Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Zinnernen anführen? Sein eigenes Schattenreich in den dunklen Gassen der Goldenen Stadt errichten? Das hätte er nie geduldet … und Kolja hatte das gewusst!
»Fehlen dir jetzt endgültig die Worte, du schafsköpfiger Stammler?«, zischte Necahual. »Dein bester Freund hat dich verraten. Und dein Feind steht vor dir und fleht dich um einen Gefallen an. Um etwas, das allein du vollbringen kannst. Als Einziger auf Daia und Nangog kannst du meine Schwester retten.«
Volodi starrte den Panthermann an. Das Gesicht hinter den Raubtierkiefern lag im Schatten. Es war unmöglich, in seinen Zügen zu lesen.
»Wie geht es sich Quetzalli?«
»Schlecht. Sie büßt dafür, dass sie dich nicht hierhergeführt hat. Als du sie kennengelernt hast, war sie eine Jägerin . Sie war …«
»Sie war sich eine Hure! Hat sich Männer verführt, zu gehen mit sich in Bett. Und wenn sich Kopf leer war von Männer, hat sie genommen sich und ist sich gegangen in verfluchte Tempelstadt.«
»So mag es aussehen, wenn man mein Volk nicht kennt«, entgegnete der Jaguarmann erstaunlich ruhig. »Tatsächlich war sie eine Priesterin von hohem Rang, die sich ganz und gar dem Dienst an der Gefiederten Schlange verschrieben hatte. Sie hatte heilige Eide geschworen, niemals einen Mann zu lieben. Sie gehörte allein der Schlange, und es war ihre Aufgabe, würdige Opfer zu finden. Und dann ist sie dir begegnet, und sie hat ihr Volk verraten … und was noch schlimmer ist, ihren Gott. Du bist entkommen. Meine Schwester aber musste die schlimmste aller Strafen erdulden, die einer Priesterin zuteilwerden kann.«
Immer noch sprach Necahual ohne jede Emotion.
Volodi starrte in das hinter Schatten verborgene Gesicht. »Habt ihr sie sich ermordet … Habt sie sich gezerrt selbst auf einen Blutaltar. War es sich so?«
Der Zapote schüttelte sanft den Jaguarkopf. »Du verstehst nicht. Sein Leben der Gefiederten Schlange zu geben ist eine Ehre. Und Ehre hat man meiner Schwester nicht erwiesen. Auch nicht Gnade, denn nichts anderes wäre eine Hinrichtung gewesen. Ihr wurde bestimmt, ›Fleisch‹ zu sein.«
»Fleisch?« Volodi schwankte. Er fühlte sich, als habe ihn ein Schlag in den Magen getroffen. Was sollte das heißen, Fleisch? Un willkürlich musste er an die Hunde und Geier auf dem Schlachtfeld denken, die am Fleisch der Toten gezerrt hatten.
»So bestraft die Priesterschaft ihre Feinde von hoher Geburt. Die Weiber und Töchter aus Familien von Adel werden dazu verdammt, den Adlerrittern und Jaguarmännern gefügig zu sein, denn auch wir sind Männer … zumindest ein Teil von uns ist es noch und wir sehnen uns nach … zärtlichen Stunden.« Bei den letzten Worten war Necahual ins Stocken geraten und wandte sein Gesicht ab.
»Also tut sich deine Schwester, was sie sich immer hat getan«, murmelte Volodi bitter. »Steigt sich in Bett mit fremden Männern.«
Die Bewegung kam so schnell und unerwartet, dass Volodi völlig überrumpelt wurde. Obwohl die schwarzen Krallen des Panthermanns seine Wange kaum berührten, blieben vier Schnitte zurück, aus denen warmes Blut auf seine Schulter troff. Der Drusnier machte einen Satz zurück, duckte sich und hob die Fäuste. Ihm war klar, dass der Jaguarkrieger ihn zerfleischen könnte, aber zumindest würde er sich nicht mehr überrumpeln lassen.
Necahual hatte die Rechte erhoben, als wolle er noch einmal zuschlagen. Seine Krallenhand zitterte. »Du wirst nicht schlecht von meiner Schwester sprechen. Du hast ja keine Ahnung … du goldhaariges Stück Scheiße!«
Solange er redete, würde er nicht wieder zuschlagen, dachte Volodi. »Was ist sich anders jetzt? Bin ich mich Barbar. Musst du mir mich langsam erklären.«
Der Zapote ließ die Hand sinken. »Ich hatte doch gesagt, wenn die Leidenschaft uns fortträgt, sind wir nicht mehr wie normale Männer. Es ist … wir verletzen die Frauen. Und hinterher erinnern wir uns nicht einmal mehr, wie es geschehen ist. Wir geraten in Ekstase. Etwas von der unbändigen Wildheit der Adler und Jaguare hat in uns Einzug gehalten. Wir wollen nicht, aber es kommt vor, dass wir die Frauen im Liebesspiel verletzen. Schwer. Deshalb nennt die Priesterschaft sie Fleisch. Nur wenige überleben die ersten Wochen. Quetzalli ist nun mehr als ein Jahr dort. Als ich zur Ebene von Kush auszog, lebte sie noch.« Er stockte. »Seitdem habe ich keine Nachricht von ihr.«
Volodi dachte an die wunderbaren, leidenschaftlichen Stunden, die er mit der Priesterin verbracht hatte. An
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