. Ihr Unternehmen durfte nicht so enden wie der Vorstoß der sieben Meister. Sie mussten einen sicheren Weg hinab in den Krater finden. Oder zumindest herausbekommen, welche Gefahren sie dort erwarteten.
    Nandalee erzählte ihren Gefährten von der zerbrochenen Tontafel. »Hast du irgendetwas über einen Mann in einem Stein in den Archiven des Išta-Tempels gefunden, Lyvianne?«
    »Nein. Das Einzige, was ich dort gefunden habe, ist ein lüsterner Hohepriester, der sich großsprecherisch der Bewahrer der Tiefen Gewölbe nennt. Er ist nicht der oberste Priester des Tempels, aber doch einer der bedeutendsten. Er überschüttet mich und Bidayn mit anzüglichen Schmeicheleien und Andeutungen über all die Geheimnisse, die er kennt. In dieser Welt fast ohne Frauen scheinen alle Männer verrückt geworden zu sein. Für einen heimlichen Kuss hat er mich heute auf eine Tontafel blicken lassen, aus der hervorgeht, dass die Hohepriesterin in Schmuggelgeschäfte verwickelt ist.« Lyvianne schnaubte verächtlich. »Mein Gefühl ist, dass es in seinen Tiefen Gewölben nichts als Spinnweben gibt. Ich kann an diesem Ort keine Magie spüren.«
    »Du hast im Tempel dein Verborgenes Auge geöffnet?«, fragte Nandalee entsetzt. »Ausgerechnet dort! Willst du uns alle verraten?«
    »Wie du siehst, lebe ich noch, und es sind uns auch noch keine Devathar auf den Fersen, oder?«, entgegnete Lyvianne völlig unbeeindruckt. »Wir waren lange genug zurückhaltend. Auch ich glaube, dass Nangog uns eine Botschaft geschickt hat. Wir müssen uns beeilen. Sie braucht uns. Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Zeit in irgendwelchen Archiven zu verlieren. Dort finden wir nichts, wonach wir suchen. Und ein Mann in einem Stein wird uns wohl kaum weiterhelfen.«
    »Ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, beharrte Nandalee.
    Sie sah zu Nodon, der mit versteinerter Miene an der Wand lehnte. »Hast du etwas Neues über die Zapote herausgefunden? Und was ist mit dem blonden Mann, der vielleicht ein Elf ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Der Blonde ist nicht aufzufinden. Vielleicht zeigt er sich aber auch deshalb nicht mehr, weil er bemerkt hat, dass ich auf ihn aufmerksam geworden bin. Oder aber er war so dumm, sich in die Tempelgärten locken zu lassen. Womöglich gibt es dort einen Abstieg in den Krater. Ich würde gerne …«
    »Drei Tage noch«, schnitt ihm Nandalee das Wort ab. »So lange werdet ihr noch meinem Weg folgen, dem Geheimnis des Weltenmunds nachzuspüren. Noch gehen wir keine unüberschaubaren Risiken ein!«

D er Weg ins Dunkel
    »Nandalee ist zu jung, um uns anzuführen. Sie hat sich verrannt und ist zu stolz, um es zuzugeben. Diese endlosen Stunden mit alten Aufzeichnungen bringen gar nichts. Nodon hat vom ersten Tag an nicht auf sie gehört und ist seinen eigenen Weg gegangen. Ich werde es von nun an genauso machen. Was ist mit dir, Bidayn?«
    Ihre Sänfte neigte sich nach hinten. Sie wurden eine der endlosen Treppen dieser Stadt hinaufgetragen. Lyvianne spürte, wie das Gewicht ihres Körpers sie in die Kissen drückte. Bidayn hielt sich an zwei Haltegriffen zwischen den Kissen fest. Ihre Schülerin hatte ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass es ganz im Schatten verborgen blieb, und dennoch wand sie sich unter ihrem Blick.

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